Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)
erinnerst du dich wahrscheinlich auch nicht.«
»Ein Antiallergikum? Bin ich gegen irgendetwas allergisch?«
»Erdnüsse. Aber du isst generell keine Nüsse.«
Taylor stöhnt auf. »Erdnüsse? Du machst Witze, oder?«
»Nein, ich mache keine Witze.« Reis Stimme klingt jetzt harsch. »Ich sehe dich in fünf Minuten.« Das lässt mir genug Zeit. Blitzschnell bin ich bei Rei. Er ist immer noch in seinem Zimmer. Verdammt! Sein Computer ist ausgeschaltet, und wir haben keine Zeit, ihn hochzufahren.
»Guten Morgen«, sagt er mit einem kleinen Lächeln. »Schön, dass du vorbeikommst.«
Ich winke ihm zu und zeige auf die unterste Schreibtischschublade.
»Was willst du? Den Salbei?«
Ich nicke.
»Ich hatte noch keine Zeit für Recherche.«
Ich rolle verzweifelt mit den Augen und zeige auf die Uhr. »Ich weiß. Nur noch vier Minuten. Ich muss jetzt gehen.« Das habe ich nicht gemeint!
Ich beame mich zurück zu Taylor. Sie verflucht mich und meine Allergien – als wäre das meine Schuld! Am Boden meines Kleiderschranks findet sie ein Paar Clogs, die ich selten trage. Sie zieht aus dem Haufen am Boden einen schwarzen Kapuzenpulli und meinen Rucksack hervor. Sie hält sich nicht damit auf, die Tür hinter sich abzuschließen.
Rei wartet am Ende der Einfahrt auf sie. Ein Ohrstöpsel hängt aus seinem Ohr. Als er Taylor sieht, pfeift er. »Whoa, ich glaube, du hast vergessen, dass du kein Make-up trägst.«
»Doch, das tue ich ab jetzt«, sagt sie kurz angebunden. »Hält der Bus hier?« Sie versucht, ihre Haare so dramatisch wie immer über die Schulter zurückzuwerfen. Leider klappt das mit meinen Haaren nicht. Ich muss lachen.
Rei schüttelt den Kopf und grinst offensichtlich auch amüsiert zu ihr herunter. »Nein. Die Haltestelle ist dort drüben.«
Sie folgt ihm zur Bushaltestelle und ich schwebe ihnen in sicherer Entfernung hinterher. Auf dem Weg will Taylor von Rei alles über ihren Stundenplan wissen und fragt ihm Löcher in den Bauch, über alle möglichen Sachen, an die »sie sich nicht erinnern kann«. Jetzt weiß ich, warum ich die Clogs nie trage. Sie vertragen keinen Matsch.
Im Bus gibt Rei Taylor einen Ohrstöpsel. Wahrscheinlich will er sie einfach zum Schweigen bringen. Sie verzieht das Gesicht, als sie seine Musik hört, und will seinen iPod sehen. Rei gibt ihn ihr, und sie schaut noch gequälter, als sie seine Musikauswahl sieht.
»Hast du nichts Gutes?«
Rei guckt verärgert. »Definiere gut.«
»Du weißt schon: Gut, aus der heutigen Zeit. Pop oder R & B.«
Rei lacht. Wahrscheinlich weil sie die Worte »gut« und »Pop« in einem Satz verwendet hat. »Ich habe viel aus der heutigen Zeit. Aber das meiste ist von Indie-Bands. Wahrscheinlich hast du vergessen, wie sich gute Musik anhört.« Er greift nach dem iPod und sucht nach etwas. »Hier, versuch es mal damit.«
Sie lehnt sich zurück. Der Blick auf ihrem Gesicht verrät, dass sie das Lied nicht schlecht findet. Rei dreht sich zum Fenster und reibt sich die Stirn oberhalb der Augenbrauen.
Den restlichen Schultag verbringt Rei damit, Taylor zu sagen,wann sie wo sein muss und welcher Spind ihrer ist. Mittags nimmt er ihr eine Packung Kekse aus der Hand und erinnert sie daran, dass sie eine Nussallergie hat.
»Aber das sind Schokokekse und keine Erdnussbutterkekse.«
Rei zeigt ihr die Rückseite der Packung. »Guck dir mal die Inhaltsstoffe an.«
Taylor schnaubt ärgerlich. »Mehl«, sagt sie höhnisch. »Zucker … « Als sie die Liste durchgelesen hat, verstummt sie. »Kann Spuren von Nüssen enthalten«, liest sie. »Du verarscht mich, oder?«
»Nein.« Rei nimmt die Packung und legt sie zurück. »Und falls du es vergessen hast: Du benutzt fast nie Schimpfwörter.«
»Also gut. Was passiert, wenn ich das hier esse?«
»Schlimme Dinge. Iss sie einfach nicht. Und nimm dein Antiallergikum immer mit. In Ordnung? Wenn wir uns hingesetzt haben, zeige ich dir, wie man es benutzt.«
Rei hilft Taylor gerade dabei, ihr Spanisch-Lehrbuch zu finden, als Callie vorbeikommt.
»Hey, ich habe schon nach euch gesucht.«
»Wie geht’s?«, grüßt Rei sie.
»Ich wollte mal nachsehen, wie Anna sich fühlt«, sagt sie und wendet sich Taylor zu, die immer noch in meinem Schließfach herumwühlt. »Geht es dir gut?«
»Nein, ich hatte eine Gehirnerschütterung.« Taylor fischt einen spitzen Bleistift vom Boden meines Spinds und dreht sich schließlich um.
Callie bleibt der Atem weg. »Wow, Anna! Warum bist du überall mit Make-up beschmiert?
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