Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)
»Ich wollte mit Dylan zusammen sein, und er hat mich verlassen, als er herausgefunden hat, dass ich schwanger bin. Ich wollte das Baby bekommen, aber meine Eltern haben es nicht zugelassen. Ich wollte ganz sicher nicht nach Vermont ziehen. Ich will nicht nach Yale. Ich will keine Anwältin werden. Ich wollte mit Seth zusammen sein, aber wir alle wissen, wie gut das geklappt hat. Jason Trent ist ein totaler Arsch. Und was weiß ich, was mit Rei los ist. Was macht es also für einen Unterschied, was ich will? Ich bekomme nie, was ich will.«
Na ja, du wolltest meinen Körper, und jetzt hast du ihn.
»Anna, ich will dich wirklich nicht beleidigen, aber ich wollte deinen Körper nicht. Ich brauchte einen Körper, und deiner war nun mal da. Und jetzt bin ich in ihm gefangen.«
Ich kann dich aus ihm befreien.
»Ich wusste es! Ich wusste, dass ein Plan dahintersteckt. Lass es gut sein, Anna. Ich kann nirgendwo anders hingehen.«
Es ist schwierig, positiv zu bleiben, wenn einem so viel negative Energie entgegenschlägt. Es ist schwierig, ein Mädchen zu mögen, das so viel Hass in sich trägt. Es ist schwierig, sie als Opfer zu sehen, wo sie ständig absichtlich andere zu verletzen scheint. Es ist schwierig, ihr zu vergeben. Aber genau das muss ich tun. Wenn ich es nicht schaffe, ihre negative Haltung durch positive Energie zu ersetzen, werde ich nie das Licht heraufbeschwören können.
Es gibt einen Ort, an den du gehen kannst
, schreibe ich, und dann denke ich an die Krone der Trauerweide und an das Gefühlvon Harmonie und Frieden. Ich entschuldige mich bei dem Licht für noch einen falschen Alarm, denn ich weiß, dass sie noch nicht bereit ist hinüberzugehen. Aber sie soll das Licht sehen. Ein winziger Schritt nach dem anderen. Bitte Licht, bitte hilf mir.
»Anna, was machst du? Du siehst … komisch aus.«
Und dann höre ich sie nach Luft schnappen. Noch bevor ich meine Augen öffne, weiß ich, dass es funktioniert hat. Als ich die Augen öffne, ist es da. Es erhellt den ganzen Raum mit seinem wunderbaren Glanz.
Du hast einen Platz, an den du gehen kannst. Das Licht kann dich dorthinbringen.
34
Kann ich das vor Gericht anziehen?
Ich stehe vor Rei und glätte imaginäre Falten aus meinem Garfield- T-Shirt , das ich trage, seit Taylor meinen Körper gekidnapped hat. Das große Plus in dieser Dimension ist, dass man nicht schmutzig wird und nie schwitzt. Man muss sich also nie duschen. Was würde Rei nur mit so viel freier Zeit anfangen?
Rei hat seine treue beige Chino-Hose und ein weißes Poloshirt an. Ich schwöre, falls ich je meinen Körper zurückbekomme, gehe ich mit dem Jungen shoppen.
»Wer, außer mir, wird dich denn sehen?«
Man kann nie wissen.
Rei sieht mich an. »Was hast du vor?«, fragt er argwöhnisch.
Nichts.
»Wirklich?«
Ich lächle ihn unschuldig an.
Ich sehe dich im Gerichtssaal.
»Hey, Anna?«
Ich schaue ihn an.
»Bleib heute immer dicht bei Taylor.« Er sagt das ein bisschen zu beiläufig. Er hat etwas vor.
Was hast du vor?
Er lächelt nicht. »Vielleicht nichts. Vielleicht etwas. Ich habe mich noch nicht entschieden. Bleib einfach nur in ihrer Nähe, okay?«
Ich nicke. Nachdem sie letzte Nacht das Licht gesehen hat, istsie ausgeflippt und meinte, ich solle sofort aus ihrem Zimmer verschwinden und das Licht gleich mitnehmen. Ich bin mir nicht sicher, wie sie heute gelaunt ist, und hätte sie sowieso nicht aus den Augen gelassen.
»Anna?«
Die Ernsthaftigkeit in seinem Ausdruck macht mir Angst. »Es ist dein Körper. Vergiss das nicht. In Ordnung?«
Ich nicke.
»Versprich es mir«, betont er noch einmal.
Ich nicke wieder und fühle mich wie ein Wackeldackel.
Es sind so viele Leute zum Prozess gekommen, dass die Polizei die Straße sperren musste. Yumi und Robert haben heute ihren Laden geschlossen, damit sie mit Rei vor Gericht sein können. Sie parken in einem Parkhaus zwei Häuserblocks entfernt. T V-Reporter schnüffeln in der Menge herum. Im Gerichtssaal drängeln sich die Menschen auf den langen Holzbänken. Yumi ist zwar winzig, aber sie hat scharfe Ellenbogen und keine Skrupel, sie zu nutzen. Ich schwebe um den Richterstuhl herum und sehe zu, wie alle sich versammeln und warten.
Warten.
Warten.
Gähn.
Es gibt eine Reihe von Formalitäten, die vor Gericht eingehalten werden müssen. Ich bemerke, dass Taylor zwischen meiner Mutter und ihren Eltern sitzt. Sie sieht sehr … erwachsen aus. Sie trägt einen angemessenen marineblauen Rock und eine Jacke mit einem
Weitere Kostenlose Bücher