Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
größeren Vielzahl an der
Vorderseite seiner Jacke gesichert worden sind. Diese Fasern finden in der
Textilindustrie reichlich Verwendung, meistens bei Pullovern oder anderen
Strickwaren. Wir können daher annehmen, dass der Täter zur Tatzeit ein
unifarbenes rotes Bekleidungsstück getragen haben dürfte, das wiederum
Übertragungsspuren von der Jacke des Toten aufweisen müsste.
Doch nun zu den beiden sichergestellten
Pistolen, die noch ballistisch, serologisch und spurentechnisch untersucht
werden. Fest steht, dass es Glock 19 Pistolen mit dem Kaliber 9 mm sind, mit
gleichem Beschusszeichen und fortlaufenden Seriennummern. Aus beiden Waffen
sind Patronen mit identischer Pulverlaborierung, nämlich mit Synoxid,
verschossen worden. Beide Waffen waren wenig beschmaucht. Das lässt für uns den
Schluss zu, dass aus diesen Waffen sehr, sehr selten geschossen worden ist.
Gleichwohl können wir davon ausgehen, dass diese Waffen Schmauch auf alle
Behältnisse wie Hosen-, Manteltaschen und dergleichen übertragen haben dürften.
Auch die sichergestellten Patronenhülsen hatten eine Synoxid-Laborierung, das
hat die chemische Vergleichsuntersuchung ergeben.
Ein Telefax, bezüglich des Vertriebsweges, ist
schon nach Österreich zur Waffenschmiede Glock unterwegs“.
Die Tür des Besprechungszimmers wurde zaghaft
geöffnet, Hansons Sekretärin erschien im Türspalt und schwenkte in der rechten
Hand eine Liste.
„Das Kraftfahrzeugbundesamt hat uns per
Fernschreiben geantwortet und teilt uns auf die Anfrage von Herrn Haller
zweiundfünfzig Halter von Geländewagen des Typs Toyota mit, die in Kiel
zugelassen sind“.
Hanson nahm die Liste entgegen, bedankte sich
kurz und überflog sie in wenigen Minuten. Als keiner der zweiundfünfzig Namen
irgendwelche Erinnerungen bei ihm hervor rief, übergab er sie zum Lesen in die
Besprechungsrunde.
„Die Frage, die sich nun für uns stellt ist, wie
überprüfen wir möglichst effektiv zweiundfünfzig Personen auf eine mögliche
Täterschaft, sinnierte Hanson halblaut in die Runde.
„Ist doch ganz einfach“, polterte Voß in seiner
ungestümen Unbedachtheit dazwischen. „Ich werde für jeden Halter einen Gerichtsbeschluss
zur Speichelentnahme beantragen. Und in zwei oder drei Tagen wissen wir, wer
Spurenverursacher ist. Länger dauert die Analyse doch wohl nicht, oder?“
Haller verdrehte seine himmelwärts gerichteten
Augen und antwortete in einem missbilligenden Ton, dass man so keinesfalls
vorgehen dürfe, wolle man nicht alles gefährden.
„Wir müssen alle Halter einer intensiven
Überprüfung unterziehen, Hintergrundermittlungen von A bis Z, bundesweit und
dann die operative Spurenauswertung abwarten und wer auffällig im Netz hängen
bleibt, von dem besorgen wir uns eine Speichelprobe, konspirativ versteht sich.
Nur so können wir vermeiden, dass der Mörder gewarnt wird“.
Sichtlich genervt von Hallers Zwischenruf erhob
sich Voß von seinem Sitz und begann über die Strafprozessordnung zu dozieren.
Wie auf Stelzen kamen seine weitschweifigen, offensichtlich auswendig gelernten
Phrasen, dass jeder Verdächtige ein Recht auf ein faires Strafverfahren habe,
daher.
„Blah, blah, blah“, murmelte Hanson in sich
hinein.
Voß hatte keine Chance, seine Belehrungen zu
vollenden. Haller fiel ihm wieder ins Wort.
„Herr Staatsanwalt, auf Grund des
Spurensicherungsberichtes können wir von zwei Tatbeteiligten ausgehen, einer
Frau und ...“
Mit zornigem Blick auf Hanson fauchte der
Anklagevertreter los und unterbrach Hallers Strategieeinwand.
„Herr Hanson, bitte halten Sie Ihren subalternen
Mitarbeiter im Zaum. Er ist ein wenig vorlaut. Ich bin der Herr des Verfahrens
und ich bestimme, wie was gemacht wird und wo es lang geht“.
Das war selbst für Hanson zu viel. Litt denn
diese Knalltüte von Staatsanwalt an kriminalistischer Verstopfung. Als
Staatsanwalt musste er doch wissen, dass Haller recht hatte und dass seine
eigene angedachte Vorgehensweise mehr als kontraproduktiv war, überlegte Hanson.
Wut breitete sich in ihm aus und verdrängte alles, auch seine Beherrschung. Er
musste diesem Staatsanwalt Paroli bieten. Langsam erhob er sich. Jetzt war die
Gelegenheit da, diesen überheblichen Staatsanwalt vor versammelter Mannschaft
nachhaltig in die Schranken zu weisen. Die Luft im Besprechungsraum schien zu
knistern. Alle waren mucksmäuschenstill. Wie zwei Stiere standen sich Voß und
Hanson gegenüber.
Mit einer generösen Geste bat er Voß, den Platz
wieder
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