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Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)

Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)

Titel: Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Rosati
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und jetzt kann ich sehen, wie sehr ihn das mitnimmt.
    »Hi«, er lächelt, ohne die Augen zu öffnen. »Ich kann dich fühlen.« Er öffnet die Augen, rollt sich zur Seite und legt das Kissen unter seinen Kopf. »Wusstest du das?«
    Nein, das wusste ich nicht. Ich schüttle meinen Kopf.
    »Ja, ich kann dich ganz nah bei mir fühlen«, wiederholt er mit einer Spur Melancholie in der Stimme. »Aber berühren kann ich dich nicht.«
    Er streckt seinen Arm aus und lässt seine Finger durch meinen Arm gleiten, als wäre es die Flamme einer Kerze. Es kitzelt, wenn er das macht. »Ich wünschte, ich wüsste, wie das alles funktioniert. Du bist Energie – das weiß ich immerhin. Aber ich frage mich, was für eine.«
    Wahrscheinlich nukleare
, witzle ich. Praktischerweise steht Reis Computer direkt neben seinem Bett, sodass ich die Tastatur auch von hier erreichen kann.
    »Na ja, irgendwie leuchtest du schon«, witzelt er zurück. »Lass mich deine Hand ansehen.« Ich strecke meine linke Hand aus, die Handfläche nach oben gerichtet, und er begutachtet sie. »Ich glaube, du bist eine bisher von Menschen unidentifizierte Art von Energie«, sagt er schließlich.
    Wer weiß? Ich muss Energie von außen aufnehmen, damit du mich sehen kannst, und um Dinge zu bewegen, brauche ich eine ganze Menge davon. Bist du müde?
    »Ja, aber es ist auch spät.«
    Ich bekomme immer noch einen Teil meiner Energie von dir. Fühlt sich der Raum kälter an als normalerweise?
    »Ja, aber es fühlt sich gut an.«
    Das liegt daran, dass ich Wärme aus dem Raum ziehe, um tippen zu können.
    »Ich verstehe immer noch nicht, wie das mit dem Tippen funktioniert.« Er bewegt noch einige Male seine Finger durch meinen Arm hindurch. »Wie machst du das?«
    Ich weiß nicht. Wie bewegt der Wind Dinge? Er hat keine feste Form, aber kann ganze Häuser niederreißen.
    »Was würde passieren, wenn ich nicht in deiner Nähe wäre, damit du von mir Energie aufsaugen kannst, und du an einem kalten Ort wärst, wie zum Beispiel dem Südpol? Was würdest du dann machen?
    Klack. Klack.
Ich könnte die Sonnenenergie nutzen,
tippe ich auf der Tastatur.
    »Und in der Nacht?«
    Auch in der Nacht gibt es Energiequellen. Sterne strahlen Energie aus. Sie schwirrt überall im Weltall herum. Auch Nebel und Supernovas haben eine Menge Kraft. Es ist, als würde man ein paar Red Bull trinken. Wenn ich mich sehr konzentriere, kann ich Energie von ihnen aufnehmen.
    Rei lächelt verschlafen und sieht dabei sehr süß aus. »Wann trinkst du schon mal ein paar Red Bull?«
    Wenn du nicht in der Nähe bist und mit mir schimpfst.
    Er macht eine »Das habe ich mir gedacht«-Grimasse. Dann rollt er sich auf den Rücken und schaut an die Decke. »Es muss toll sein, eine Supernova zu sehen.«
    Willst du eine sehen? Ich kann dir eine zeigen.
Ich erwarte nicht, dass er Ja sagt. Aber es wäre verdammt cool, Rei das Universum zu zeigen.
    Er schaut auf den Computerbildschirm und schüttelt den Kopf. »Netter Versuch.«
    Hast du Angst, jemand könnte dich auch kidnappen?
    »Vielleicht. Aber überleg mal, wie schnell du dich da draußen bewegst. Was passiert – das habe ich gestern schon gesagt –, wenn dich ein schwarzes Loch einsaugt? Im Weltall gibt es verdammt viele Dinge, von denen Wissenschaftler keine Ahnung haben. Was, wenn etwas Energie zerstören
kann
, und wir nur nichts davon wissen?«
    Du machst dir zu viele Sorgen.
    »Und du machst dir viel zu wenige«, sagt er. Er schließt die Augen und innerhalb von ein paar Minuten ist sein Atem langsam und gleichmäßig.
    Trotz all seiner Macho-Muskeln sehe ich in Rei immer noch den kleinen Jungen, wenn er schläft. Sein Gesicht entspannt sich. Seine Lippen öffnen sich leicht, aber er schnarcht nicht. Er hat noch nie geschnarcht. Ich weiß das ganz genau, denn ich kenne Rei schon solange ich denken kann. Wir haben als Babys nebeneinander geschlafen. Wir haben gemeinsam gelernt, aufs Töpfchen zu gehen. Als wir das erste Mal in den Kindergarten gegangen sind, haben wir uns beim Einsteigen in den Bus an den Händen gehalten. Und deshalb fühle ich mich jetzt so schuldig.
    Früher dachte ich immer, dass Reis Oberlippe größer ist als seine Unterlippe. Dabei war sie nur ständig leicht aufgerissen. Aber jetzt ist Rei groß und seine Lippen sind nicht mehr rissig. Im Gegenteil: Sie sehen verdammt verführerisch aus.
    Ich lege meine Hand auf seine Brust und fühle, wie sie sich hebt und senkt. Seine Energie bewegt sich im Takt mit seinemHerzschlag.

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