Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)

ein Geist oder ein Schatten war, auf diese Frage konnte es immer nur eine Antwort geben.
    »Ja.«
    Augenblicklich erstrahlte Logans dunkel flackernde Kontur wieder in einem schimmernden Violett, und ich atmete erleichtert aus.
    »Ich liebe dich auch.« Er wippte lächelnd auf den Zehen auf und ab. »Du glaubst ja gar nicht, wie froh ich bin, dass zwischen uns jetzt alles wieder gut ist. Dann komme ich also morgen wieder, wenn du neues Bettzeug besorgt hast. Montag fährst du ja bestimmt wie immer zu deiner Großmutter, oder?«
    »Ja, aber … Hör zu, Logan, ich glaube, es wäre besser, wenn du nicht kommen würdest … morgen, meine ich.« Ich verfluchte mich selbst dafür, dass ich zu feige war, es auszusprechen. Ich hatte noch nie zuvor mit jemandem Schluss gemacht. Ich hatte vor Logan noch nie jemanden geliebt.
    »Wann bist du denn wieder aus Philly zurück?«, fragte er. »Dann komme ich einfach danach bei dir vorbei.«
    »Ich … Nein, Logan. Du verstehst nicht. Ich möchte nicht, dass du überhaupt jemals wieder kommst.« Jedes einzelne meiner Worte fuhr mir wie Nadelstiche ins Herz. »Wir können uns nicht mehr sehen.«
    Logan war plötzlich so still, als hätte jemand den Ton abgeschaltet. »Aber du … du hast gesagt, dass du mich liebst.«
    »Ich liebe dich sogar sehr.«
    »Und trotzdem machst du mit mir Schluss.«
    »Das ist der einzige Weg, wie …«
    »Ich habe dich verloren.« Er wich taumelnd ein paar Schritte zurück.
    »Logan, bitte …«
    »Gott, Aura, sag, dass das nicht wahr ist. Es war schon schlimm genug, mein Leben zu verlieren, aber wenn ich jetzt auch noch dich …« Er fuhr sich verzweifelt durch die Haare. »Was kann ich tun, Baby? Sag mir, was ich tun soll!«
    »Du kannst nichts tun.«
    »Nein!« Er stürmte auf mich zu, blieb dann aber so abrupt stehen, als wäre er an einer unsichtbaren Mauer abgeprallt, und stieß einen überraschten Zischlaut aus. »Es muss etwas geben, das ich tun kann. Aura, bitte!«
    Schwarze Blitze zuckten durch seinen Körper, schienen ihn zu zerreißen.
    »Logan?« Ich streckte instinktiv die Arme nach ihm aus. »Logan, bitte nicht!«
    Ich spürte etwas Kaltes im Nacken, als ich mich vorbeugte, und im nächsten Moment rutschte die Kette mit dem Anhänger aus meinem Schlafanzugoberteil und baumelte über Logan in der Luft.
    » ES MUSS ETWAS GEBEN! SAG ES MIR, AURA, SAG ES MIR !« Seine Stimme war so schrill, dass sie sich überschlug.
    Alles um mich herum begann sich zu drehen und mir wurde speiübel. Ich tastete haltsuchend nach der Dachkante, doch meine Hände griffen ins Leere. Oben war plötzlich unten und unten war oben.
    »AURA!« Logan schoss wie ein dunkler Schattenriss auf mich zu.
    Ich zuckte zusammen, verlor endgültig den Halt.
    Und fiel.
    Einen Moment lang war es, als würde die Welt um mich herum stillstehen. In dem Dunkel, das mich umhüllte, hörte ich Logan wie aus weiter Ferne um Hilfe rufen und immer wieder vergeblich den Namen meiner Tante schreien. Ich lag auf dem kalten Asphalt und versuchte so flach wie möglich zu atmen. Jedes Mal, wenn ich Luft holte, brannte es, als würde jemand ein spitzes Messer in meine Lunge bohren.
    »Aura.« Logan sank schluchzend neben mir auf die Knie. Seine Stimme klang wieder normal. »Bleib ganz ruhig hier liegen, ja? Ich bin gleich wieder da, hörst du? Ich hole Megan. Nicht bewegen, okay?«
    »Okay«, flüsterte ich.
    Er wollte die Hand nach mir ausstrecken, zuckte aber zurück, als hätte er sich verbrannt. »Und schlaf bloß nicht ein, verstanden? Denk an einen Song.«
    »Einen Song?«, fragte ich schwach.
    »Ja, denk an irgendein Stück, das total abgeht. So was wie … Devil’s Dance Floor . Erinnerst du dich?« Er sang mir hastig die erste Strophe vor, um sie mir ins Gedächtnis zu rufen, und verschwand dann. Kurz darauf hörte ich aus der Nebenstraße, in der Megan wohnte, seine Stimme, die immer wieder ihren Namen rief.
    Ich versuchte mich auf den Song in meinem Kopf zu konzentrieren und mich daran zu erinnern, mit welchem Blick Logan mich immer angesehen hatte, wenn er die erste Strophe sang … her breath began to speak as she stood right in front of me … wie er dabei am Rand der Bühne gestanden und die Hände erhoben hatte, als wäre er ein Hexer, der einen Sturm heraufbeschwor, wie er die anderen Bandmitglieder beim Refrain mitgerissen und das Publikum in komplette Ekstase versetzt hatte.
    Als der Song und die Bilder in meinem Kopf endeten, herrschte vollkommene Stille um mich herum. Ich