Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)
es vorbei war. Das sind … Höllenqualen.
Ich würde am liebsten ganz schnell wieder herausklettern und Taylor sagen, dass sie meinen Körper zurückhaben kann. Ich war so lange frei, dass es sich seltsam anfühlt, in einer festen Hülle zu sein. Ich komme mir vor, als hätte mich jemand in einen Sarg eingesperrt und lebendig begraben. Hier drinnen ist keine Luft. In der vergangenen Woche habe ich keinen Sauerstoff gebraucht, aber jetzt brauche ich ihn dringend und ich bekomme keine Luft. Der Ausschlag juckt grauenhaft und in meinem Körper herrscht so heilloses Chaos, dass es fast unmöglichist, meine Schwingungen in Einklang zu bringen. Ich fühle, wie Taylor nach mir greift und versucht, mich zu packen und herauszuzerren. Ich strecke mich schnell aus und greife so gut ich kann mit meinen ätherischen Fingern in meine Finger aus Fleisch und Blut und versuche mich festzuhalten. Dabei will ich am liebsten loslassen und ganz weit wegfliegen, weg von diesem unendlichen Schmerz.
Ich fühle, wie ich das Bewusstsein verliere. Irgendwo über mir höre ich ein lautes Dröhnen, ich nehme undeutlich pulsierende Lichter wahr und Stimmen, die ganz, ganz weit weg sind. Reis Stimme ist wie ein Mantra, das mich anfleht: »Haltedurchhaltedurchhaltedurch.«
In meiner Hüfte spüre ich einen plötzlichen, süßen Schmerz, und eine Flut von chemischer Energie strömt durch meinen Körper und gibt mir genug Kraft, um mich … zu übergeben. Meine Luftröhre ist noch angeschwollen, und es fühlt sich an, als ob ich ein wenig von meinem Erbrochenen inhaliert hätte. Ich verschwende all meinen wertvollen Sauerstoff bei dem Versuch, es hochzuhusten, aber es kann nirgendwo hin.
Um mich herum entsteht Aufruhr. Jemand packt meinen Kopf und zwingt mich, den Mund zu öffnen, dann stopft jemand etwas in meinen Rachen und mich befällt Panik. Ich wehre mich dagegen, denn es tut weh, aber jeder ist im Moment stärker als ich. Ich höre Reis Stimme, wie sie mich bittet stillzuhalten. Es hört sich an, als würde er weinen.
Und dann ist da Luft, süße, wunderbare Luft.
Ich versuche meine Augen zu öffnen, aber sie sind verschwollen, und durch die dünnen Schlitze sehe ich über mir lauter unbekannte Gesichter. Wahrscheinlich ist jeder aus dem Gerichtssaalin den Flur gestürzt und beobachtet, wie ich auf die Liege gehoben und in den Krankenwagen verfrachtet werde. Ich höre Rei sagen, dass er im Krankenwagen mitfahren will. Jemand widerspricht. Reis Stimme nimmt daraufhin denselben gefährlichen Tonfall an, den er auch Jason Trent gegenüber benutzt hat. »Doch, ich komme mit.«
Und dann höre ich jemanden mit einer typischen T V-Stimme Fragen stellen, die niemanden etwas angehen, und die Stimme meiner Mutter sagt: »Ihr Name ist Annaliese Rogan und sie ist die einzige Augenzeugin.«
35
In der Notaufnahme lassen sie Rei nicht sofort zu mir. Nicht, bevor sie sicher sein können, dass nicht mehr das Risiko einer sogenannten zweiphasigen Reaktion besteht. Also ein zweiter Anfall, der sogar noch schlimmer ist als der erste. Mein Sinn für Humor ist zurück. Denn trotz meiner schlaffen Lippen lache ich dem Arzt ins Gesicht und erkläre ihm, dass nichts schlimmer sein könnte, als mich in den Abendnachrichten zu übergeben.
Sie lassen meine Mum zu mir und sie flattert nervös um mich herum und macht mich verrückt. Wegen meines Anfalls ist sie völlig außer sich. Wahrscheinlich war meine allergische Reaktion noch furchterregender als beim ersten Mal, schließlich standen dieses Mal Hunderte von Menschen und eine Fernsehkamera um mich herum.
Nach einer Weile beschließen sie, mich für eine Nacht dazubehalten, und rollen mich in den Flur, wo jeder mich sehen kann. Alle starren mich an. Also ziehe ich mir die Decke über den Kopf, sodass die Leute im Aufzug sich fragen, ob ich tot bin. Meine Mutter bleibt lange genug, um sich zu überzeugen, dass es mir gut geht. Dann geht sie, um sich etwas zum Mittagessen zu holen und ihre Arbeits- E-Mails zu checken.
Ich brauche lange, um mich wieder an meinen Körper zu gewöhnen. Nach so einer langen Zeit fühlt sich alles eng, ungemütlich und schwer an. Ich bin plötzlich wieder aus Fleischund Blut. Ich wundere mich, warum mein Arm so wehtut. Dann erinnere ich mich an das schreckliche Tattoo. Mein ganzer Körper juckt und ist angeschwollen, und mein Rachen schmerzt von dem dämlichen Schlauch, den sie mir in den Hals gestopft haben. Ich vertreibe mir die Zeit, indem ich versuche, die Piercings aus
Weitere Kostenlose Bücher