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Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Titel: Aurora Komplott (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Carry
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ist Verlass, hast sie doch
selber ausgebildet“.
    „Gibt es etwas, was ich wissen muss?“
    Gerber verdrehte entnervt seine Augen zur
Zimmerdecke. „Dag, du lässt dir einfach nicht helfen. Nee, es gibt nichts,
außer, dass die Hunde unter dem Bootssteg, der vom Grundstück in den Bischofssee
führt, eine, wie es scheint, wasserdichte Kiste entdeckt haben, nachdem sie
sich wieder beruhigt hatten“.
    „Wieso, was war mit den Hunden denn los?“
    „Völlig belanglos aber recht lustig. Also hör
zu. Obgleich wir kurz vorher Axel verloren hatten und noch alle geschockt
waren, mussten wir dennoch schmunzeln. Bis Bosau sprach keiner ein Wort. Alle
waren wohl damit ausgefüllt, gedanklich den schrecklichen Unfall zu
verarbeiten. Aber als wir in Bosau eintrafen, war der Hundeführer wie wild
damit beschäftigt, seine beiden Bestien von der Kühlerhaube seines Dienstwagens
zu zerren. Der arme Kerl musste richtig kämpfen, bekam seine Köter kaum zur
Räson. Erst als sie wieder angeleint waren und von der Haube gezerrt waren,
trat etwas Ruhe ein. Alle Kollegen ...“
    Hanson sah die Szene vor sich und tauchte
langsam wieder in die jüngste Vergangenheit ab. Anstelle der Hunde assoziierte
sein Gehirn nun Wildschweine. Er sah zwei Wildschweine auf der Kühlerhaube des
Hundeführers zappeln. Dann wiederholte sich im Zeitlupentempo der Alptraum, die
schreckliche Begebenheit mit der Bache auf seiner Kühlerhaube wieder und immer
wieder. Mit jeder Szene beschleunigte sich der Ablauf des Horrors, so, als
wollte sein anderes Ich ihm mit einer Vielzahl von Wiederholungssequenzen seine
Schuld überdeutlich machen, um sie tiefer und hartnäckiger in seinen
Erinnerungen einzugraben.
    Warum nur hatte er selbst den Wagen gefahren?
Warum hatte er sich nicht durch Rütter chauffieren lassen? Rütter war erheblich
jünger als er und hatte mit Sicherheit eine viel bessere und schnellere
Reaktion, hätte womöglich die Bache eher gesehen und einem Zusammenstoß mit ihr
ausweichen können. Ach ja, die Standpauke war’s. Die notwendige Schelte war
Anlass und Grund, allein mit Rütter zu fahren und selbst das Steuer zu
übernehmen. Er fürchtete, dass der ohnehin schon offensive Fahrstil seines
Mitarbeiters durch die Vorhaltungen noch aggressiver hätte werden können. Bei
den herrschenden Straßenverhältnissen waren das keine guten Voraussetzungen für
die lange Fahrt nach Bosau.
    Nun hatte sich alles ins Gegenteil gekehrt. Das,
was er vermeiden wollte, war eingetreten. Rütter hatte sich nicht mit seinem
eigenen Fahrstil umgebracht, wie ihm Hanson prophezeit hatte. Im Gegenteil.
Hansons Fahrweise brachte ihm den Tod, gleichsam eine sich selbst erfüllende
Prognose mit umgekehrten Vorzeichen, sprich einem anderen Verursacher.
    Ihm wurde speiübel und schwindelig. Schweiß
fühlte er auf seiner Stirn.
    Gerber ahnte nicht, warum sein Freund plötzlich
aschfahl im Gesicht wurde und wie schweißgebadet war. Wie durchs Wasser gezogen
sah er aus. Haarstränen klebten auf seiner Stirn. Sorgenvoll klingelte er nach
der Schwester.
    Ein junger AiPler, ein Arzt in der Ausbildung,
kam ins Zimmer gestürzt. Nachdem Hansons Blutdruck und Puls gemessen worden
waren, schaute der Arzt mehr verwundert als nachdenklich drein. Es war
offensichtlich, er konnte den Schweißausbruch nicht deuten, hatte außer der
Diagnose einer schweren Gehirnerschütterung, keine Erklärung.

Kapitel 13
     
    Kiel, Polizeipräsidium, Sonntag, 12.03.1995,
09.30 Uhr
     
    Nur zur Rekonvaleszenz der schweren
Gehirnerschütterung hielt Hanson es nicht länger im Krankenhaus aus. Gegen den
Rat seines Arztes verließ er vorzeitig nach vier Tagen die Klinik. So saß er
nun schon zweieinhalb Stunden vor dem allgemeinen Dienstbeginn in seinem Büro
und durchforstete die Papierberge, die sich auf seinem Schreibtisch angehäuft
hatten. Diesen administrativen Scheißkram hatte seine Sekretärin in einem
polizeigrünen Aktenkorb gesammelt und links neben das Telefon direkt auf seine
Schreibunterlage gestellt. Fast schon eine Kriegserklärung, wusste sie doch
genau, wie er es hasste, in einer laufenden Mordermittlung mit solchen
Nebensächlichkeiten belämmert zu werden. Nichts war im Moment unwichtiger als
die Bearbeitung dieses trivialen Papierstapels.
    Auch der Aktenkorb in der roten Signalfarbe, die
für SEHR, SEHR DRINGEND stand, quoll über. Hier waren die Akten mit einem
massiven, eisernen Schlagring beschwert, den Hanson einem angriffslustigen und
gewalttätigen Zuhälter vor Jahren

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