Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
Ihre Mailbox mit allen Einzelheiten über den Fund vollgequatscht
habe. Ich dachte, Sie hätten die Nachricht inzwischen abgehört“.
„Jürgen, ich muss mich entschuldigen, ich konnte
die Nachricht nicht abhören, ich habe mein Handy verlegt. Nur der Teufel wird
wissen, wo ich es hab liegen lassen“.
„Dann rufen Sie doch zu Hause, im Büro oder in
der Kantine mal Ihre eigene Handynummer über Draht an, vielleicht klingelst
irgendwo“, antwortete Pelka ein wenig spöttisch.
„Jaja, Jürgen, spotten Sie nur“, rief Hanson
seinem Stellvertreter hinterher. Der aber hatte den Raum schon verlassen.
In seinem Büro suchte Hanson die Telefonliste
der Mordkommission. Seine eigene Handynummer kannte er natürlich nicht. Woher
auch, er hatte nie Grund, sich diese Nummer zu merken. Als er in seinem
Festanschluss das Freizeichen hörte, schlich er leise in jede Ecke seines
Büros. Von irgendwo war ein zartes Leuten zu hören. Erst als Hanson den
Kleiderschrank öffnete, wurde das Klingeln lauter. Dann fühlte er das Handy. Es
war durch eine gerissene Taschennaht in die unteren Bereiche des Mantelsaums
gerutscht.
Kapitel 10
Kiel, Freitag, 17.02.1995, 18.00 Uhr
Wie ein Voyeur kam Hanson sich nicht vor, obwohl
er gleichsam aus verdeckter Stellung die hellen Praxisräume seines Freundes
beobachtete und Rebecca sah, wie sie sich über einen Patienten beugte. Er
stellte sich Rebeccas tief geschnittenes Dekolleté vor und war missgünstig,
fast eifersüchtig, dass sein Freund Jörg tagtäglich diesen wunderschönen Busen
schauen konnte. Aber nein, Hanson musste diese Phantasien aus seinem Kopf
verbannen, sollte sich nicht die Eifersucht seiner bemächtigen. Dann sah er,
wie sie die letzten Handgriffe des Tages erledigte. Rebecca hatte Feierabend.
Wenn sie aus dem Haus trat, war immer noch genügend Zeit, zu seinem Wagen zu
schlendern und die vereisten Scheiben freizukratzen. Sie musste ihn dann
passieren, wollte sie zur Bushaltestelle. Schon von Weitem sah er die vertraute
Silhouette. Rebecca griff sich noch auf den Stufen, die in den Garten führten,
ordnend in ihren blonden Schopf und erreichte dann die Gartenpforte. Diese
Geste war für Hanson mittlerweile zu einem typischen Erkennungszeichen für sie
geworden. Hanson hatte seinen Wagen erreicht. Schnurstracks kam sie auf ihn zu:
„Das ist aber nett, dass Sie mich abholen, Herr Hanson. Gerade heute würde ich
meinen Bus verpassen, Jörg hatte noch einen Notfall zu versorgen, der leider
etwas länger dauerte“.
Hanson hatte geglaubt, auf diesen Moment
vorbereitet zu sein, mitnichten. Er war über diese selbstverständliche
Unbekümmertheit, mit der er angesprochen wurde, so verwirrt, dass er seine
auswendig gelernten Worte, die er sich zur Begrüßung gedanklich zurecht gelegt
hatte, völlig vergaß.
Irgendwo zwischen dem Händedruck mit ihr und dem
Autoschlag war alles futsch. Wortlos und ein wenig verlegen öffnete Hanson die
Wagentür und ließ Rebecca einsteigen. Dann erst enteiste er seine Autoscheiben
und überlegte fieberhaft einen Smalltalk, den er mit ihr führen konnte. Ihm
fiel nichts Unverfängliches ein. Dieselbe Blockade, die auch schon in der
Praxis seine Gedanken bleiern lähmte, als er auf die Funkstreife wartete,
machte sich wieder breit. Sein krampfhaftes Ringen nach Worten blieb erfolglos.
Ihre emphatischen Fähigkeiten waren in dieser
Situation den seinen haushoch überlegen. Als schien sie zu ahnen, Hansons
Schüchternheit überwinden zu müssen, um den Bann zu brechen, begann sie ein belangloses
Gespräch, als er sich hinter das Lenkrad setzte. Er war ihr dankbar und tat,
als höre er ihr aufmerksam zu. Sie hatte sich mit ihrer linken Pohälfte auf den
Beifahrersitz niedergelassen, das rechte über das linke Bein geschlagen und ihm
ihren gesamten Oberkörper zugewandt. Hanson roch ihren frischen Atem und ihr
verführerisches Parfüm. Jeder ihrer Atemzüge streifte seine Wange. Gänsehaut
umspannte seinen Körper. Versucht sie, mir zu gefallen? Keines ihrer Worte
hätte er wiederholen können. Er konnte sich auf nichts konzentrieren. Sie
musste doch merken, wie sein Blick ihre Brüste streifte, über ihre Hüften
tiefer zu ihren Beinen glitt.
Rebecca schaute ihn an und glaubte, in seinen
Augen ein unbekanntes Leuchten zu erkennen.
Trotz seiner Müdigkeit hätte die Fahrt ewig
währen können. Es war angenehm, mit dieser Frau im Auto zu fahren. Viel zu
schnell aber ging die Fahrt zu Ende. Schon tauchte im Scheinwerferlicht
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