Augen auf, Schwarze Sieben
Kein Mensch wird auf den Gedanken kommen, sie dort zu suchen. Ich wette, da ist sie!«
»Aber das ist doch ganz unmöglich«, widersprach Pam. »Sie würde kaputtgehen, wenn das Baby darauf liegt, und noch dazu ein so lebhaftes.«
»Sie werden sie in Decken eingewickelt und unter die Matratze gelegt haben.«
»Und was machen wir jetzt?« fragte Colin. »Wir sind überzeugt davon, daß Luke der Dieb ist, aber wie sollen wir es beweisen?«
»Wir müßten den Kinderwagen untersuchen«, sagte Jack.
»Aber wie und wann?« fragte Peter.
»Pst«, machte Georg, »seht mal, wer da kommt!«
Sie fuhren herum und sahen Frau Bolan, den Kinderwagen vor sich herschiebend, sich schnell nähern. Das Baby weinte, und Benny lief, die Hand in den Rockfalten der Mutter, neben ihr her.
Peter schloß die Tür, und alle gingen verwirrt und befangen die Stufen hinunter. Wahrhaftig, sie fühlten sich sehr – ungemütlich!
Frau Bolan, die die Kinder noch nicht bemerkt hatte, sprach beruhigend auf das Baby ein. »Ja, ja, mein Liebling, du hast Hunger, ja, ja, du hast noch nichts bekommen.« Sie nahm das Kind auf den Arm, wandte sich um und schrak zusammen, als sie die sieben sah. Sie versuchte zu lächeln, wie sie es für gewöhnlich tat, aber es gelang ihr nicht.
»Oh, guten Morgen«, sagte sie hastig, »ich will gerade mein Kleines füttern. Ich war schon in der Stadt und habe mich ein bißchen verspätet.«
Mit diesen Worten ging sie eilig in den Wagen, und Benny folgte ihr.
»Jetzt oder nie!« flüsterte Pam. »Oh, ich wollte, wir würden nichts finden!«
Peter beugte sich über den Wagen, hob Decke und Matratze hoch und stellte mit Erstaunen fest, daß seine Hände zitterten. Und plötzlich stieß er auf etwas Hartes, das fest in eine Decke gehüllt war, und zog es hervor.
Zögernd begann er, den Gegenstand aus seiner Umhüllung zu befreien, und gleich darauf wurde der Griff einer Geige sichtbar.
»Sie ist es!« flüsterte er. »Was machen wir jetzt nur?«
Der arme Benny
Eine laute Stimme ließ die sieben erschrocken herumfahren. Ein Mann kam hastig auf sie zu, ein großer, gebeugt gehender Mann, mit dichtem schwarzem Haar und Augen, die denen Bennys auffallend glichen, Luke Bolan.
»Was fällt euch ein, hier herumzuschnüffeln?« schrie er. »Ich werde euch allen ein paar kräftige Ohrfeigen verabreichen!«
»Sind Sie Luke Bolan?« fragte Peter. »Und ist das nicht die Geige, die aus dem Antiquitätengeschäft gestohlen wurde?«
Ein Ruf des Schreckens wurde hinter ihnen laut, und Frau Bolan kam, von Benny gefolgt, die Stufen heruntergelaufen.
»Luke, Luke, laß die Kinder in Ruh! Daß du sie nicht anrührst! Oh, sie haben die Geige gefunden!« Und zu der sieben größtem Unbehagen schlug sie die Hände vors Gesicht und begann zu schluchzen, und auch Benny weinte, die Mutter voller Angst am Rock zupfend.
Luke riß Peter die Geige aus der Hand und holte weit aus, als wolle er sie zerschlagen, aber Frau Bolan fiel ihm in den Arm.
»Nicht, Luke, nicht, das würde alles nur noch schlimmer machen!« Sie schwieg einen Augenblick und wandte sich dann an die Kinder. »Woher wußtet ihr denn, daß sie hier ist? Wie habt ihr sie denn gefunden?«
»Ach, das ist eine lange Geschichte«, sagte Peter. »Mein Freund Colin hat nämlich zufällig gesehen, wie Ihr Mann die Scheibe einwarf – und daß er die alten Sachen unserer Vogelscheuche anhatte. Und die haben wir im Wohnwagen hängen sehen, und dann haben wir auch die Geige entdeckt.«
»Oh, Luke, Luke, was hast du uns nur angetan!« schluchzte Frau Bolan. »Sie werden dich ins Gefängnis stecken, das ist gewiß. Und was soll dann aus mir und den Kindern werden? Und alles ist verbrannt, und ich bleibe mit dem Kleinen und Benny alleine!«
Wortlos und niedergeschlagen legte der Mann den Arm um ihre Schultern, und sie warf den Kindern einen verzweifelten Blick zu. »Ich wollte die Geige heute noch zurückbringen, ja, ja, das wollte ich, und Luke kann es bezeugen! Wir wußten nicht, daß sie so kostbar ist. Luke dachte, sie wäre nicht viel wert, weil sie so alt aussah.«
»Ich verstehe«, sagte Peter, »sie sieht auch sehr alt aus, aber hat Ihr Mann denn die Beschreibung nicht gelesen, die daneben lag?«
»Er kann ja gar nicht lesen«, sagte Frau Bolan und fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Er ist niemals zur Schule gegangen, er ist mit seinen Eltern im Wohnwagen von einem Ort zum anderen gezogen und niemals irgendwo lange geblieben. Hätte er die Beschreibung lesen
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