Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)
mich an der Brüstung fest, von der aus man in die Eingangshalle hinuntersehen konnte. Ich zitterte am ganzen Körper und war überzeugt, in eine Million Stücke zu zerbrechen, wenn ich mich auch nur einen Zentimeter weiter von der Stelle rühren würde.
Am anderen Ende des Flurs kam Dylan aus dem Schlafzimmer seiner Eltern gerannt und drückte sich den tragbaren Defibrillator an die Brust, den die Familie nach Mr Keeleys erstem Herzinfarkt angeschafft hatte. »Ich habe ihn gefunden! Wisst ihr, wie das Ding funktioniert …?« Als sein Blick auf mich fiel, blieb er so abrupt stehen, dass er beinahe das Gleichgewicht verloren und rücklings auf den flauschigen Teppich geknallt wäre. Aus seinem Mund drang ein erstickter Laut und die an Kabeln befestigten Elektroden des Defibrillators rutschten ihm aus den Händen.
Siobhan und Mickey sahen verwirrt zwischen ihm und mir hin und her und zuckten zusammen, als Dylan einen schmerzerfüllten Schrei ausstieß.
Ich drehte mich wie in Zeitlupentempo um. Logans Geist stand hinter mir und starrte fassungslos auf den Körper, der vor ein paar Minuten noch sein eigener gewesen war. Schließlich hob er den Blick und sah seinen jüngeren Bruder an. »Es tut mir leid«, sagte er heiser. »Es tut mir so unendlich leid.«
»Komm schon, Dylan!« Mickey winkte seinen Bruder ungeduldig zu sich. »Gib mir das verdammt Ding, bevor es zu spät ist!«
»Es ist schon zu spät, Mickey«, sagten Logan und Dylan gleichzeitig.
»Oh Gott.« Siobhan sank zurück. »Kannst du ihn sehen? Ist er hier? Ist er ein …?«
»Nein! Es ist noch nicht zu spät!« Mickey legte dem toten Logan die Hände auf den Brustkorb und setzte die Herzdruckmassage fort, während er laut mitzählte. »Los, Siobhan!«, rief er. »Beatme ihn!«
Seine Zwillingsschwester holte tief Luft, bevor sie sich über Logan beugte und den Mund auf seine bleichen Lippen presste. Dann sah sie ihn flehend an und strich ihm zärtlich über die Haare. »Komm zurück«, schluchzte sie. »Bitte, Logan. Bleib bei uns.«
»Ich kann nicht«, flüsterte Logan hinter mir mit gequälter Stimme. »Aura, sag ihnen, sie sollen damit aufhören.«
Ich hielt mir die Ohren zu und sank auf die Knie.
Das ist nicht wahr. Ich halluziniere. Das alles passiert in Wirklichkeit gar nicht. Ich hätte die Flüssige Verblödung nicht trinken dürfen. Gleich kommen Logan und ich wieder zu uns und lachen darüber, und dann gehen wir nach unten und bringen Brian um.
Ich wiegte mich wie von Sinnen vor und zurück und schlug mir immer wieder die Hände an den Kopf. Aufwachen. Ich musste aus diesem schrecklichen Albtraum aufwachen …
»Aura, bitte!«, flehte Logan. »Ich ertrage es nicht, das alles mit anzusehen. Tu etwas!«
Ich schüttelte weinend den Kopf. Bloß ein Albtraum. Nichts davon geschieht wirklich
DAS.
IST.
BLOSS.
EIN.
VERDAMMTER.
ALBTRAUM.
Plötzlich wurden Schreie laut, und ich sah, wie unten in der Eingangshalle die Partygäste zusammenliefen. Die jüngeren unter ihnen deuteten entsetzt nach oben auf Logans Geist, während andere anfingen zu weinen oder ihre Handys herausholten.
»Siobhan, du musst ihn weiterbeatmen!« Mickey packte seine Schwester an den Schultern und schüttelte sie. »Du darfst jetzt nicht aufgeben. Wir hätten besser auf ihn aufpassen müssen! Verdammt, wir waren für ihn verantwortlich!«
Ich hörte, wie jemand hinter mir die Treppe hochstürmte, und drehte mich um. Es war Megan, die wie erstarrt auf der letzten Stufe stehen blieb, als sie Logan auf dem Treppenabsatz sah. »Oh mein Gott!«
»Nein!« Mickey wandte ihr sein tränenüberströmtes Gesicht zu. »Sag es nicht. Sag nicht, dass er tot ist.«
Megans Hand zitterte, als sie auf Logans Geist zeigte. »Aber … er ist …«
»Sei still!« Mickey wischte sich mit dem Handrücken über die Nase, wandte sich wieder dem Körper seines toten Bruders zu und fuhr verzweifelt mit der Herzmassage fort. Dabei zählte er so laut mit, als wolle er alle anderen Stimmen übertönen.
Siobhan vergrub das Gesicht zwischen den Knien und wiegte sich wimmernd hin und her. Dylan stand einfach da und starrte Logan mit offenem Mund an, als hätte er noch nie einen Geist gesehen. Zwischen seinen Fingern baumelte immer noch das Kabel des Defibrillators.
Ich krallte die Finger in den Teppich, aus Angst, den Boden unter mir zu verlieren.
Megan lief an mir vorbei zum Badezimmer und spähte hinein. »Was ist das da auf dem Waschbeckenrand?«
»Halt den Mund!«, fuhr Mickey sie
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