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Augenblick der Ewigkeit - Roman

Titel: Augenblick der Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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» Bevor wir anfangen, muß ich dir noch etwas sagen, was nur uns beide betrifft. Fünf Minuten, meine Herren!« Sie zog die überraschte Gudrun mit sich, den Mittelgang hinunter, der hinaus auf eine überdachte Loggia führte.
    » Du wirst mir nie verzeihen können.« Gudrun holte Luft, um laut zu protestieren, doch Maria bat mit erhobener Hand, sie aussprechen zu lassen. » Ich habe es in deinen Augen gesehen. Aber ich will, daß du weißt, daß ich es ehrlich gemeint habe. Also, wann hast du ihn zum letzten Mal gesehen?«
    Gudrun runzelte die Stirn.
    » Meinen– pardon, deinen Mann?«
    » Deinen Sohn!«
    Gudrun zuckte zusammen. » Was weißt du über Joachim?«
    » Er hat mit mir gesprochen. Lassally hat uns zusammengebracht. Es geht ihm gut, und wenn nicht alles täuscht, dann können wir mit ihm hier rechnen. Übrigens, er läßt dich herzlich grüßen.«
    Das stimmte zwar nicht, doch die kleine, läßliche Lüge hatte eine große Wirkung. Gudrun gab einen erstickten Laut von sich, als hätte ihr Maria einen Schlag versetzt. » Mich?!«
    Maria wußte, daß Gudrun seit damals nichts mehr von ihrem Sohn gehört hatte, und registrierte mit Genugtuung, wie sehr sie jetzt um Fassung rang. » Ja, dich.«
    Mit der kleinen Notlüge war es ihr gelungen, den dunklen Schleier ein wenig beiseitezuziehen, der Gudruns Leben so verdüstert hatte. Ein Stöhnen entrang sich ihrer Brust, als wäre eine große Last von ihr gefallen. » Wenn Joachim dir verziehen hat, Maria…«
    Sie brachte den angefangenen Satz nicht mehr zu Ende, legte ihre Arme um Marias Hals und vergrub ihr Gesicht an ihrer Schulter. Besänftigend strich Maria ihr über den Rücken. » …dann kommt er auch zu dir zurück.«
    Gudruns Körper wurde von Weinkrämpfen geschüttelt, daß Maria fürchtete, sie könnte das Bewußtsein verlieren » Ja, wein du nur. Ich wein ja mit.«
    » Weißt du, was sie zu tuscheln haben?« Johanna hatte sich zu Lassally gesellt, der am offenen Fenster stand und auf die Parkanlage schaute, wo synchron kreiselnde Rasensprenger ihre Wasserfontänen über die Blumenbeete spuckten. Man hatte in der Pause die Fensterflügel an der Breitseite des Saals geöffnet, um frische Luft hereinzulassen. » Wenn ich richtig vermute, haben Maria und deine Mutter gerade das Kriegsbeil begraben. Schau nur…«
    Durch das Facettenglas der Balkontüren sah die Silhouette der beiden Frauen, die sich in den Armen lagen, aus wie eine zersplitterte Skulptur.
    » Dann können wir ja endlich die Friedenspfeife rauchen. Was hast du?«
    Lassally war zurückgezuckt, als hätte ein Scharfschütze auf der gegenüberliegenden Straßenseite auf ihn angelegt.
    » Da ist er wieder. Ich fürchte, wir bekommen bald Ärger.«
    » Wieso?«
    » Siehst du den Silver Shadow, der um die Place Casino geschlichen kommt? Das ist jetzt schon das zweite Mal, daß er im Schritt am Palais du Festival vorbeifährt und zu uns heraufschaut.«
    Er hielt Johanna zurück, die sich aus dem Fenster lehnen wollte. » Paß auf, daß er dich nicht sieht!«
    Johanna klappte ihre Puderdose auf, drehte sich mit dem Rücken zum Fenster und linste im Dosenspiegel auf die Straße hinunter.
    » Uff! Was hat Papa denn hier verloren?«
    Herzog platzte schier vor Neugier. Irgend etwas ging da oben vor, wovon er ausgeschlossen war. Am liebsten hätte er angehalten, um der Sache auf den Grund zu gehen. Bei seiner ersten Runde glaubte er, den kantigen Schädel seines alten Freundes Lassally an einem Fenster im ersten Stock des Palais gesehen zu haben, den doch Maria erst vor achtundvierzig Stunden in New York getroffen hatte. Entweder war es ein Doppelgänger gewesen, oder er hatte es sich eingebildet, denn insgeheim sehnte er sich danach, den alten Freund noch einmal zu umarmen.
    Als er das Festivalhaus abermals passierte und zum ersten Stock hinaufblickte, sah er nur das kurze Aufblitzen eines Spiegels. Dann wurden die Fenster geschlossen und die Samtvorhänge vorgezogen. Schlecht gelaunt bog er in die Avenue des Spélugues und fuhr die Haarnadelkurve zum Boulevard LouisII hinunter und durch die langgezogene Unterführung in Richtung Hafen.
    Gleich am Morgen hatte er die Fotografin vom Büro aus anrufen wollen. Doch als er den Telefonhörer in der Hand hielt, änderte er seine Absicht. Es war an ihr, ihn anzurufen, so war es ausgemacht. Statt dessen verlangte er Cosmo zu sprechen. Er bat ihn, am späten Nachmittag ein Lufttaxi für den Rückflug nach Saint-Tropez bereitzuhalten, die Schaltkonferenz

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