Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
an.
Wolff bemerkte die Blicke zwischen Hanson und
seiner Freundin und fühlte sich plötzlich überflüssig.
„Na Dag, dann werde ich Sie mal alleine lassen,
damit sie sich mit ihren Freunden beraten können. Ich werde mal kurz in der
Cafeteria vorbeischauen. Spätestens in einer halben Stunde bin ich zurück und
erwarte dann Ihre Antwort“, sprach’s und wandte sich zum Gehen..
Noch bevor Wolff das Krankenzimmer verlassen
hatte, hatte Hanson sich entschieden.
Jörg, sein Freund, war an Hansons Bett getreten.
„Mensch, Dag, das hat dir keiner an der Wiege gesungen, dass du in Kiel Chef
der Kripo werden wirst, ich gratuliere dir“.
„Jörg, deine Glückwünsche kommen zu früh, ich
werde dieses Angebot nicht annehmen, weil ich ...“
„Du wirst was nicht?“
„Ich werde mich nicht für den Chefposten der
Kieler Kriminalpolizei bewerben“.
„Dag, als dein Freund muss ich dir sagen, du wirst
diesen Fehler in einigen Jahren bereuen“.
Als suchte Jörg bei Rebecca Unterstützung,
wandte er sich zu ihr.
„Denk doch nur mal an die gesellschaftliche
Aufwertung, an das neue Image, das dir zuteil wird, und von dem Gehaltssprung,
der euch beiden sicher auch zupass käme“.
„Nein Dag, wegen des Geldes brauchst du deine
Stellung nicht zu wechseln, mein Mann hat mir genügend Geld hinterlassen, es
reicht für uns beide für ein sorgenfreies Leben“.
Hanson schaute Rebecca erst verwirrt, dann
erstaunt und als ihre Worte tief in seinem Bewusstsein angekommen waren,
liebevoll an. War das eben ein Verlobungsantrag?, überlegte Hanson. Ja, es war
einer, es machte ihn glücklich. Er griff nach ihrer Hand, zog sie zärtlich zu
sich und küsste sie. Ihre prallen Brüste drückten auf die frisch versorgte
Wunde. Es schmerzte.
„Dag, ich muss dir ...“
Mit Engelszungen versuchte sein Freund Hanson
eines Besseren zu belehren, doch keines seiner Worte fand Gehör. Hanson vernahm
die Worte seines Freundes nur noch als ein leises Wispern, das sich immer
weiter zu entfernen schien. Zu sehr war er mit seiner Zukunft beschäftigt.
Inzwischen hatte Wolff wieder das Krankenzimmer
betreten und vernahm entsetzt das Plädoyer des Zahnarztes. Nichts schien bei
Hanson zu verfangen. Er war tatsächlich entschlossen, den Chefsessel
auszuschlagen. Wolff bemerkte, wie die Verliebten zärtliche Blicke tauschten
und dachte, diese Verbindung wird dem Hanson gut tun. Nach dem schweren Verlust
seiner Frau hatte er den immer schnelleren Verfall seines Protegés schmerzlich
mit ansehen müssen, wie konnte er jetzt Hansons Entscheidung nicht akzeptieren.
Wolff räusperte sich, der Zahnarzt hörte auf,
Hanson weiter zu bedrängen.
„Dag“, begann Wolff, „Vertrauen verlangt nach
Zeit und die vergangenen Jahre zwischen uns waren geprägt von einem
gegenseitigen Vertrauen. Wir beide kennen uns zu gut, als dass ich annehmen
könnte, ich kann Sie umstimmen, ich will es gar nicht erst versuchen. Wenn Sie
an meiner Stelle wären, wen, Dag, würden Sie favorisieren?“
„Haller“, schoss es aus Hanson heraus.
„Haller? Wieso Haller?
„Haller hat für diese Funktion eine fast
unentbehrliche und fast unbezahlbare Qualifikation“.
„Soo?, Sie machen mich neugierig, Dag“.
„Er ist von einer Leidenschaft beseelt, die ihn
immer zu Höchstleistungen antreibt“.
„Dag, genau diese Leidenschaft lässt mich
zweifeln, ich …“
Hanson überhörte den Zwischenruf und
argumentierte sachlich und präzise weiter, vergaß nicht, die
Innovationsbegeisterung und das oft überschäumende Temperament von Haller zu
relativieren. Wolff hörte aufmerksam zu.
„Gut, für den unwahrscheinlichen Fall, dass ich
Haller diesbezüglich ansprechen werde, bitte zu niemandem ein Wort, dass ich
zuerst Sie angesprochen habe. Dag, Ihr Ersatzmann soll nicht wissen, dass er
nur zweite Wahl ist. In Ordnung, Dag?“
„Verstehe, Chef!“
Dann drehte sich Wolff von Hanson weg und wandte
sich Rebecca zu.
„Rebecca, ich darf Sie doch Rebecca nennen ...?“
Rebecca nickte überrascht.
„Wissen Sie Rebecca, Hanson ist ein
ungeschliffener Diamant. Und ich hoffe, dass er sich unter ihrem Einfluss
wieder zur alten Größe emporschwingt. Ich denke Sie haben das Zeug dazu. Diesen
Eindruck habe ich jedenfalls auf den Flug hierher von ihnen gewonnen“.
Zu Hanson gewandt, verabschiedete sich Wolff mit
den Worten: „Bis zur nächsten Woche, Dag“.
„Wie bitte?“
„Ja, nächste Woche werden sie entlassen, Dag“.
Kapitel 41
Berlin,
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