Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)
schloss die Augen und ließ zu, dass sich das Grau langsam zu Schwarz verdichtete.
Zwanzigstes Kapitel
»Wach auf, Süße!«
Widerwillig öffnete ich die Augen und starrte an die mit pockennarbigen Styroporfliesen verkleidete Decke des Krankenhauszimmers.
»Sind die zwei Stunden schon wieder um?«, fragte ich Megan schwach.
Sie nickte. »Die Schwester ist bestimmt schon auf dem Weg. Ich hab mir gedacht, ich wecke dich lieber vorher, damit du als Erstes mein hübsches Gesicht siehst und nicht ihre hässliche Fratze.«
Ich wollte mich zur Seite drehen, doch ein scharfer Schmerz in meinen Rippen ließ mich dieses Vorhaben schnell wieder aufgeben. »Au!«
»Noch mehr Schmerzmittel du brauchst«, ließ Megan die Yoda-Handpuppe krächzen, die sie mir als Geburtstagsgeschenk mitgebracht hatte.
»Wo ist Gina?«
»Unten in der Eingangshalle sie ist. Ihre Mails sie checkt.« Megan legte die Puppe beiseite und lächelte mich liebevoll an. »Wie geht es dir?«
Sofort spielten sich vor meinem inneren Auge wieder die Szenen der letzten Nacht ab. Wie Logan verzweifelt zurücktaumelte, als ich ihm sagte, dass wir uns trennen mussten, wie er mich anflehte, ihm zu sagen, was er tun sollte, damit ich bei ihm blieb, und wie seine ohnmächtige Wut ihn schließlich zum Schatten werden ließ.
»Ich würde am liebsten einfach nur schlafen.«
Megan runzelte die Stirn. »Hast du schon mit dem Arzt darüber gesprochen?«
»Keine Sorge.« Ich biss die Zähne zusammen, während ich mich mit meiner unverletzten Hand abstützte, um mich aufrecht hinzusetzen. »Es ist völlig normal, müde zu sein, wenn man vom Dach gefallen ist und alle zwei Stunden geweckt und untersucht wird. Das hat nichts damit zu tun, dass mein Gehirn von dem Sturz irgendeinen Schaden davongetragen hat. Jedenfalls hat es keinen größeren Schaden als vorher.«
»Bist du dir sicher? Soll ich nicht doch lieber nach der Schwester klingeln? Sie kommt zwar sowieso gleich, aber …«
Ich winkte ab. »Ich bin okay, wirklich. Ich habe sogar Hunger.«
»Das soll ja angeblich immer ein gutes Zeichen sein.« Megan strich meine Decke glatt, als ihre Miene sich plötzlich wieder aufhellte. »Hey, vielleicht hatte der Sturz ja sogar was Gutes. Wenn wir in der Schule einen Test schreiben und du nicht gelernt hast, kannst du von jetzt an immer behaupten, du würdest durch die Gehirnerschütterung an partiellem Gedächtnisverlust leiden.«
Ich wünschte mir nichts mehr, als tatsächlich unter partiellem Gedächtnisverlust zu leiden und mich nicht mehr an das erinnern zu müssen, was kurz vor dem Sturz passiert war und mir eine Heidenangst einjagte.
In dem Moment kam die Schwester im Stechschritt ins Zimmer marschiert, und ich verstand sofort, warum Megan nicht gewollt hatte, dass ihr Gesicht das Erste war, was ich nach dem Aufwachen sah. Agatha (so stand es auf ihrem Namensschild) machte einen extrem schlecht gelaunten Eindruck, während sie meinen Blutdruck maß und mir Fragen stellte, die ich anscheinend nicht zu ihrer Zufriedenheit beantwortete.
»Gleich kommt der Neurologe, um Sie noch einmal zu untersuchen. Bis dahin bleiben Sie gefälligst ruhig liegen.« Sie hob mahnend den Zeigefinger und warf Megan beim Hinausgehen einen missbilligenden Blick zu.
»Soll ich Zachary anrufen und ihm sagen, was passiert ist?«, fragte Megan.
»Nein, das mach ich selbst.« Ich hob den Hörer von dem altmodischen Apparat, der direkt neben mir auf dem Nachttisch stand, und wollte gerade seine Nummer wählen, als Megan mir eine Hand auf den Arm legte und mich ernst ansah.
»Was willst du ihm sagen?«, fragte sie.
»Die Wahrheit.« Oder zumindest einen Teil davon. »Warum?«
»Vielleicht wäre es ganz gut, wenn du ihm nicht alles erzählen würdest.«
»Was denn zum Beispiel nicht?«
»Alles, was mit Logan zu tun hat.« Sie griff wieder nach der Yoda-Puppe und krächzte: »Allein lassen werde ich dich jetzt. Doch meine Worte bedenke und dich nicht verhalte wie eine Närrin.« Dann ging sie aus dem Zimmer.
Zachary Stimme klang zurückhaltend, als er sich meldete, was jedoch vermutlich daran lag, dass er die Nummer im Display nicht kannte. »Hallo?«
»Ich bin’s, Aura.«
»Aura! Guten Morgen.« Jetzt lag so viel Wärme in seiner Stimme, dass mir selbst ganz warm ums Herz wurde. »Hey, was ist das für eine Nummer«, sagte er. »Von wo rufst du an?«
»Vom Krankenhaus. Ich hatte so eine Art Unfall.«
»Was ist passiert?«, fragte er besorgt. »Geht es dir gut? Soll ich
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