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Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Titel: Aurora Komplott (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Carry
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tatsächlich, dass mich solches
Geseire bremsen könnte? Nein, Herr Doktor, solche Vorwürfe halten mich nicht
auf, sie füllen bereits zig Aktenordner“, antwortete Hanson und machte eine
ausholende Armbewegung zum linken Aktenregal, das voller Aktenordner war.
    Mist, die Antwort war so klar und eindeutig,
dass sich ein weiterer Disput mit diesem knochenharten Beamten nicht lohnen
würde, dachte der Apotheker enttäuscht.
    Schweißperlen bildeten sich auf seiner Stirn.
Hanson konnte zusehen wie sie größer wurden. Ganz klar, wenn auch nicht
ausgeknockt, war der Apotheker aber doch touchiert. Gleich ist es soweit,
konstatierte Hanson befriedigt, gleich wird er einknicken und alles gestehen,
gleich wird er sein kleinbürgerliches Leben zu retten versuchen, dachte Hanson.
Tatsächlich, die Existenzangst schien beim Apotheker einen Bann gelöst zu
haben, er sprudelte los.
    „Okay, okay. Was hoffen Sie, zu erfahren, Herr
Kommissar?“
    „Ich will wissen, wann Sie dem Oberst das Gift
übergeben haben, wie es heißt, wer es entwickelt hat und wie es neutralisiert
werden kann? Und, fügte Hanson drohend hinzu, erdreisten Sie sich nicht, hie
und da unerkleckliche Lügen beizumengen“.
    „Und wie das Gift wirkt und in den menschlichen
Körper gelangt, interessiert Sie nicht, Herr Kommissar?“
    Na, Doc, du kommst ja schell zum Eingemachten,
dachte Hanson und grinste spöttisch in sich hinein. „Nein, das haben unsere
Wissenschaftler schon herausbekommen“.
    „Dann haben Sie aber gute Leute um sich
geschart, Herr Kommissar. Was bieten Sie, wenn ich ihre Fragen beantworte?“
    „Dann, Doktor, könnte ich mir vorstellen, dass
die Durchsuchungen diskret über die Bühne gehen“.
    „Und das Strafverfahren ...?“
    „Wird niedergeschlagen, weil wir in ihrem Fall
eine straflose Vorbereitungshandlung ermitteln werden“, vollendete Hanson den
Satz.
    „Hm, gut ich bin einverstanden, Herr Kommissar“.
    Na bitte, dachte Hanson, war doch leichter als
gedacht.
    Der Apotheker holte tief Luft und begann zu
erzählen.
    Hanson hörte aufmerksam zu, stellte einige
Zwischenfragen und war über das Detailwissen des Apothekers über die inneren
Strukturen des ehemaligen KGB´s erstaunt, vermied es aber, dies deutlich werden
zu lassen. Nach zweieinhalb Stunden schaltete Hanson das Tonbandgerät ab. Aus
jetziger Sicht waren alle Fragen beantwortet. Die Zielrichtung aller Morde
konnte auch der Apotheker nicht beantworten.
    Hanson glaubte ihm.

Kapitel 54
     
    Kiel, Polizeipräsidium, Donnerstag, 08.06.1995,
09.00 Uhr.
     
    Mein Gott, dachte Hanson, die Jahre haben tiefe
Spuren hinterlassen. Wolff, was bis du alt geworden. Der Druck, der auf deinen
Schultern lastet, wiegt wohl schwer. Die große Verantwortung hat dich alt
werden lassen. Deutlich war die Einsamkeit, in der er lebte, zu spüren. Aber so
ist es. Auf den Gipfeln des beruflichen Erfolges ist es immer einsam und eisig.
Hanson erschrak, seinen Mentor in dieser Konstitution erleben zu müssen.
    Wolff lehnte sich in seinem Ledersessel zurück,
hörte aufmerksam zu, nickte einige Male verständnisvoll mit dem Kopf und sagte
kein Wort, äußerte keine Zwischenfragen, kein zustimmendes oder ablehnendes
Grunzen, nichts. Stattdessen stopfte er seinen geliebten Bruyère-Hänger und
wischte die restlichen Tabakkrumen, die auf seinen Schreibtisch gefallen waren
mit der Handkante fort. Dieses Ritual kannte Hanson. Entweder pflegt er wieder
seine Mundfaulheit oder schweigt in tiefer Konzentration. Das zu unterscheiden
war beim Alten manchmal schwierig. Selbst als Hanson seine Ausführungen
beendete, schwieg Wolff. Eine lange Pause legte sich über beide, die Hanson zu
schmerzen begann.
    Nach langer Zeit des Überlegens, kratzte sich
Wolff das Haupthaar. Schuppen schneiten auf sein dunkles Jackett. Man sah ihm
an, er kaute an einem Problem. Erst als der Hänger qualmte wie ein Lagerfeuer,
antwortete der Alte bedächtig und ungewöhnlich akzentuiert um das Mundstück
seiner Pfeife herum:
    „Dag, Sie glauben also, dass die Spur aller
Morde nach Moskau führt und unsere Staatsanwaltschaft sich einen Dreck  drum
kümmert?“
    „Ja“.
    „Hm, möglich! Wann haben Sie mit Voß
gesprochen?“
    „Gleich am Samstag nach der Vernehmung des
Apothekers“.
    „Hm“.
    Wieder folgte eine Pause. Dann endlich:
    „Die Liste grausamer Anschläge, Dag, deren
Urheber niemals enttarnt aber früher in der Sowjetunion und jetzt im
Machtapparat des postkommunistischen Russlands vermutet werden, wird

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