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Augen für den Fuchs

Titel: Augen für den Fuchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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und rannte zum Zimmer, über dem die Lampe rot leuchtete. Beetz hoffte, dass es keine unnatürlichen Ursachen waren, die den Alarm ausgelöst hatten. Im Mordfall Frank Stuchlik standen sie noch immer am Anfang. Keine Verdächtigen. Kein Motiv. Nur Krankenschwestern, die verschwanden.
    Der Security-Mann ließ sie passieren. Es war nicht das Rindvieh der vorgestrigen Nacht. Aber auch er konnte zur Klärung des Sachverhalts nichts beitragen, als sie ihn fragten. Er kannte weder die Namen Schwitters noch Demand. Und Ungewöhnliches bemerkt hatte er nicht. Keine halbe Stunde war er im Dienst. Beetz wunderte sich nur über die seltsamen Zeiten des Schichtwechsels vom Wachpersonal.
    Vor dem Haus übergab ihr Kohlund die Autoschlüssel. »Sie fahren!«
    Beetz lehnte nicht ab und hoffte, dass der Chef ihren Fahrstil nicht kommentierte. Und sie stellte fest, dass die Sätze ihres Chefs kürzer wurden. Nur Anweisungen bekam sie zu hören, während der Hinfahrt hatte er noch unablässig Fragen gestellt. Dieser Stimmungswechsel war kein gutes Zeichen. Beetz steuerte den Wagen wortlos in Richtung Leipzig. An den Kreuzungen und Verkehrsknotenpunkten befahl Kohlund, das Martinshorn einzusetzen. Beetz kam sich vor wie beim medizinischen Notdienst. Auch mit Sirene würden sie Manuele Schwitters nicht schneller finden und den Mörder Frank Stuchliks wohl auch nicht.
    Die Lichter des Neubaugebietes leuchteten wie Weihnachtskerzen. Zwischen die Betonblöcke hatte sich eine Eigenheimsiedlung geschoben mit engen Straßen und gepflegten Gärten. Beetz sah auf die Uhr, sie waren früher als erwartet da. Sie stoppte den Wagen vor dem Haus im Liebensteiner Weg. Eine Buchsbaumhecke versperrte die Sicht in die Fenster. Im Carport stand kein Auto. Beetz las am Pförtchen Vorsicht bissiger Hund! Auf ihr Klingeln bellte er nicht. Im Flur wurde Licht eingeschaltet. Die Tür öffnete sich nur einen Spaltbreit. Das Gesicht einer Frau verschwand im Schatten, in ihrer Brille spiegelte sich die Straßenbeleuchtung. Beetz schätzte sie auf Anfang siebzig.
    »Sie wünschen!« Der Tonfall war keine Frage, er war eine Anklage aufgrund ruhestörenden Lärmes.
    »Polizei! Entschuldigen Sie unser spätes Erscheinen und entschuldigen Sie, wenn wir Sie aus dem Bett geholt haben. Aber wir müssen, die Ermittlungen lassen uns keine Wahl.« Beetz zückte ihren Ausweis und vernahm erst jetzt das Quieken eines winzigen Köters. Wahrscheinlich war der nicht größer als eine Ratte. Bissiger Hund sollte wohl nur als Abschreckung dienen.
    »Sie sind Manuele Schwitters?«, fragte sie.
    »Nein.«
    Damit wollte die Frau die Tür wieder zuschlagen, doch Kohlund hatte seinen Fuß hinter die Schwelle geschoben. Die Tür schwang zurück und hätte fast das Gesicht der alten Frau getroffen. Sie schrie kurz auf. Das Bellen des Tieres wurde lauter.
    »Polizei«, dröhnte Kohlund. »Wir suchen Manuele Schwitters. Man hat uns diese Adresse gegeben. Diese Frau wohnt nicht hier?«
    »Doch.«
    »Wir möchten sie sprechen.«
    Die Alte blieb stumm. Nur der Kläffer steigerte sich in Hysterie. Sein Stimmchen kippte über und verlor sich in traurigem Röcheln. Dann begann das Bellen erneut und wurde immer lauter. »Minka, sei still!«, übertönte die Alte das Gekläff und drehte dabei kurz den Kopf. »Manuele finden Sie im Güldenen Krug. Irgendein Bürgerverein tagt. Dauern meistens lang, die Diskussionen.«
    Jetzt schaute die Frau doch interessierter und neigte den Kopf. »Warum suchen Sie Manuele? Hat sie was angestellt, meine Tochter?«
    Beetz glaubte, etwas wie Schadenfreude im Gesicht der Alten erkennen zu können.
    »Ihr Arbeitgeber meldete sie als vermisst.« Kohlund klang sehr offiziell. Beetz versuchte zu lächeln.
    Die Tür wurde plötzlich weit aufgerissen. Die Augen schienen der Alten aus dem Kopf zu fallen. »Vermisst! Meine Tochter!«
    Der Schrei ließ Minkas Bellen verstummen. Danach standen sie still, selbst Minka stand unter Schock wie die Frau. Im Nachbarhaus wurde sofort das Fenster geöffnet. Beetz versuchte, Manueles Mutter zu beruhigen. Die Alte suchte offenbar nach Halt in der Realität. Beetz erschien sie reichlich verwirrt, ob aufgrund von Demenz oder dem Erscheinen der Polizei so spät am Abend, konnte sie nicht entscheiden.
    »Vielleicht ist es auch gar nicht Ihre Tochter, die wir suchen.«
    Kohlund überhörte Beetz’ Worte. Im Gesicht der Alten stand deutliche Panik. Ihr Blick konnte nichts mehr fixieren, sie suchte nach Worten, die sie nicht fand.
    »Wir

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