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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Paparazzi wie Chorknaben aussehen. Adelman hat einen Handel vorgeschlagen. Fifty-fifty. Er hat gesagt, ich soll versuchen, die Papiere zu finden, und feststellen, ob sie irgendwie von Bedeutung sind, und falls ja, würde er deren Echtheit überprüfen lassen. Er hat mir alles weitererzählt, was Sie ihm erzählt haben.«
    »Das Robotnik eingeschlossen?«
    »Das Robotnik eingeschlossen.«
    »Mistkerl.«
    Jetzt machte Olga ein Foto von Moldenhauer und Saunders. Sie standen etwas verlegen Seite an Seite. Kelso ging erst jetzt auf, daß sie wohl schwul waren. Weshalb war ihm das nicht schon früher aufgefallen? Diese Reise steckte voller Überraschungen…
    »Immer mit der Ruhe, Professor. Regen Sie sich nicht so über mich auf. Und über Adelman auch nicht. Hier geht es um eine Story. Eine tolle Story. Und sie wird anscheinend immer besser. Sie haben nicht nur diesen armen Kerl gefunden, wie er mit seinem Pimmel im Mund im Fahrstuhlschacht hing, Sie haben außerdem der Miliz erzählt, daß der Mann, der das getan hat, kein anderer war als Wladimir Mamantow. Und nicht nur das – die Ermittlungen sind auf Anweisung des Kreml eingestellt worden. Habe ich jedenfalls gehört. – Was ist daran so komisch?«
    »Nichts.« Kelso mußte bei dem Gedanken an den blondköpfigen Spion einfach grinsen. (»Wir wollen unter keinen Umständen, daß die Moskauer Presse die Geschichte breittritt…«) »Tja, eines muß man Ihnen lassen, Mr. O’Brian, Sie scheinen gute Kontakte zu haben.«
    O’Brian machte eine wegwerfende Handbewegung. »In dieser Stadt gibt es kein Geheimnis, das man nicht für eine Flasche Scotch und fünfzig Dollar kaufen kann. Und die Leute hier sind alle stocksauer. Deshalb gibt es mehr undichte Stellen als an einem Atomreaktor. Sie haben es satt, hingehalten zu werden.«
    Der Busfahrer drückte auf die Hupe. Saunders war bereits eingestiegen. Moldenhauer hielt sein Taschentuch in der Hand und winkte zum Abschied. Kelso kamen die Gesichter der anderen Historiker hinter den Scheiben wie bleiche Fische in einem Aquarium vor.
    »Sie sollten mir jetzt endlich meinen Koffer wiedergeben«, sagte er. »Ich muß einsteigen.«
    »Sie können nicht so einfach verschwinden, Professor.« Inzwischen klang O’Brian resigniert. Er ließ sich den Koffer aus der Hand nehmen. »Kommen Sie, Fluke, nur ein ganz kleines Interview? Ein kurzer Kommentar?« Er folgte Kelso wie ein zudringlicher Bettler. »Ohne einen Kommentar von Ihnen ist die Sache nicht viel wert.«
    »Das wäre unverantwortlich.«
    »Unverantwortlich? Blödsinn. Sie wollen nicht auspacken, weil Sie alles für sich behalten wollen! Aber da sind Sie auf dem Holzweg. Die Geheimhaltung funktioniert nämlich nicht. Diese Story kommt heraus – wenn nicht heute, dann morgen.«
    »Und Sie wollen sie natürlich schon heute und vor allen anderen, oder?«
    »Das ist mein Job. Reden Sie schon, Professor. Tun Sie nicht so verdammt hochnäsig. Wir sind doch gar nicht so verschieden…«
    Kelso war am Bus angelangt. Die Tür öffnete sich mit einem pneumatischen Seufzer. Aus dem Innern kam ironischer Applaus.
    »Leben Sie wohl, Mr. O’Brian.«
    O’Brian wollte aber noch nicht aufgeben. Er trat auf die unterste Stufe. »Schauen Sie sich genau an, was in diesem Land los ist.« Er stopfte die beiden Zeitungen in Kelsos Manteltasche.
    »Sehen Sie sich das an. Das ist Rußland. Nichts von dem, was hier passiert, hält länger als einen Tag. Weil das Land vielleicht morgen schon nicht mehr existiert. Sie sind… oh, Scheiße…«
    Er mußte abspringen, um von der sich schließenden Tür nicht eingeklemmt zu werden. Er versetzte der Karosserie von außen einen letzten, frustrierten Schlag.
    »Dr. Kelso«, sagte Olga mit steinerner Miene.
    »Olga«, sagte Kelso.
    Er schob sich den Mittelgang entlang. Als er sich auf gleicher Höhe mit Adelman befand, blieb er stehen. Adelman, der die ganze Begegnung mit O’Brian beobachtet haben mußte, wendete den Blick ab. Jenseits der schmutzigen Scheibe trabte der Reporter mit den Händen in den Taschen zum Hotel zurück. Moldenhauers weißes Taschentuch flatterte zum Abschied.
    Der Bus fuhr an. Kelso drehte sich um und begab sich stolpernd an seinen angestammten Platz ganz hinten, wo er allein sein konnte.
    Fünf Minuten lang starrte er lediglich aus dem Fenster. Er sollte das Geschehene niederschreiben, einen Bericht verfassen, solange ihm alles noch deutlich vor Augen stand. Aber er konnte es nicht, noch nicht. Im Augenblick schienen alle Wege

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