Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
Prüfung für
den A-Schein abzulegen. Später wollte auch er die Seglerprüfungen ablegen, um
dann gemeinsam mit ihr bei steifer Brise an den Säumen der Ostsee zu neuen
Ufern aufzubrechen.
Ihre gemeinsamen Träume, durch die Weiten der
See von Kimm zu Kimm zu kreuzen und deren Horizonte aufzureißen, um dahinter
bis zur nächsten und übernächsten Kimm und dann der Sonne entgegen zu segeln,
waren mit Hellens Tod gestorben.
Hellen ...!
Hellen hatte sich wieder in seinem Kopf
zurückgemeldet. Ihr Tod einerseits, die nicht realisierten Segelträume, die
goldene Sonne, hoch über der Förde, die Weite der Ostsee, das große Ehrenmal
der Marine, das bis zum Blau des Himmels griff und die ungelösten Fragen der Morde
andererseits, lasteten schwer auf seiner Psyche. Hanson kam sich klein,
verlassen und verloren vor. Hellens Bild verblasste wieder, stattdessen, wie
immer in letzter Zeit, so auch jetzt, wenn nichts auf den Nägeln brannte,
bohrten sich ständig die gleichen Gedanken in seinen Schädel. Es meldeten sich
dann immer die gleichen Geister zurück und ließen ihn an die Morde denken. Die
Gespenster verschwanden nicht, nur weil er sie zu ignorieren trachtete. Nein,
je intensiver er die Gedanken meiden wollte, desto länger und dunkler wurden
die Schatten der Geschehnisse und mit ihnen die Melancholie, die Hanson dann
beschlich.
Obwohl alle Morde geklärt waren, die an Dr. Dr.
Beyer und Bachner sowie der Mord an den Mörder und seiner Mittäterin selbst,
als auch die an den beiden Schutzleuten, sagte ihm eine logische
Schlussfolgerung und ein sicheres Gefühl, dass das Zentrum der Ereignisse noch
im Dunkeln lag. Das zentrale Element, das Motiv für den ersten Mord an dem
Staatssekretär war nicht zu erkennen. Es fehlten noch zu viele Puzzleteile, die
sich schlüssig zu einem Bild fügten. Zog er nun, gleichsam als distanzierter
Beobachter, ein Resümee, wurde ihm immer deutlicher bewusst, dass er nur einen
Etappensieg errungen hatte. Richtig, die Distanz schärft den Blick, es gab
überhaupt noch keinen Grund, sich in diesen vermeintlichen Erfolgen der
Aufklärung zu sonnen, dachte Hanson. Zwar hatte Wolff ihn über alle Maßen für
die Aufklärung gelobt und seiner Eitelkeit geschmeichelt, aber sich in Glanz
und Gloria zu sonnen, war völlig fehl am Platze, wusste Hanson. Schließlich
diente er nicht seiner Eitelkeit, in der er noch nie zuhause war, sondern
seinem Gewissen und der Wahrheit. Und die Wahrheit war, dass er weniger
erfolgreich gewesen wäre, wenn nicht die vielen Zufälle ihm den richtigen Weg
gewiesen hätten. Und das Motiv war immer noch nicht ermittelt. Kein logisches
Motiv für die Tötung des Staatssekretärs war erkennbar geworden. Die so
genannten Aurora-Protokolle ließen zwar eine dunkle Macht im Hintergrund
erkennen, aber was in aller Welt beabsichtigten diese Herrschaften? Fragen über
Fragen und keine befriedigende Antwort. War es seine Unfähigkeit, dass die
Kommission bezüglich des Motivs auf der Stelle trat?
Schade, dass es dem Ex-Oberst gelungen war, sich
in seiner Zelle zu erhängen. Das war mehr als ein Fehlschlag, das war eine
Katastrophe. Von wem wurde er mit welcher Zielrichtung gesteuert? Diese Frage
konnte der Oberst leider nicht mehr beantworten. Mit ihm hatten sieben Menschen
mit ihren Leben bezahlt. Ein verdammt hoher Pegel von einem Blutzoll. Für was
musste ein solcher Tribut gezahlt werden? Gewiss nicht für die Tatsache, dass
dem Staatssekretär krumme Waffengeschäfte mit dem Nahen Osten nachgewiesen
werden konnten, war sich Hanson sicher. Solche und ähnliche Skandale passierten
hierzulande leider zuhauf, sie waren mehr oder weniger an der Tagesordnung. Die
Finger beider Hände reichen nicht, wollte man gleichgerichtete oder ähnliche
Freveltaten aus Politik und Wirtschaft der vergangenen fünf Jahren aufzählen. Nie
hat Justitia mit ihrem Schwert auch nur zu einem Hieb ausgeholt. Und wenn,
waren es nur Scheingefechte, um die Bevölkerung zu beruhigen. Die nahm stets
mit stoischer Gelassenheit Skandal für Skandal zur Kenntnis. Ein Sturm der
Entrüstung hat sich nie über dieser Republik zusammengebraut. Nein, wegen der
illegalen Waffendeals musste Dr. Beyer nicht sterben. Beileibe nicht, niemals.
Diese längst überfällige Erkenntnis setzte sich in Hanson fest. Sie war sein
ständiger Begleiter, umklammerte ihn wie ein Eisenring, blockierte ihn in
seinen Gedanken. Frei im Denken war er schon lange nicht mehr. Ständig
verfolgten ihn die langen Schatten mit immer
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