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Auge um Auge

Auge um Auge

Titel: Auge um Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siobhan Vivian , Jenny Han
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einer Nasenoperation abzuringen. Ich hatte ihre Nase nie hässlich gefunden, doch nachdem Rennie mich erst einmal auf den kleinen Höcker auf ihrem Nasenrücken aufmerksam gemacht hatte, sah ich ihn auch.
    Als der Verband abkam und die Narben verheilt waren, entschied Rennie, dass wir in der High School zu den Coolen gehören müssten.
    Kat fand das blöd, Rennie wurde sauer, und die beiden hatten einen ihrer heftigen Kräche. Ich nahm an, dass wie immer alles nach ein paar Tagen wieder in Ordnung sein würde, doch nach einer Woche war Rennie noch immer sauer. Kat sei unreif, meinte sie, sie kapiere einfach nicht, worum es ging. Und sie würde uns ewig ein Klotz am Bein sein.
    Wir ließen Kat nicht gleich fallen. Wir fuhren zusammen aufs Festland und machten dort wie geplant unsere Einkäufe zum Schulanfang. Wir gingen an Kats Geburtstag zusammen ins Kino, aber schon da wollte Rennie unbedingt neben mir sitzen und sich mit mir eine Tüte Schokoplättchen teilen, was richtig peinlich war. Anschließend hatten wir alle bei Kat übernachten wollen, aber als wir aus dem Kino kamen, verkündete Rennie, sie fühle sich nicht gut und wolle lieber nach Hause. Dass sie nur simulierte, war offensichtlich, denn Rennie war eine erbärmliche Schauspielerin. Ich zog Kat beiseite und fragte sie: »Willst du trotzdem, dass ich komme?«
    Kat sagte nur: »Vergiss es.«
    Also ging ich auch nach Hause und grübelte über die Sache nach, erst allein, dann mit Mom. Ich erzählte ihr, dass Rennie und Kat Krach gehabt hatten, dass Rennie nicht mehr mit Kat befreundet sein wollte und ich irgendwie zwischen zwei Stühlen säße.
    »Ich meine, wenn ich mich für eine von beiden entscheiden muss, dann vermutlich für Rennie«, sagte ich.
    »Aber warum musst du dich überhaupt entscheiden?«, fragte Mom. »Warum kannst du nicht diejenige sein, die die beiden wieder zusammenbringt?«
    »Ich glaube nicht, dass Rennie auf mich hören würde«, sagte ich.
    »Versuch’s doch wenigstens«, drängte sie mich. »Kat hat eine Menge durchgemacht. Sie braucht ihre Freunde.«
    Plötzlich drückte mich mein Gewissen. Kats Mutter war im Jahr zuvor gestorben. Sie war lange krank gewesen. Kat mochte nicht darüber sprechen, zumindest mit mir nicht. Mit Mom redete sie allerdings manchmal, wenn Rennie und ich in meinem Zimmer waren.
    »Na gut, ich versuch’s«, sagte ich zu Mom.
    Dann hatte ich eine tolle Idee: Zum ersten Schultag würde ich Rennie und Kat Freundschaftsketten schenken. Die würden uns wieder verbinden und die Wogen glätten.
    Mom und ich kauften sie zusammen in dem schönen Juweliergeschäft in New Haven, in dem Dad immer etwas für Mom zum Hochzeitstag aussucht. Wir entschieden uns für identische Goldkettchen und individuelle Glücksbringer als Anhänger für jede von uns. Ich freute mich schon so darauf, den beiden die schwarzen Samtkästchen zu geben ... Vor allem Rennie würde aus dem Häuschen sein, das wusste ich.
    Am ersten Schultag fuhr Rennies Mutter uns zur Schule, und als sie kamen, erwartete ich sowohl Kat als auch Rennie auf dem Rücksitz zu sehen. Sie lebten auf derselben Seite der Insel, wir wohnten am weitesten abseits.
    Doch Kat saß nicht im Auto, bloß Rennie in ihrem neuen Jeans-Minirock mit der schicken Stickerei auf den hinteren Taschen.
    Ich stieg ein und fragte: »Ist Kat krank?«
    Rennie schüttelte den Kopf.
    Als sie sah, dass ihre Mutter uns im Rückspiegel beobachtete, beugte sie sich zu mir herüber und flüsterte: »Ich wollte sie nicht abholen. Ich bin fertig mit ihr.«
    »Hast du ihr Bescheid gesagt, dass ihr sie nicht abholt?«, flüsterte ich zurück.
    Was, wenn Kat an der Straße auf uns wartete?
    Was, wenn sie am ersten Tag der High School zu spät käme?
    »Sie wird’s schon merken«, sagte Rennie. Dann legte sie einen Finger an die Nase und fragte besorgt: »Sieht sie geschwollen aus?«
    Obwohl ich eigentlich vorgehabt hatte, Rennie und Kat die Ketten gleichzeitig zu geben, beschloss ich nun, dass Rennie ihre jetzt gleich bekommen sollte. Sie schien schlecht gelaunt, und ich wünschte mir doch so, dass dieser Tag fröhlich beginnen sollte. Sie kreischte so laut auf, dass ihre Mutter eine Vollbremsung machte.
    Rennies Anhänger war ein Herz. Meiner war ein winziger goldener Cupcake.
    Wir zogen unsere Ketten sofort an.
    Kats Geschenk legte ich in ihr Schließfach. Sie hatte sich kein Schloss gekauft, als wir alle zusammen unsere Einkäufe zum Schulanfang machten, sie könne sich die Zahlenkombination

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