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Augenblick der Ewigkeit - Roman

Titel: Augenblick der Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Wangen, ihre Augenlider. » Dann ist die beste Art zurechtzukommen, daß jeder in Zukunft sein eigenes Leben führt…«
    » Willst du damit sagen, ohne Trauschein bin ich nur eine Last für dich?«
    » Fühlst du dich unter Druck gesetzt?«
    Sie nickte. » Wenn du so weitermachst.«
    Die Leichtigkeit, mit der sie sich ihm entzog, spornte ihn noch mehr an. » Ich meinte damit sie, ich lasse mich von Gudrun scheiden.«
    Sie rollte sich aus seinen Armen, setzte sich auf. » Vielleicht würde sie das aber gar nicht wollen.«
    » Liebe braucht einen Segen, sonst versickert sie im Vagen.«
    » Könnten wir uns nicht selber segnen?« Sie pinselte ein Kreuzzeichen in die Luft.
    » Das nützt nichts! Irgendwie muß er von oben kommen.«
    » Wir würden alles nur zerstören, wenn wir heiraten.« Sie saß am längeren Hebel. » Du würdest anfangen, mich zu hassen.«
    » Oder du mich.«
    Mit einer ungestümen Geste raffte sie ihr Haar zusammen und hielt es mit der Faust im Nacken fest. » Ich habe dich gehaßt, als wir uns zum ersten Mal begegnet sind!«
    » Es war richtig, dich damals fortzuschicken.«
    » Sonst hätten wir uns nicht wiederfinden können.«
    » So habe ich das nicht gemeint.« Karl stand auf, schlang sich ein Handtuch um die Hüften und holte aus dem Eisschrank der Kombüse eine Flasche Wein und zwei Gläser. Er mußte wie ein Seemann gehen, schwankend und mit breiten Beinen. Die Segelyacht schaukelte in den Wellen, die gegen die Bordwand klatschten, und der Regen trommelte laut auf die Bootsplanken.
    » Ach so?« Ihre Faust ließ die Haare wieder los, die locker über ihren Rücken fielen. » Wie denn sonst?«
    » Du hast gehört, was Krausnik über Dirigentinnen gesagt hat.«
    Es machte ihm Vergnügen, auf dem Kojenrand zu sitzen und ihren nackten Körper zu betrachten. Er hatte die Flasche entkorkt und goß den Wein vorsichtig in zwei Gläser, darauf bedacht, daß sie bei dem Wellengang nicht überschwappten.
    » Und womit soll ich in Zukunft mein Geld verdienen? Dirigieren ist schließlich mein Beruf. Ich hab nichts anderes gelernt.«
    » Du brauchst nicht mehr zu arbeiten, wenn wir erst einmal verheiratet sind.«
    » Ich laß mich von dir nicht kaufen!« Ihre Stimme klang schärfer, als sie beabsichtigt hatte, so daß sie schon fürchtete, ihr Wortgeplänkel könne in einen ernsten Streit ausarten.
    » Das geht nicht! Was meinst du, wie die Kritiker auf meine Frau als Dirigentin reagieren würden.«
    » Ich bin nicht deine Frau– womit wir wieder am Anfang stehen.« Es machte ihr Spaß, ihn zappeln zu sehen.
    » Die Kerle schreiben dich in Grund und Boden und meinen mich damit. Ich habe viele Feinde…«
    » Das kommt davon. Wie sagte es dein Freund in London: Wer sich so als Nabel der Welt begreift, muß sich nicht wundern, wenn er am Ende ganz allein dasteht.«
    » Du liebst mich nicht…«
    » …ich liebe dich. Aber wenn du streiten willst, geh nach Hause zu deiner Frau…«
    In diesem Moment erblickte sie Joachims bleiches Gesicht an der Kabinentür. Sie stieß einen Schrei aus und zog das Bettuch hoch zum Kinn. Karl fuhr herum. » Joachim? Was machst du denn hier…«
    Joachims Gesicht war kreidebleich, seine Augen flackerten und gingen hin und her, als wollte die gleichzeitige Anwesenheit von Maria und seinem Vater nicht in seinen Kopf. Nach allem, was er da sah, konnte er nur stammeln: » …ich sollte, ich wollte Mamas Haustürschlüssel …« Maria grinste, um das Beben ihrer Lippen zu verbergen. » …was tust du hier, Maria?« Damit stürzte er hinaus.
    Karl lief ihm nach, das Handtuch um die Lenden. » Warte, Joachim! So laß dir doch erklären…« Maria hörte seine nackten Füße über die Bootsplanken trampeln. Dann stand sie auf, nahm einen der vielen Bademäntel vom Haken und folgte ihm.
    Wann immer sich Maria das dramatische Geschehen jenes Nachmittags in Erinnerung zurückzurufen versuchte, war es das Statische der Szene, woran sie als erstes dachte, an das eingefrorene Bild, über das sie hinausgehoben wurde und von oben wie auf eine Opernbühne blicken konnte, als gehörte sie nicht dazu: Ein fast nackter Mann, mit nichts als einem Handtuch um die Hüfte, stand im Lichtkegel einer Straßenlaterne vor dem Standbild des Admirals, der aussah wie der Steinerne Gast, der gekommen war, um Don Giovanni zu sagen, seine Zeit sei abgelaufen.
    Über ihm auf dem Hotelbalkon stand die Frau mit der roten Jacke in einer Lichtinsel überhöhter Realität. Der Wind blies ihr die weißen Hosen

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