Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
und
ungeniert füllt sich die so genannte staatstragende Elite die eigenen Taschen.
Würden alle Freveltaten der Großkopferten aus Politik und der Wirtschaft in
dieser Gesellschaft als Fieberkurve dargestellt, spiegelte diese Kurve eine
todkranke Gesellschaft wider. Noch schlimmer aber ist die Tatsache, dass
Justitia mit ihren verbundenen Augen nicht sieht, dass diese gutbetuchten
Figuren mit juristischen Tricks, überbezahlten Gutachten und eben solchen Rechtsanwälten
dem Recht immer ein Schnippchen schlagen. Wenn sich die Wahrheit nicht mehr
verheimlichen lässt, wird sie von Instanz zu Instanz immer mehr verfremdet und
mit Halbwahrheiten umrankt, bis letztlich der urteilende Richter die Wahrheit
nicht mehr erkennt oder erkennen will. Dieses Rechtssystem schafft eine
Atmosphäre der Unsicherheit, nach dem Motto summum jus summa injuria - das
höchste Recht verkommt zum größten Unrecht.
Es gärte immer öfter in Hanson. Oftmals konnte
er vor Wut über diese Figuren, den sogenannten Volksrepräsentanten, die eine
solche Politik zum angeblichen Wohle aller betreiben, nicht einschlafen.
Als junger Polizist war er zwar auf diesen Staat
vereidigt worden, je älter er aber wurde, je mehr Dienstjahre er auf dem Buckel
hatte, desto größer waren seine Intimkenntnisse über diesen so genannten
Rechtsstaat, desto mehr war ihm dieses Gemeinwesen verhasst.
Vor der geöffneten Praxistür stampfte Hanson
mehrmals kräftig mit den Füßen auf, um den Schnee unter seinen Schuhen nicht
ins Haus zu tragen. Dann trat er in die warmen Praxisräume. Sein Gesicht war
noch taub vom eiskalten Nordost. Trotzdem roch er ihren Duft, als die Tür
hinter ihm mit hartem Scheppern ins Schloss fiel. Es war ein Duft, der betörend
wirkte und ihn immer mit schlechtem Gewissen an seine verstorbene Frau denken
ließ. Drei Jahre war Hellen jetzt tot und er konnte sich immer öfter an den
Düften anderer Frauen berauschen.
Nach dem Tode von Hellen, wollte er den Dienst
quittieren. Es erschien ihm sinnlos, seine Haut für diese Gesellschaft zu
Markte zu tragen. Für wen und für was rieb er sich Tag für Tag auf? Das Geld,
diese wenigen Kröten, konnte er mit einem anderen Job leichter verdienen.
Hellen war an Brustkrebs elendig verreckt.
Anfangs glaubten sie und die behandelnden Ärzte, den Krebs besiegen zu können.
Sie sprachen von einer Spontanremission. Es war ein Irrtum, leider. Doch immer
wieder keimte Hoffnung auf, immer vergebens. Immer öfter galt es, die
Enttäuschung zu überwinden. Hellen bäumte sich auf, wollte kämpfen, doch Monate
später offenbarte ein neuer Röntgenbefund, dass der Krebs metastasiert war und
andere Organe befallen hatte. Ihr Traum von einem gemeinsamen Leben wandelte
sich zu einem Alptraum. Gewährte ihr der Krebs dann und wann mal eine
schmerzfreie Phase, wurde diese von der Chemotherapie zunichte gemacht. Ihr
Siechen war schrecklich, ihr bevorstehender Tod absehbar. Er wurde von
unvorstellbaren Schmerzen begleitet. Entsetzlich aber war, ihr nicht helfen zu
können. Oft wünschte er ihr ein schnelles Ende, schämte sich dann aber seiner
Gedanken und war entsetzt, dass sich eine solche Fiktion in seinem Kopf
festsetzen konnte. Die letzten Wochen in der Palliatrie waren für Hellen, aber
auch für ihn, die schlimmsten. Ohnmächtig musste er seiner Frau beim Sterben
zusehen. Er konnte dies nur noch unter Alkohol ertragen. Zu Hause stapelten
sich Batterien leerer Schnapsflaschen.
Hellen hatte sich aufgegeben, sie sehnte sich
den Tod herbei. Ihre Schmerzen waren trotz der verabreichten Morphinpräparate
nicht mehr auszuhalten. Zwei Tage vor ihrem Tod, fast schon der Agonie nahe,
nahm sie ihn in den Arm, verabschiedete sich und bat durch einen
Tränenschleier, er möge sie loslassen, auch dass er sich nach einer
angemessenen Zeit eine neue Lebensgefährtin suchen müsse, die für ihn sorge. So
zu handeln, musste er ihr geloben. Er alleine, ängstigte sie sich, würde sein
Leben nicht packen, würde vergammeln. Dann bedankte sie sich, dass sie ein
Stück ihres Weges in ihrem Leben mit ihm gehen durfte. „Ein Weg, der mich durch
die glücklichste Zeit meines Lebens führte. Diese Erinnerungen kann mir keiner
nehmen. Ich schaue gerne zurück, zurück zu unserer jungen Liebe“, hauchte sie
ihm ins Ohr.
Über Ihr Gesicht huschte damals ein glückliches
Lächeln, als habe sie sich selbst in diese längst vergangene Zeit
zurückversetzt, um die Vergangenheit wieder lebendig werden zu lassen. Sie
schien sich an den
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