Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Augenblick der Ewigkeit - Roman

Titel: Augenblick der Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
wurde es immer dunkler, eine Dunkelheit, die von einer schwarzen Wolkenbank herrührte, die der Ostwind vor sich hertrieb. Als Joachim aufstand und durch die regennasse Panoramascheibe blickte, sah er die Wolkenformationen so pfeilgeschwind gegen die Küste treiben, als eilte ein Riese mit Siebenmeilenstiefeln herbei, der einen Sarg auf seinen Schultern trug. In allerkürzester Zeit war es so dunkel, als wäre es tiefste Nacht. Er mußte erst das Licht anschalten, um den Brief zu lesen, der kurz zuvor mit der Post gekommen war. Maestro Kubelik, der Leiter des BR-Symphonieorchesters, gratulierte ihm zu seinem Werk und hatte ihnen den Probenplan für die Condannati zugeschickt. Er konnte es kaum erwarten, mit Maria nach München zu fahren, um mit der Orchesterarbeit zu beginnen.
    Das Telefon fing wieder an zu schrillen. Diesmal hob er ab. Seine Mutter war am anderen Ende der Leitung. » Kannst du mich mit dem Wagen abholen, Joachim. Bei dem Regen gibt es hier kein Taxi weit und breit.«
    » Wo steckst du denn?«
    » In der Bar vom Hotel Sube. Der Regen hat mich überrascht.«
    » Weißt du eigentlich, wo Maria ist?« Er brannte darauf, Maria die gute Nachricht mitzuteilen, weil er hoffte, sie würden in München wieder zueinanderfinden. In seiner altmodischen Verliebtheit hatte er ihr doppeltes Spiel nie durchschaut. Er ahnte nicht, wie leichtherzig sie ihm aus einem Gefühl launenhafter Nachgiebigkeit auch weiterhin kleinere Gunstbeweise gestattet hatte, die weder sie noch ihn kompromittierten. Wenn sie auf seine Liebkosungen gelegentlich verlegen und mit gereizter Abneigung reagierte, gab er sich selbst die Schuld, sich in den letzten Wochen viel zu wenig um sie gekümmert zu haben. So tief war er in seine Arbeit verstrickt, daß er kaum mehr Zeit für sie hatte und sie auf sich allein gestellt immer öfter mit dem Fahrrad Ausflüge in die Umgebung machte, wenn sie mit der Kopierarbeit fertig war.
    » Keine Ahnung, ist sie denn nicht im Haus?«
    » Sie ist vor ein paar Stunden mit dem Fahrrad los. Ich mach mir Sorgen wegen des Unwetters.«
    » Sie wird schon irgendwo einen Unterschlupf finden. Kommst du?«
    » Okay, ich fahr gleich los.«
    Er trat in den Regensturm hinaus. Bevor er noch die Steintreppe erreicht hatte, die vom Strandbungalow hinauf ins Haus führte, war er bis auf die Knochen naß. Eine braune Regenbrühe schoß ihm sturzbachähnlich entgegen. Der Sommer hatte die Böden so ausgetrocknet, daß sie die Regenmassen kaum aufnehmen konnten, die nunmehr ungehindert in Kaskaden durch die Beete und über die Treppe in die Meeresbucht hinunterschwappten.
    Oben im Haus zog er sich trockene Sachen an, stieg in seinen VW und fuhr los. Vor dem Musée de l’Annonciade stellte er den Wagen ab und rannte, unter einen Schirm geduckt, den Quai entlang. Hier im Hafen hatte der Sturm bereits den Höhepunkt überschritten. Die Hochseeyachten schlingerten in den Wellen und rissen an den Reeps, mit denen ihr Heck an der Kaimauer vertäut war. Dazu schüttete es wie aus Kübeln. Böige Winde fegten in Wellen über den leeren Platz, und jeder Wagen, der vorüberfuhr, zog einen Gischtschweif hinter sich her.
    Gudrun klappte ihr Buch zu, als sie Joachim über den Platz rennen sah, und wartete, bis sein nasser Haarschopf im Aufgang der Wendeltreppe erschien. Dann stand sie auf.
    » Ein Sauwetter ist das!« Joachim gab seiner Mutter einen Kuß. » Ich habe dir auch einen Regenschirm mitgebracht. Hast du schon bezahlt?« Er winkte den Kellner herbei. Sie kramte in ihrer Tasche, während er die Rechnung beglich.
    » Wie dumm von mir. Jetzt habe ich meinen Schlüssel drüben in der Bootskabine liegen lassen. Sei doch so lieb…«
    Marias zerzauster Kopf lag auf dem weißen Kissen. Sie betrachtete die roten Spuren ihrer Zähne, die sie auf seinen Schultern hinterlassen hatte. » Geliebte beißen, Ehefrauen nicht!«
    » Dann heirate mich.«
    » Dann verlierst du mich als deine Geliebte.«
    » Geliebte sind was für Romane und die große Oper.«
    » Die Ehe zerstört alle Illusionen.«
    » Die Ehe kann auch positive Seiten haben. Sicherheit, Geborgenheit. Sie könnte sogar dein Leben neu gestalten.«
    Sie wehrte sich. » Ich habe keine Lust, deine Eliza Doolittle zu sein, Mr. Higgins. Warum können wir nicht zusammen sein, ohne uns zu binden?«
    » Und wenn ich alt bin und gebrechlich?«
    » Dann pflege ich dich.«
    » Dann betrügst du mich.«
    » Betrügen kann ich dich doch nur als deine Ehefrau!«
    Karl küßte ihren Hals, die

Weitere Kostenlose Bücher