Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
Irrtum. Voß riss die
Tür auf und bellte mit einer sich überschlagenden Stimme, dass er sich solche
Belehrungen ein für alle Male verbitte. Dann warf er mit noch lauterem Getöse
die Tür erneut ins Schloss.
Voß tat ihm leid, war er doch ein Mann, der
seine angeschlagene Würde zu retten suchte und sich eingestehen müsste, einen
gewaltigen Brocken seiner Reputation soeben eingebüßt zu haben.
Kritisch hörte Hanson in sich hinein, hatte er
soeben den Bogen nicht ein wenig überspannt? Dieser eitle Staatsanwalt musste,
davon war Hanson überzeugt, eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen ihn schreiben,
wollte er seine Autorität wahren und nicht sein Gesicht verlieren.
Dienstaufsichtsbeschwerden, die hatte Hanson
schon mehrfach erfolgreich parieren müssen. Mittlerweile war er gegen solche
Stürme immun geworden. Inzwischen waren solche dienstlichen Unbilden immer mehr
zu einem erfrischenden Lüftchen verkommen, die er auf sich zu- und wieder
davonziehen sah. Eine Beschwerde mehr oder weniger, war ihm völlig egal.
Merkwürdig, dachte er, wie sich die Zeiten ändern. Früher hätte ihn eine
Dienstaufsichtsbeschwerde eines Staatsanwaltes in Kalamitäten bringen können.
Hätte ihn wie ein Sturm von der Karriereleiter gefegt. Früher, ja, da war er
noch mit seiner Karriereplanung beschäftigt gewesen. Jetzt aber hatte er den
Dienstgrad und die Funktion erreicht, die ihn ausfüllten. Sich spreizen, sich
verbiegen, das wollte er sich nicht mehr antun. Einer eventuellen
Dienstaufsichtsbeschwerde sah er daher ganz gelassen entgegen. Sie würde ihn
nicht aus dem Sattel heben. Ja, fast wünschte er sich eine solche Beschwerde
herbei, gab sie ihm doch Gelegenheit, in einer schriftlichen Stellungnahme zu
einem noch gewaltigeren Schlag gegen diesen unfähigen Staatsanwalt auszuholen,
der immer, wenn er sich in eine Ermittlung einzuschalten versuchte, ein
gewaltiges Durcheinander verursachte. Das Ermittlungschaos hatte dann immer
einen Namen: Es hieß Voß.
Zustimmendes Gemurmel und Geraune aus der
Besprechungsrunde bestätigten ihm, im Sinne aller gesprochen zu haben. Von Gerber
glaubte er, „das war schon lange überfällig“ vernommen zu haben, vermied es
aber, zu reagieren oder gar nachzufragen. Hanson wollte seinen Freund in diesen
Strudel unangenehmer Auseinandersetzungen nicht weiter mit hineinziehen.
Mit den Worten: „Okay, Herrschaften welche
Möglichkeiten haben wir, eine möglichst effektive Überprüfung dieser
zweiundfünfzig Halter vorzunehmen, wobei ich nicht verhehlen möchte, dass ich
die konspirative Überprüfung, wie von Herrn Haller vorgeschlagen, favorisiere“,
schob Hanson die Besprechung wieder an.
„Lasst uns doch mit den Haltern der
Neuzulassungen der letzten dreieinhalb Jahre beginnen, denn diese Fahrzeuge
fahren Reifen, die mit den an den Tatorten gesicherten Reifenspuren
übereinstimmen dürften“, schob Haller ein, und markierte schon die in Frage
kommenden Haltereintragungen auf der Liste des Kraftfahrzeugbundesamtes.
Haller hatte neun Halter gezählt, von denen
molekulargenetisches Vergleichsmaterial verdeckt zu besorgen war, um es mit den
gesicherten Spuren abgleichen zu können.
„Die Fahndung“, entschied Hanson, „soll sich von
der Kriminaltechnik in die Sicherung von DNA-Vergleichsmaterial einweisen
lassen. Die Fahnder müssen jeden Halter bzw. jeden Fahrer nach einander
observieren, wenn es sein muss rund um die Uhr. Ich will jede Zigarettenkippe,
die fortgeschnippt wird, jedes Tempotaschentuch, das im Rinnstein landet, jedes
Bierglas, das nach Feierabend in einer Kneipe getrunken wird, sichergestellt
haben. Alles bitte mit einem Authentizitätsnachweis. Welcher Kollege also hat
wann, wo, was von wem gesichert.
Wenn wir nun mit allem durch sind, habe ich nur
noch eine Frage. Wer hat die zweite Pistole gefunden und wem wurde der Fund
gemeldet?“
„Mir wurde der Pistolenfund über Funk gemeldet,
gefunden und sichergestellt wurde sie durch einen Beamten der
Bereitschaftspolizei“, antwortete Pelka.
„Tja“, räusperte Hanson sich, „dann sind wir
durch, ich bedanke mich und sage: bis zur nächsten Besprechung“.
Der Kommissionsraum leerte sich. Durch einen
eindeutigen Blick zu Pelka forderte Hanson ihm zum Bleiben auf. „Jürgen, ich
hätte gerne vor der Besprechung von den Pistolenfund gewusst. Bitte informieren
Sie mich ...“
„’tschuldigung Chef, mehrmals habe ich Sie über
Handy angerufen. Nie ist eine Verbindung zu Stande gekommen, so dass ich
letztlich
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