Aureol: Nefilim KI 5 (German Edition)
Kzistaha waren von Natur aus weit dehnbarer als Menschen und es schien ihr nicht die geringste Mühe zu bereiten.
»Was ist, wenn immer noch jemand da unten ist?«
»Ich habe versucht, Kontakt über Funk herzustellen.«
»Was lässt dich glauben, dass sie antworten würden?«
»Hm. Da hast du nicht ganz unrecht. Ich werde nochmal unsere friedlichen Absichten verkünden, bevor wir in die Atmosphäre eindringen.«
»Das ist vernünftig. Ich habe übrigens ein Abschirmfeld für die Gaias in der Planung. Ich muss jedoch noch die Details ausarbeiten. Es wäre dumm, wenn wir sie an Aureol verlören. Wir sollten sie an Bord lassen, bis ich es fertig habe.«
Eine Stunde später lag ich auf meinem Bett und starrte aus dem Bullauge in meiner Kabine auf den Planeten Huu hinab. Sein Licht fiel in den Raum und ließ mich nicht einschlafen, doch ich konnte mich nicht überwinden, das Fenster zu verdunkeln. Meine Gedanken trieben ab und landeten bei Susannah. Ich machte mir Sorgen um sie und die anderen, fragte mich, was sie wohl taten und ließ die Vorstellung in meinem Kopf wachsen, dass sie auf dem Planeten waren und sich aus verschiedenen Gründen nicht mit uns in Verbindung gesetzt hatten. Bald war ich in imaginäre Wiedersehensszenarien und Gespräche verstrickt, die so wahrscheinlich nie stattfinden würden. Nach einigen Stunden des Grübelns und Phantasierens fielen mir die Augen zu und ich stürzte in einen unruhigen Schlaf voller verstörender Träume.
----
9.Kapitel
Chaos²
Verklebte Augen, verspannter Nacken.
Ein totes Tier im Hals.
Guten Morgen.
Die Sanitäreinheit verfügte leider nicht über eine Wasserdusche, die in solchen Situationen hilfreich war, aber eine Pille aus dem Replikator lockerte die verkrampften Muskeln und vertrieb den Geschmack aus meinem Mund. Vor mir auf dem Stuhl lag der neue Anzug. Ein nachtblauer, enganliegender Overall mit zahlreichen Protektoren. Sieraa sagte, das Design wäre primitiv, aber ich fand, sie hatte einen hervorragenden Job gemacht. Dank eines dreidimensionalen Scans unserer Körper passten die im Replikator erzeugten Kleidungsstücke wie angegossen. Handschuhe und ein Kopfüberzug ließen sich über ein Steuergerät an der Hüfte aktivieren und verschwanden in einem Wulst um Hals und Handgelenke. Aktive Nanotechnologie offen zu verwenden war mir immer noch suspekt, aber an der Funktionalität hatte ich gewiss nichts auszusetzen. Ich ergriff meinen Speer und einen Rucksack, den Sieraa passend zu den Schutzanzügen entworfen hatte.
Ich verließ meine Kabine und wir trafen uns auf der Brücke. Sie hatte ihren Anzug ebenfalls angelegt, was mich einige Sekunden in eine rein technisch motivierte Betrachtung der gelungenen Passform verwickelte. Er war so nachtblau wie meiner und offenbarte ihre wohlgeformten Rundungen unter seinem enganliegenden Stoff. Ich schürzte die Lippen und nickte anerkennend. Selbst Susannah hatte zugegeben, dass Sieraa eine attraktive Frau war.
»Fertig?«, fragte sie mit einem tadelnden Blick.
»Du hast recht, die Anzüge sind primitiv.«
Sieraa sah verwirrt an sich herab und warf mir einen empörten Blick zu, bevor sie sich mit zackigen Bewegungen in den Pilotensessel begab. Sie steuerte die Dilisa in die Atmosphäre hinab.
»Kein Frühstück?«
»Ich nahm an, dass du genauso ungeduldig bist, wie ich.«
Sie lächelte. »Richtig vermutet. Wirf einen Blick auf die Sensoren und schicke deinen Funkspruch ab!«
Ich legte Rucksack und Speer beiseite und setzte mich an die Funkstation. Und wenn sie da waren? Was sollte ich sagen? »Hier spricht Iason Spyridon an Bord der Dilisa. Ich weiß, das klingt total bescheuert, aber ich bin es wirklich. Wir sind keine von Aureols Manifestationen. Gebt Acht vor Minkani! Wir sind kürzlich einer Truktock-Manifestation begegnet, die mich töten wollte. Ach ja, ballert uns nicht gleich vom Himmel! Herrje, ich kann es kaum erwarten, euch wiederzusehen. Das muss seltsam in euren Ohren klingen, aber für mich sind erst einige Wochen vergangen, seit wir uns auf Fergoi aus den Augen verloren haben. Danke für den Grabstein übrigens, aber der wird noch nicht gebraucht.« Ich seufzte. »Iason Ende.«
Sieraa schwieg und lenkte die Dilisa über einen bewaldeten Kontinent, der nur an wenigen Stellen von Felsspitzen und kleinen Bergrücken durchbrochen wurde. Ein langer Fluss schlängelte sich glitzernd in der Doppelsonne des Huu-Systems unter uns hin. Ich behielt die Sensoren im Auge und achtete gleichzeitig
Weitere Kostenlose Bücher