Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Augenblick der Ewigkeit - Roman

Titel: Augenblick der Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
eigentliche Katastrophe verantwortlich zu machen. Damit konnte er ihr nicht kommen.
    » Und was weiter?«
    » …daß ich zum Alten Hafens gefahren bin, um meine Mutter abzuholen…« Er schämte sich vor ihr und verstummte. Statt dessen blickte er auf die Uhr und stand auf. » Ich glaube, es ist Zeit für die Sechs-Uhr-Nachrichten.«
    Ayatollah Khomeini beendete seinen achtjährigen Krieg mit Irak, Michael Dukakis wählte den konservativen Senator Lloyd Bentsen zu seinem Running mate, Elli Berlin, die Frau des Songwriters Irvin Berlin, starb mit fünfundachtzig, Andre Agassi schlug Jay Berger mit 6:1, 1:6 und 6:3, und in New York fand eine Demonstration gegen den»World Famous German Conductor« Karl Amadeus Herzog statt, bei dem die Polizei eingreifen mußte: Mehrere Dutzend Demonstranten patrouillierten mit Pappschildern vor dem Lincoln Center und skandierten: » More good Music– without good Nazis!«
    Joachim hockte vor dem Bildschirm auf dem Teppich, ein Bein untergeschlagen, den Arm auf das Sitzpolster des Sofas gestützt. » Kommen Sie, Franziska, das müssen Sie sich unbedingt ansehen.«
    Ein Streifenwagen der Polizei kam mit Blaulicht aus einer unterirdischen Parkgarage heraufgeschossen und bog mit heulenden Sirenen in die Columbia Avenue ein.
    » Achtung, gleich tauchen Sie auf! Da, sehen Sie, Franziska, da…«

Saint-Tropez – Donnerstagmitternacht
    W o? « Maria sprang auf und kniete sich ganz nahe vor den Bildschirm. In den Late Night News von CNN stiegen die Cops gerade aus ihrem Streifenwagen, um die Demonstranten auf den Bürgersteig zurückzudrängen.
    » Da, das muß sie sein…«, Herzog stand dicht hinter ihr und deutete auf Franziska, » …die jetzt von Krausnik festgehalten wird.«
    Maria schob eine Leerkassette in das Videogerät und drückte die Aufnahmetaste. » …die Frau mit dem gelben Pullover über dem roten Polohemd?«
    Herzog zögerte. » Ich habe sie Anfang der fünfziger Jahre zum letzten Mal gesehen. Das ist jetzt dreißig Jahre her…« Die Kamera zoomte auf den Impresario, der auf eine schlanke weißhaarige Frau mit dem gelben Pullover einredete. » …ja, das ist sie!«
    Krausnik hatte vor ein paar Stunden anrufen lassen, um ihn darauf aufmerksam zu machen, daß die Demo vor dem Lincoln Center mit Franziska und seinem Statement von CNN-Europa übernommen und in den Late Night News ausgestrahlt werden würde.
    » Sieht noch ziemlich attraktiv aus, dein Fränzchen.«
    Ein Mikro, zottig wie ein Skyeterrier, schob sich zwischen Franziska und Krausnik, und Maria konnte die Stimme des Reporters hören. » More good Music– without good Nazis. Mr. Krausnik, Sie sind ein enger Mitarbeiter des Maestros, Sir– Ihre Meinung zu den aktuellen Vorwürfen gegen Karl Amadeus Herzog.«– » Die Vorwürfe, er sei ein Mitglied des SD gewesen, sind absurd, Teil einer Kampagne, die nur unser Konzert am Sonntag sabotieren will. Ich kenne Mr. Herzog jetzt seit über fünfzig Jahren. Ich habe ihn in Berlin kennengelernt– vor der Machtergreifung der Nazis. Ich bin sozusagen einer der letzten, der bezeugen kann: Mr. Herzog hat sich nie etwas zuschulden kommen lassen, was im übrigen auch diese Frau hier, Mrs. Wertheimer, bestätigen kann.«
    » Ma’am? Mrs. Wertheimer. Können Sie bestätigen…« Doch bevor der Reporter ihr sein Mikro vor die Nase halten konnte, machte sich Franziska los, flüchtete über die Columbus Avenue und verschwand in der gaffenden Menge.
    » Großer Gott, daß ich Franziska noch einmal wiedersehen darf.« Herzog wischte sich mit dem Handrücken über die Augen. Maria stand auf. » Weinst du?«
    » Ich bin ein sentimentaler Trottel …«
    Sie legte ihren Arm um ihn. » Bist du nicht. Komm.«
    » Warte, ich muß sein Statement noch zu Ende hören!«
    » Mußt du nicht. Ich habe den Videorecorder eingeschaltet.«
    Sie schob ihn auf die Terrasse hinaus. Widerstrebend setzte er sich in die Hängematte, die seine Gegenwehr in sanfte Schwingungen versetzte, und versuchte mitzuhören, was Krausnik zu sagen hatte. Doch dessen vehementes Statement wurde vom Zirpen der Grillen überlagert, die die Nacht wie mit zuckenden Stromstößen erfüllte.
    » Ist denn was dran an dieser Nazigeschichte?«
    » Ach nichts! Eine dieser üblichen Kampagnen gewisser Kreise, auf jeden Fall nichts Wichtiges.«
    » Und warum hat Franziska dann die Flucht ergriffen?«
    Er zuckte mit den Schultern. » Weiß ich doch nicht.« Er versuchte, sie abzulenken. » Als ich heute morgen ihr Foto in den

Weitere Kostenlose Bücher