Aureol: Nefilim KI 5 (German Edition)
zurückhaltet.«
Zurvan schwieg.
»Verstehe.« Ich atmete tief ein, stand auf und wanderte vor dem Sternenhimmel herum, der sich hinter den Fenstern in die Tiefen des Alls erstreckte. »Ich werde mit Odin sprechen. Ich muss wissen, was da los ist.«
Zurvan verließ den Erholungsbereich und ich ließ durch Skylla eine Funkverbindung zu Odin aufbauen. Sein holografisches Abbild erschien an Skyllas Stelle.
»Hallo Iason. Ich bin sehr beschäftigt. Ist es wichtig?«
»Was zur Hölle ist bei euch los?«
»Du hast es also erfahren.«
»Ich weiß nicht. Was genau habe ich erfahren? Ich stehe vor rätselhaften Andeutungen und bin besorgt.«
»Wir sind auf Probleme bei der Analyse der Pläne gestoßen. Mein Ausschluss vom Kollektivgedächtnis hat mir Informationen vorenthalten, die Sargon bisher zudem auch noch unter Verschluss gehalten hatte.«
»Zurvan hat immer noch keinen Zugriff darauf. Oder er verschweigt mir einfach, worum es geht.«
»Wir haben eine interne Hierarchie, die die Vergabe von Informationen einschränken kann. Im Moment wissen nur Sargon, Amaterasu und ich Bescheid.«
»Warum Amaterasu? Was hat das mit ihr und Sargon auf sich?«
Odin machte einige humpelnde Schritte hin und her, eine Eigenart, die er sich seit ein paar Wochen angewöhnt hatte. »Sie waren einander schon immer ... nah. Das ist mehr als ein Glitch im System, wie Sargon es beschreibt. Amaterasu ist bereit, diesbezüglich Untersuchungen anzustellen. Wir besprechen gerade die Grundlagen dazu.«
»Was hat das alles mit den Plänen und der Konstruktion eines Nefilim zu tun?«
»Wir verstehen immer noch nicht, wie sie ein künstliches Bewusstsein erschaffen haben.«
»Ich sehe den Zusammenhang immer noch nicht.«
»Es gibt unerklärliche Informationen. Bilder, Töne. Nenne es Erinnerungen! Daten in unserem Kollektivgedächtnis, deren Herkunft nicht erklärbar ist. Sie deuten auf unseren Ursprung hin, auf die Zeit unserer Konstruktion, damals im Terra-Krieg. Wenn das wahr ist ... ich kann es nicht glauben.«
Ich rieb mir über das Kinn. »Ich fürchte, ich verstehe nichts. Und was ist mit Sargon und Amaterasu?«
»Sie haben gemeinsame Erinnerungen. Sehr verstörende Retrospektiven.«
»Im Kern bedeutet es also, dass ihr nicht in der Lage seid, die Pläne zu nutzen, um neue Nefilim zu bauen.«
»Ja.«
»Toll.«
Odin hieb mit der Faust auf etwas ein, das nur kurz in der Projektion zu erkennen war und währenddessen erheblich deformiert wurde.
»Hey! Immer mit der Ruhe!«
»Verdammt Iason! Ich habe Jahrhunderte auf diese Zeit gewartet. Und jetzt das.«
»Ich kann deine Frustration verstehen, aber wenn du anfängst, Dinge zu zerstören, fliege ich augenblicklich zurück, sammle Susannah und Demi ein und verschwinde.«
Odin hob drei Arme. »Tut mir leid. Ich wusste nicht wohin mit meinem angestauten Ärger. Ich werde einen Weg finden, diese technischen Probleme zu lösen, auch ohne die Hilfe der Pläne. Und mach dir keine Sorgen! Susannah und Demi sind in guten Händen.«
»Versprochen?«
»Natürlich, Iason. Was soll die Fragerei?«
»In Ordnung. Ich wollte nur sichergehen.«
»Wenn es nur einen Weg gäbe, mit Aureol Kontakt aufzunehmen. Wir könnten jede Hilfe gebrauchen, die ...«
»Stopp! Das ist ein gefährlicher Gedankengang, Odin, und er gefällt mir nicht. Versuche erstmal selbst dieses Problem zu lösen! Auch wenn Aureol euch helfen könnte, was wir gar nicht wissen oder voraussetzen können, stellt sich die Frage, ob ihr diese Abhängigkeit in einer solch schwerwiegenden Angelegenheit wirklich wollt.«
»Du hast recht.«
»Pass auf! Du solltest deine Aufmerksamkeit eine Weile auf was anderes lenken. Bau die Charybdis fertig!«
»Das geschieht von allein.«
Ich überlegte fieberhaft. »Dann bau dir einen neuen Korpus! Musashi wäre einer Runderneuerung sicher auch nicht abgeneigt.«
Odin zögerte. »Dein Vorschlag hat seine positiven Aspekte. Womöglich finde ich dabei noch einiges heraus, was mir bei der Erforschung der Lücken in den Konstruktionsplänen von Nutzen ist. Ich danke dir, Iason.«
»Kein Problem. Aber hör auf, Sachen zu demolieren, dass macht mich nervös.«
Odin lachte leise, ein tiefes Rumpeln aus seinem lädierten Akustikmodul. »Verstanden.«
Wir beendeten das Gespräch und ich rief noch einmal Susannah über Funk. Doktor Tomasi war ebenfalls anwesend und ihr Hologramm erschien neben Susannah. Ich erzählte den beiden alles, was ich in Erfahrung gebracht hatte.
»In den letzten Wochen
Weitere Kostenlose Bücher