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Augenblick der Ewigkeit - Roman

Titel: Augenblick der Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Hinterns sehen konnte. Über ihrem Bauch hatte sie ein durchsichtiges Hawaii-Hemd geknotet, das ihre kleinen Brüste kaum verbarg. Herzog hielt, und das Hippiemädchen kam ihnen nachgelaufen.
    Er hatte es gleich wiedererkannte: Es war die Kleine auf der Luftmatratze, mit der er am Morgen beim Auftauchen fast zusammengestoßen war.
    Maria zog eine Schnute. » Du nimmst doch sonst nie jemand mit! Nur weil sie lange Beine hat?«
    » Was dagegen, wenn ich eine Ausnahme mache? Um die Mittagszeit kommt kaum jemand hier vorbei, der ihr helfen könnte.«
    Das Mädchen schob die Sonnenbrille ins Haar und zeigte seine wundervollen Zähne. » Pardon, Monsieur, aber können Sie mich vielleicht zur nächsten Tankstelle mitnehmen? Mir ist das Benzin ausgegangen, und ich habe einen dringenden Shooting-Termin in Nizza.«
    Mit einem charmanten Lächeln öffnete Herzog die hintere Tür. » Wenn Sie auch wie ein Henker fahren, Mademoiselle! Kommen Sie, steigen Sie ein.«
    Die junge Frau kletterte mit ihrem Benzinkanister rasch auf den Rücksitz. » Vielen Dank, Monsieur.«
    Herzog sah im Rückspiegel, wie sie ihn verstohlen musterte. Hatte sie es auf ihn abgesehen? Als sie seine lauernden Blicke bemerkte, schaute sie weg und tat, als würde sie sich für die Landschaft interessieren.
    » Wenn wir keine Tankstelle finden, Mademoiselle, könnten wir Sie mitnehmen. Wir wollen nämlich auch nach Nizza.«
    » Vielen Dank, Monsieur, aber ich kann meinen Wagen nicht auf der Straße stehen lassen, mit meiner ganzen Ausrüstung drin.«
    » Was machen Sie beruflich? Sind Sie– Mannequin?«
    » Wie kommen Sie darauf?«
    » Sagten Sie nicht, Sie hätten einen Shooting-Termin in Nizza?«
    » Ja, aber ich mache die Fotos! Ich arbeite für Sipa Press.«
    » Die Bildagentur? Könnten wir uns da nicht schon einmal begegnet sein?«
    » Nicht daß ich wüßte. Aber Sie erinnern mich an jemanden aus dem Showbusiness…«
    Er fühlte sich geschmeichelt. Seit Tagen überschlugen sich die Feuilletons mit Superlativen, wie » Jahrhundertdirigent«, » Germanischer Titan« und » Heiliger der Künstlergilde«, » Klangmagier« oder » Hoherpriester der Musik«, und sein Bild prangte auf den Titelblättern der Illustrierten. » …nur sollten Sie nicht alles glauben, was die Zeitungen schreiben, Mademoiselle.«
    » …an diesen Typen auf der Schallplattenhülle!«
    Herzog zuckte zusammen.
    » Ach ja? Auf der Schallplattenhülle…«
    Das Mädchen nickte, um seine Feststellung zu bekräftigen. Er sah, wie Maria sich ein Taschentuch vor den Mund hielt, um nicht laut herauszulachen.
    » Ich hatte neulich ein Plattencover in der Hand. Da war er abgebildet wie ein Heiliger, der Mist gebaut hat und deshalb Buße tun muß. Wissen Sie, mit gefalteten Händen, so…«
    Das Sipa-Mädchen legte den Kopf schief, rollte die Augen schräg nach oben und klimperte mit den Wimpern.
    » …fehlte nur der Heiligenschein. Völlig irre, wie man damit Werbung machen kann!«
    » Vielleicht hat sie recht! Du solltest auf sie hören!« Maria lachte lautlos in ihr Taschentuch hinein und schielte zu Herzog hinüber, der mit grimmiger Miene mit beiden Händen das Lenkrad umklammerte. Sie wusste doch, daß er in diesen Dingen keinen Spaß vertrug. Schon gar nicht, wenn man sich über seine Plattencover lustig machte, über jene Posen, die er sich selber ausgedacht und von dem Starfotografen einer sündhaft teuren Werbeagentur in Szene hatte setzen lassen.
    Er ließ den Wagen ausrollen und hielt an. » Kindchen…«,rosa Flecken glühten in seinem Gesicht, » …ich glaube, Sie sollten aussteigen. Es gibt genügend andere, die glücklich wären, Sie zur nächsten Tankstelle zu fahren.«
    » Aber, wieso…«
    » Bitte!« Nachdrücklich beugte sich Herzog nach hinten und öffnete die Tür von innen, um das junge Mädchen hinauszulassen.
    » Dann komm ich doch zu spät, Monsieur!«
    Er legte den ersten Gang ein und gab Gas. Das Mädchen stampfte wütend auf. Maria wischte sich die Tränen aus den Augen. » Das arme Ding. Ich bin sicher, daß sie dich erkannt hat!«
    » Dann hätte sie nicht so dummes Zeug gequatscht.« Er schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. » …Typen auf der Schallplattenhülle! So ein Blödsinn…«
    » Weißt du, was du bist? Du bist ein ziemlich humorloses Scheusal. Und weißt du, was das Schlimmste dabei ist?– Von dir abhängig zu sein!«
    Herzog blickte in den Rückspiegel. Das Mädchen wurde klein und kleiner. Er nahm Marias Hand und gab ihr einen Kuß.

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