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Augenblick der Ewigkeit - Roman

Titel: Augenblick der Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Unterhaltung hinter ihm.
    » Bitte um mehr Ruhe, Herrschaften!«
    Die verschleierten Damen sprangen hinaus auf die Bühne, jede mit einem silbernen Wurfspieß, um die Schlange zu erlegen.
    » Stirb, Ungeheuer, durch unsere Macht!
    Triumph, Triumph, sie ist vollbracht,
    die Heldentat! Er ist befreit
    durch uns’res Armes Tapferkeit…«
    Der Theaterdirektor hatte den Hofrat am Arm gepackt, um ihn vom Inspizientenpult wegzuziehen. » Kommen Sie doch mit in meine Loge. Darf ich Ihnen die Schirmherrschaft unseres Förderkreises…«
    Mit allem hatte sie gerechnet, nur nicht damit, daß Papa ihr so schnell auf die Schliche käme. Bei den Transaktionen hatte sie alle Spuren sorgfältig verwischt, den Brünner Bankdirektor mit gefälschten Unterschriften ihres Vaters in Sicherheit gewogen– zumindest, so die Hoffnung, bis über den Premierentermin hinaus! Über das Danach hatte sie sich keine Gedanken gemacht. » Und– was hast du dann vor mit ihm?«
    » Er wird dich in Zukunft in Ruhe lassen. Ich glaube kaum, daß er seine Karriere leichtfertig aufs Spiel setzen wird.«
    Er befreite sich mit einem energischen Ruck aus dem Griff des Theaterdirektors. » So lassen Sie doch endlich meinen Arm los! Was wollen Sie überhaupt von mir?«
    » Darf ich vorstellen, Papa, das ist Dr. Demetz, der Leiter dieses Theaters.«
    » Wie schön, dann darf ich Ihnen gleich das hier überreichen.« Der Hofrat zog ein Kuvert aus seiner Anzugstasche.
    » Was ist das?«
    » Meine Regreßforderung in Höhe von sechzehntausend Kronen!«
    Die Stimmen hinter der Bühne waren so laut, daß selbst die drei Sängerinnen irritiert zum Inspizienten schauten.
    » Würd’ ich mein Herz der Liebe weih’n,
    so müßte es dieser Jüngling sein…«
    » Alles, was hier nichts zu suchen hat, verläßt die Bühne! Meine Herren, ich bitte Sie…«
    » Sechszehntau…« Der Theaterdirektor schluckte.
    » …man kann Sie ja bis in den Zuschauerraum hören.«
    » Aus ungerechtfertigter Bereicherung. Franziska!« Der Hofrat streckte die Hand nach seiner Tochter aus.
    » Einen Augenblick, Herr Hofrat! Unser Etat, die Stadtverwaltung– wo soll ich denn das Geld hernehmen?«
    » Das ist Ihre Sache! Kommst du?«
    Doch so schnell war sie nicht bereit aufzugeben. Sie mußte sich etwas einfallen lassen, mußte ihren zu allem entschlossenen Vater hinhalten, wenigstens solange die Vorstellung lief, sonst wären alle Opfer umsonst gewesen. Und so entschloß sie sich, den einmal eingeschlagenen Weg bis zum bitteren Ende zu gehen. » Also gut! Ich komme mit. Aber erst, wenn du dir die Vorstellung angeschaut hast.«
    Der Theaterdirektor schöpfte neue Hoffnung. » Ja, ich bitte Sie, Herr Hofrat, meine Loge steht Ihnen selbstverständlich zur Verfügung!«
    Franziska saß in der Proszeniumsloge dicht hinter ihrem Vater und ließ ihn während der ganzen Vorstellung nicht aus den Augen. Ihre Blicke bohrten sich in seinen Nacken, nahmen seine Perspektive ein, ihre Augen sogen auf, was die seinen wahrnahmen. Sie hörte mit seinen Ohren, empfand mit seinem Herzen und hoffte auf sein Mitgefühl, so wie sie mit dem Liebespaar auf der Bühne litt, das so viele Prüfungen über sich ergehen lassen mußte. Sie erschrak, wie Karl erschrak, als er in der Proszeniumsloge den Hofrat sitzen sah, und sie fühlte sich von ihrem Vater unter Druck gesetzt, wie Karl sich von dem Hofrat bedroht fühlen mußte, bis ihr schwarz vor Augen wurde und sie fast in Ohnmacht sank.
    Finale und offene Verwandlung auf der Bühne. Tamino und Pamina hatten alle Prüfungen bestanden und standen vom Chor umringt vor Sarastro, dem guten und gerechten Vater,
    » Die Strahlen der Sonne vertreiben die Nacht.
    Zernichten der Heuchler erschlichene Macht…«
    als in den hinteren Reihen Unruhe aufkam. Franziska richtete ihr Opernglas auf die Ruhestörer und entdeckte unter ihnen in der Dunkelheit Kammersänger Maier-Schott. Verächtlich zog er die Mundwinkel nach unten, ballte die Faust und ließ den Daumen sinken. Seine Claqueure holten siegessicher die Trillerpfeifen aus ihren Taschen, während sich auf der Bühne alle zur großen Apotheose vereinten.
    » Es siegt die Stärke und krönet zum Lohn–
    Die Schönheit und Weisheit mit ewiger Kron!«
    Der Vorhang fiel, die Töne erstarben, und die Klänge verwehten. Stille trat ein. Dann aber brach ein Beifall los, der Maier-Schotts Claque von ihren Sitzen fegte.
    Dem Hofrat standen Tränen in den Augen. Franziska schaute weg, als er sie verstohlen wegwischte. Er

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