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Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Titel: Aurora Komplott (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Carry
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fasziniert auf das Ei, auf das Wolffs Zeigefinger
weiterhin trommelte.
    Langsam verschwanden die Raumverzerrungen, die
Trugwahrnehmungen lösten sich wieder auf, klar und deutlich war Wolffs Stimme
zu hören.
    „Dieses hässliche wie wertvolle Fabergé-Ei ist
ein Gastgeschenk einer russischen Abordnung der Moskauer Kriminalpolizei, die
vor wenigen Monaten bei uns war. Vielleicht werde ich nach Abschluss der
Ermittlungen meine Kontakte nach Moskau wieder reaktivieren und unseren Fall
anklingen lassen. Ich bin sicher, das bringt mehr als ein offizielles Ersuchen.
Einverstanden, Dag?“
    „Ja“.
    „Na gut, vielleicht lässt sich in Moskau ja
etwas bewegen. So ganz ungeschoren sollen die Hintermänner von Schukow nicht
davonkommen“.
    „Ach, noch etwas, Dag. Die Schuldigen sind alle
ermittelt, stehen allesamt jetzt vor ihrem Schöpfer und müssen sich dort
verantworten, für die irdische Gerichtsbarkeit bleibt nichts mehr zu tun.
Angesichts des knappen Budgets, das uns zur Verfügung steht, denke ich, dass
alle kriminaltechnischen Untersuchungen eingestellt werden sollten, kosten nur
Geld, Zeit und Arbeitskraft, stimmt`s?“
    Okay, Chef, ich bin einverstanden“.

Kapitel 55
     
    Kiel, Dienstag, 13.06.1995, 12.00 Uhr
     
    Die Luft war mild, Winter und Frühling waren
längst vorübergegangen und der Sommer stand vor der Tür. Personell war die
Mordkommission ausgedünnt worden, Schukow war tot und ein schlüssiges Motiv für
die Morde auf breiter Front nicht in Sicht. Alles in allem eine Bilanz, die mehr
als bescheiden war. Die regionalen Medien wärmten mit immer anderen Worten
ständig den gleichen Sachstand auf. Das Interesse an den Morden erlahmte
langsam. Andere Ereignisse schoben mittlerweile größere Wellen vor sich her und
füllten die Titelseiten der lokalen Journaille, das waren die Gesetze des
Boulevards.
    Der klägliche Rest der Mordkommission stocherte
bei seinen Ermittlungen wie ein Blinder im Nebel. Alle vielversprechenden
Ermittlungsansätze endeten in einer Ansammlung von Sackgassen oder liefen sich
nach personal- und zeitintensiven Ermittlungen tot. Für den Rest des
Kommissariates wurde die graue Alltagskriminalität zum Alltäglichen und Routine
kehrte in die Diensträume zurück. Und doch schien alles anders. Alle schienen
bedrückt, bedrückt von der Erfolglosigkeit ihrer Arbeit. Was die
Mordermittlungen anging, war nichts mehr zu tun. Eigentlich war es wie immer,
je fester sich die Ermittlungen gefahren hatten, desto weniger wurde gedacht.
Es gab einfach keine neuen Hinweise, keine neuen Fakten, die durchdacht oder
analysiert werden mussten. Längst beantwortete Fragen wurden immer wieder
gestellt. Das musste sich ändern. Vielleicht würde ein besinnlicher Dialog mit
allen bislang gesicherten Erkenntnissen und Spuren aus der Sackgasse führen.
Hanson wusste, dass das Angebot riesengroß, die Zahl des Brauchbaren aber
verschwindend klein sein würde. Alles war schon zigmal von allen Seiten
beleuchtet worden. Gleichwohl, er nahm sich drei, vier Tage frei, um sich mit
der kompletten Doppelakte zu Hause zu beschäftigen. Allein für die Leseleistung
bräuchte er sicher bis zum Wochenende Zeit. Zu Hause hatte er diese Zeit und
Ruhe, brauchte keine Störungen zu fürchten.
    In den Tatortberichten,
Spurensicherungsberichten und Tatortbefundberichten wie auch in allen
Vernehmungen hoffte er ein Detail zu finden, das bislang von allen Mitgliedern
der Kommission überlesen worden war. Immer versteckte sich in den Papierbergen
ein Detail, nur finden musste man es. Noch wusste Hanson nicht, wonach er
suchen sollte, war sich aber sicher, er würde es erkennen, wenn er darauf
stieß.
    Nach neun Stunden Aktenstudium fühlte er sich
hilflos, wie ein Ertrinkender in einem Meer von Papieren. Obwohl er die Akte
vorwärts und rückwärts intensiv gelesen und manche Seite mehrfach durchgeackert,
den Sachstand von links und rechts betrachtet, die komplette Mordakte hin und
her durchblättert und das Bleistiftende in seiner Hand ausgiebig abgekaut
hatte, verfing seine Fähigkeit zur breitgefächerten Analyse diesmal nicht.
Nichts Interessantes war ihm aufgefallen. Das Aktenstudium war keine Hilfe, ein
hilfreiches, kleines Detail war ihm nicht aufgefallen. Absolut nichts, was ein
Aha-Erlebnis hätte sein können.
    Seine auf kleinen Karten gemachten Notizen schob
er auf seinem Schreibtisch hin und her. Ordnete sie chronologisch und dann
wieder nach gesicherten Erkenntnissen, wie auch nach Vermutungen

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