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Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)

Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)

Titel: Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gina Rosati
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drängt er. Er spricht schnell, und als er das Handy zugeklappt und in die Tasche gesteckt hat, hebt er sie hoch und rennt die Treppe hinauf. Dabei nimmt er immer drei Stufen auf einmal.
    Der Polizist auf dem Flur sieht Rei kurz an und holt dann sofort sein Funkgerät raus.
    »Ich habe schon 911 gerufen«, erklärt ihm Rei. »Sehen Sie nach, ob sie Lydie Rogan im Gerichtssaal finden können. SagenSie ihr, dass ihre Tochter eine allergische Reaktion hat und ihr Antiallergikum nicht dabeihat.«
    Der Polizist eilt wortlos in den Saal.
    Taylors Gesicht verwandelt sich in eine geschwollene, fleckige Masse und ihre Lippen sehen aus wie Würste. Rei sieht sich wild nach etwas um. Ich weiß nicht, wonach – nach meiner Mutter, nach den Sanitätern, nach mir? Nach allen zusammen?
    Ich mache mich direkt vor ihm sichtbar.
    »Ist sie jetzt schwach genug?«, fragt er mich.
    Taylor windet sich in seinen Armen und versucht zu atmen.
    »Es tut mir leid!« Rei sieht Taylor an und dann sieht er zu mir. »Mir ist nichts Besseres eingefallen.«
    Ich nicke, aber ich habe keine Zeit, seinen Entschuldigungen zuzuhören. Wenn ich jetzt nichts unternehme, war alles umsonst. Ich höre in der Ferne Sirenen, aber es kann verdammt viel passieren in der kurzen Zeit, bis der Rettungswagen hier ankommt, besonders da meine Lebensversicherung zu Hause in meinem Rucksack liegt.
    Obwohl ich gar keinen Sauerstoff brauche, schnappe ich nach Luft. Ich fühle mich, als würde ich auf der Spitze von Red Rocks stehen und mich darauf vorbereiten, von 24 Metern Höhe in das eiskalte Wasser des Lake Champlain zu springen. Taylor leidet eindeutig unter den Histaminen, die ihren Körper fluten. Ihre Luftröhre ist verengt und ihr Atem geht rasselnd. Seit über einer Woche wünsche ich mir nichts mehr, als Taylor Gleason aus meinem Körper herauszubekommen und mir wieder zu nehmen, was rechtmäßig mir gehört. Jetzt ist der Moment endlich gekommen, und ich wäre am liebsten ganz weit weg und müsste nicht versuchen, Taylor aus dieserMasse herauszuzerren, die sich mein Körper nennt, und selber hineinzukriechen.
    Als Erstes sammle ich genug Energie. Ich schließe meine Augen und sauge ganz viel Energie aus den tiefsten Tiefen des Universums, bis ich mir sicher bin, dass ich in meinen Körper fassen kann, und dann ziehe ich …
    Sie ist so schwach und desorientiert von der allergischen Reaktion, dass sie einfach aus meinem Körper herausploppt. Ein panisches Heulen entfährt ihr, als sie bemerkt, was passiert ist.
    »Nein! NEIN!«
    Rei atmet scharf ein, als mein Körper in seinen Armen erschlafft und meine Augen weiß werden. Wahrscheinlich passiert das, weil keiner in meinem Körper ist. Doch jemand sollte besser ganz schnell das Antiallergikum finden!
    »Anna! Anna!« Meine Mutter kommt auf ihren kräftigen Beinen angerannt, gefolgt von einem Polizisten, der in sein Funkgerät brüllt. Irgendein Idiot mit einer Fernsehkamera ist ihnen auf den Flur gefolgt und einige Zuschauer sind zum Gaffen aus dem Gerichtssaal gekommen. Großartig … Zuschauer sind genau das, was ich jetzt brauche. Ich schließe die Augen und bereite mich darauf vor, in meinen Körper einzutauchen.
    Genau … jetzt!
    Irgendetwas hält mein Handgelenk fest.
    »Nein, Anna, bitte! Du musst mich wieder reinlassen. Bitte!«
    Das Wort »bitte« funktioniert nur in manchen Situationen, und das ist ganz sicher nicht eine davon. Ich kann fühlen, wie schwach Taylor ist. Wir kämpfen um meinen Körper, aber sie hat jetzt die richtige Passform. Schon wieder hat sie meinen Körper eingenommen!
    »Anna! Liebling, kannst du mich hören?« Meine Mutter kniet weinend neben mir und versucht, mich aus Reis Armen zu zerren, aber er lässt nicht los.
    »Schau in deine Handtasche«, befiehlt Rei meiner Mutter. »Sie braucht ihr Antiallergikum.« Ich strecke mich aus. Die Grenzen meines Körpers sind für mich jetzt durchlässig. Taylor herauszuziehen ist so einfach, als ob man eine Hand aus einem Handschuh zieht.
    »Nein!«, jault sie, als sie zum zweiten Mal aus meinem Körper herausgezogen wird. »Anna, bitte! Bitte tu mir das nicht an!«
    Das Echo von Reis Stimme erinnert mich daran, dass dieser Körper mir gehört.
    »Tut mir leid!«, entschuldige ich mich zum letzten Mal und krabble in meinen Körper.
    Oh! Oh! Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, wie sich meine erste allergische Reaktion angefühlt hat, als ich vier Jahre alt war. Damals habe ich meinen Körper verlassen und bin erst zurückgekommen, als

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