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Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter

Titel: Augenblicke Der Geschichte - Das Mittelalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Bentele
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sagte, dass es Gott ist, der die Eheleute einander schenkt und dass man das nicht zurückweisen darf. Wir gehören doch zusammen!
    Ach, wenn ich zurückdenke an Augsburg: Wie wir schon als ganz kleine Kinder miteinander gespielt haben, wie Dich Dein Onkel in unser Haus gebracht hat, wenn er mit meinem Vater Geschäfte machte. Weil es standesgemäß war - das Haus eines Stadtritters, zuständig für die Sicherheit der Stadt und daneben Kaufmann. Wie Du mich verteidigt hast, wenn andere Kinder über mich gelacht haben, weil ich nur eine Stiefmutter habe.
    Und dann plötzlich mein Vater: Katharina, du gehst ins Kloster nach Gotteszell!
    Ich weiß, dass jede Familie, die es sich leisten kann, jemanden im Kloster hat, damit er für die Familie betet. Aber ich kann gar nicht mehr aufhören mit Weinen - das Kloster ist nur ein finsterer Ort. Denn ich kann Dich nicht sehen, nicht mit Dir sprechen.
    Weiter: Wenn wir arbeiten, beten wir dennoch. Das hört sich komisch an. Aber Mutter Adelgunde, unsere Äbtissin, sagt es so: Auch Arbeiten ist Beten zu Gott. Nur geschieht es hierbei mit den Händen und anders mit dem Herzen.
    Ich muss noch nicht viel arbeiten. Die groben Dinge verrichten die Laienschwestern, die nicht Nonnen sein können, weil ihre Eltern zu arm sind und sie sich nicht in das Kloster einkaufen können: Alle Nonnen hier sind adeliger Herkunft. Noch bin ich ja Novizin, aber wenn ich einmal den Profess abgelegt habe, das ewige Gelübde, darf ich nur noch Nonne sein: Armut, Gehorsam, Keuschheit. Aber ich will mein Leben mit Dir verbringen.
    Auf die Flucht aus einem Kloster nach dem Gelübde steht sogar die Todesstrafe! Du musst also rasch handeln.
    Wie sieht es denn auf Falkenberg aus? Ich war ja noch nie dort.
    Der alte Martin wartet.
    Deine Katharina

    Reinald an Katharina, ich verstehe Dich nicht recht. Ich muss unbedingt wissen, wie Dein Tagesablauf aussieht, wenn ich Dich aus dem Kloster entführen soll. Stattdessen schreibst du ganz unnütze fromme Dinge. Und wenn Du endlich zu Wichtigem kommst, wartet der alte Martin - und nichts!
    Du warst noch nie auf Falkenberg. Klar, als Tochter eines Augsburger Stadtritters warst Du sicher überhaupt noch nie auf einer Burg.
    Also, bevor du zu unserer Burg kommst, musst du den steilen Weg hoch. Wir Ritter reiten natürlich! Von oben siehst du dann weit hinaus, damit du jeden Feind so früh wie möglich erkennst und Zeit hast: Steine aufhäufen, Wasser und Teer kochen. Das alles schüttest Du aus Eimern und aus Pechnasen in die Tiefe, vor allem über der Zugbrücke. Du schießt natürlich auch mit Armbrüsten, wenn der Feind deine Mauern erklettern oder dein Tor auframmen will.
    Aber jetzt herrscht Friede.
    Durch das Burgtor kommst du erst einmal in die Vorburg, da wohnen die Knechte und Mägde und dort haben Pferde, Kühe, Hühner und Gänse ihre Ställe.
    Bei uns gibt es zwischen der Vorburg und der Hauptburg noch eine zweite Mauer, die Schildmauer, und auch eine zweite Zugbrücke, darauf sind wir stolz! Dahinter sind dann die Hauptgebäude von Burg Falkenberg. Da ist der Palas - mit dem großen Saal und seinem Kamin -, ich glaube nicht, dass ihr in Gotteszell so breite Kamine habt. Aber sonst ist es kalt in den Räumen der Burg, und erst in meiner Kammer!
    Der Burghof ist sehr schmal. Auf der Rückseite vom Palas wohnen wir drei Knappen, dazu die Zofe unserer Herrin und der Burgvogt mit seiner Familie.
    Am Bergfried, dem höchsten Turm, erkennt man, ob ein Ritter reich ist: Unser Bergfried ist gewaltig, rund, aus riesigen Steinen gemauert - den schaffst du mit keiner Belagerungsmaschine, jede Wette! Und hoch! Kein Mensch wirft einen Stein über seine Zinnen. Und Burg Falkenberg hat nicht nur den Bergfried. Da kannst du weit laufen, bis du in einer Burg beides findest - Schildmauer und Bergfried!
    Im Bergfried gibt es Fluchträume, ebenfalls mit Kamin, oben ist eine Zisterne, Vorräte sind eingelagert. Den Eingang erreichst du nur mit einer Leiter - der Bergfried ist die letzte Festung, wenn die anderen Teile der Burg schon erobert sind. Aber unsere Burg nicht, das kann ich dir sagen!
    Ein wenig einsam ist es hier oben auf Burg Falkenberg schon, vor allem ohne Dich! Aber gestern waren Gaukler hier und haben unglaubliche Kunststücke gezeigt: Feuer geschluckt, mit Bällen jongliert, Dinge weggezaubert und wieder hergezaubert, dass ich mir heute noch vorkomme, als wäre ich blödsinnig. Da ist der kleine Utz von Gülten, der Sohn meines Ritters, kaum fünf - dem hat ein

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