Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)
hinüberwechseln.«
»Vergiss es!« Logans Konturen flackerten. »Ich lasse dich ganz bestimmt nicht allein. Ich will bei dir sein und dir Kraft geben. Wir stehen das gemeinsam durch, Aura. So wie wir auch sonst alles gemeinsam durchgestanden haben. Ich bin vielleicht tot, aber ich bin immer noch dein Freund.« Er kam noch näher, obwohl ihm jeder Schritt sichtlich Schmerzen bereitete. »Das bin ich doch, oder?«
Meine Gedanken überschlugen sich. Sätze, die ich nicht aussprechen konnte, schossen mir durch den Kopf. »Wir müssen uns trennen« – »Es ist vorbei« – »Leb wohl, Logan«. Aber wie konnte ich ihm das antun?
Ich setzte mich auf und streckte die Hand nach ihm aus. »Logan?«
Er zuckte zusammen, als hätte ich ihn geschlagen. »Verdammt, dieses Rot, das … das ist die Hölle. Noch viel schlimmer als sonst. Ich habe das Gefühl, als würde ich mich auflösen.« Er versuchte sich stöhnend aufzurichten, aber es gelang ihm nicht. »Wir müssen dringend reden, Aura. Komm bitte nach draußen, ja?«
Als er verschwunden war, warf ich die Decke zurück und versuchte mich vor dem zu wappnen, was mir gleich bevorstand – ihm zu sagen, dass es vorbei war, dass er den nächsten Schritt ohne mich gehen musste. Weil es für uns beide so besser war. Doch allein bei dem Gedanken daran sträubte sich alles in mir und mein Magen fing an zu rebellieren.
Mit zittrigen Händen zog ich mir eine Wolljacke über, schlüpfte in meine Chucks und schlich mich in den Flur hinaus. Die Tür zu Tante Ginas Zimmer war nur angelehnt. Ich hörte das Klappern der Tastatur und das Rascheln von Papier. Mist. Sie war also noch wach. Leise kehrte ich in mein Zimmer zurück und öffnete das Fenster.
»Hey«, raunte ich Logan zu, dessen Kontur im Licht der Straßenlaternen verschwamm, während er vor dem Haus auf und ab ging. »Sie ist noch wach. Ich kann nicht zu dir runter kommen.« Stattdessen kletterte ich aus dem Fenster und setzte vorsichtig einen Fuß auf das direkt darunterliegende, leicht abfallende Dach der Veranda, das unmittelbar an das unserer Nachbarn grenzte.
»Pass auf, dass du nicht abrutschst«, sagte Logan besorgt.
»Das hab ich schon tausendmal gemacht, weißt du nicht mehr?«
»Doch, aber diesmal kann ich dich nicht auffangen, wenn du fällst.«
Ich spähte über die Dachkante. Es war zu tief, um ohne Hilfe hinunterzuspringen, und selbst wenn ich es trotzdem getan hätte, wäre ich nicht mehr ins Haus zurückgekommen, ohne Tante Gina aufzuscheuchen. Also setzte ich mich an die Kante und ließ die Beine baumeln.
»Wie war dein Geburtstag?« Logan verlagerte sein nicht existierendes Gewicht von einem Fuß auf den anderen. »Seid ihr essen gewesen?«
»Ja.« Meine Finger krampften sich um einen Dachziegel, als mir klar wurde, dass er vielleicht bei unserem Lieblingsitaliener aufgetaucht war, um mich zu suchen. Er hatte mich einmal vor einem Schulball dorthin eingeladen. »Aber nicht im Chiapparelli.«
»Ich weiß. Ich wollte dich dort überraschen. Wo wart ihr stattdessen?«
»Bei Bekannten zu Hause.«
»Ich habe dich überall gesucht, Aura. Überall.« Logan breitete die Arme aus und ließ sie dann frustriert wieder fallen. »Ich war an allen Orten, die mir eingefallen sind, aber jedes Mal wenn ich dachte, ich hätte dich gefunden, hat mich wieder irgendwas von dir weggetrieben. Es war total gruselig.«
»Oh … also …«
»Es ist dieser Typ, oder?«, unterbrach er mein Gestammel. Er klang frustriert. »Was ist mit ihm? Warum ist er so verdammt hell, dass ich ihn noch nicht mal anschauen kann?«
Ich kämpfte mit den Tränen und zuckte hilflos die Schultern.
»Stehst du deswegen auf ihn, Aura? Weil er so schön rot und hell ist?« Logans Konturen flackerten schwarz, als würden ihn Tausende winzige Fliegen umschwärmen. »Oder ist es sein Akzent? Ich möchte nur wissen, was er hat, das ich nicht habe … Nein, sag nichts. Ich weiß schon … blöde Frage. Er hat einen Körper, der aus Fleisch und Blut besteht.«
»Logan, bitte, lass uns doch in Ruhe darüber …«
»Wirst du das Bett neu beziehen oder nicht?« Sein Blick wanderte zur Tür und wieder zu mir zurück. »Willst du, dass ich wiederkomme – ja oder nein?«
Ich sah ihn bloß traurig an, versank in seinen Augen, von denen ich wusste, dass sie einmal so blau gewesen waren wie der Himmel an einem Septembertag.
»Aura?«, flüsterte er eindringlich. »Liebst du mich noch?«
Er stellte die falsche Frage. Denn ganz gleich, ob er ein Lebender,
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