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Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Titel: Aurora Komplott (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Carry
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der gleichen Frage. Nicht das Wer,
sondern das Warum war die Frage aller Fragen. Warum musste Dr. Dr. Beyer sterben?
Dieses Warum verbarg sich wie das Innere einer Zwiebel hinter mehreren Schalen.
Mit der Ermittlung und Festnahme des pensionierten KGB-Obersten war sicherlich
nur eine äußere Zwiebelschale geschält worden. Das Zentrum war noch nicht
erreicht. Ständig kreisten seine Gedanken um das Zentrum all dieser Morde, um
das noch verborgene Warum. Mit einem Warum wachte er morgens auf und es quälte
ihn auch bis spät in die Nächte der vergangenen Wochen. Fand er eine Antwort
darauf, würde er die Lösung finden. Wie immer er auch alle gesicherten Beweise,
Spuren und Zeugenaussagen drehte und wendete, den Stein der Weisen, sprich,
neue Ermittlungsansätze ließen sich nicht finden. Hanson gelang es nicht,
seinem Präsidenten das große Fragezeichen nahezubringen. Das Warum interessierte
ihn nicht. Er schien von einer exzellenten Aufklärung überzeugt und beseelt zu
sein. Stets sang er das Hohelied des Ermittlungserfolges. War es doch sein
Werk, BKA, Staatsschutz und Geheimdienst nicht mit ins Boot zu lassen. Für
Hanson blieb ein bitterer Nachgeschmack. Nur zu gut wusste er, dass noch etwas
in der Tiefe schlummerte, dessen Oberfläche nicht einmal angekratzt war.
    Die geleisteten Überstunden der Kommission
kumulierten sich zu zig Monaten und sollten endlich abgebummelt werden. Die personell
ausgedünnte Kommission trat nur noch sporadisch in alter Besetzung zusammen.
Hansons Leute wurden anlassbezogen in andere Todesursachenermittlungen
eingebunden und Anlässe gab es genug. Die Schneemorde waren zwar noch nicht
abgehakt, fielen aber langsam der Geschichte anheim und würden irgendwann der
Dunkelheit der Archive anvertraut. Auch der Mord an dem Kriminalassistenten
Bachner würde in die Annalen der Kieler Kriminalpolizei eingehen Über Rütter
sprach schon keiner mehr. Er war bereits in die Gruft des Vergessens
abgetaucht. Er war eben nur einem gewöhnlichen Verkehrsunfall, wie er sich
tausendfach im Lande ereignet, zum Opfer gefallen.
    Hanson blickte zur Uhr, noch gut zehn Minuten
bis zur Verabredung. Im gleichen Maße wie seine Nervosität vor Rebecca stieg,
trocknete auch sein Rachen aus. Ein unangenehmes Gefühl. Die gehissten Wimpel
am Kiosk in der Nähe des Ehrenmals signalisierten Hanson, dass ihm dort auch
Kaugummis verkauft werden würden. Kaugummi war ein geeignetes Mittel gegen die
Trockenheit in seinem Mund und verlieh seinem Atem eine frische Note.
    Am Kioskeingang war ein Zeitungsständer mit
gängigen Zeitungen und einigen Zeitschriften aufgestellt. Zwei Zeitungen
zeigten auf ihren Titelseiten ein und dasselbe Foto. Eine Hand voll Politiker
der westlichen Welt posierte auf einem sogenannten Familienfoto mit dem
Bundeskanzler auf einer Treppe vor irgendeinem öffentlichen Gebäude. Eingerahmt
war die gesamte Szenerie von einer Vielzahl Fahnenmasten, deren Banner
gebauscht und querab im Wind flatterten.
    Warum Hanson die Zeitungsbilder anstarrte,
wusste er nicht. Irgendetwas kam ihm seltsam bekannt vor, irgendetwas
irritierte ihn, irgendetwas hatte er schon einmal gesehen. Die Politiker
interessierten ihn nicht, nein, es waren die Fahnen. Die eine Flagge war’s, die
ihn seltsam berührte. Die mit dem kreisrunden Medaillon und dem Symbol in der
Mitte interessierte ihn, so als wollte sich sein Unterbewusstsein mit einer
Assoziation zu Wort melden. Woher kannte er dieses Emblem in der einen Fahne?
    Als er vom Kiosksverkäufer nach seinen Wünschen
gefragt wurde, war das Gedankengespinst zerrissen, die Gedankenkonstellation
verpufft. Die Gedankenverknüpfung, die sich Bahn brechen wollte, war wieder
tief in seinem Unterbewusstsein verschüttet. Hanson mühte sich nicht einmal,
die verlorene Inspiration zu rekapitulieren oder gar den gedanklichen Impuls zu
hinterfragen. Gleich würde er Rebecca treffen. Ihr gegenüber wollte er sich von
seiner besten Seite zeigen, wollte seine angenehmsten Eigenschaften nach Außen
kehren. Flirten und den großen Charmeur zu spielen hatte er schon vor Jahren
verlernt, das wollte er gar nicht erst versuchen. In einem Flirt suhlt man
ohnehin nur in Belanglosigkeiten, das wollte Hanson dieser frischen Verbindung
nicht antun, fürchtete er doch, der zarte Knoten könnte wieder platzen.
    Als er den Kiosk verließ und wieder die
Zeitungsständer sah, meldete sich erst scheu und dann mit großer Wucht der
verlorene Gedanke zurück. Hanson erkannte das geflochtene Logo in

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