Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
abgenommen und sichergestellt hatte. Zur
ständigen Mahnung, mit welch gewaltbereiter Klientel er tagaus tagein zu tun
hatte, lag dieser Schlagring immer auf seinem Schreibtisch. Überdies hatte sich
dieses Angriffsinstrument bei Vernehmungen oft als sehr hilfreich erwiesen.
Glaubten doch viele Delinquenten irrigerweise, er würde es einsetzen, wenn er
bei einer nachhaltigen Befragung damit spielte.
Das erste was Hanson erblickte, als er den
Schlagring beiseite schob, waren die Worte „streng geheim, top secret, streng
geheim, top secret“. In ständiger Wiederkehr stachen ihm diese Worte in roten
Lettern von einer blauen Gittermappe ins Auge, die mit einer Kordel mit anderen
Mappen zusammengebunden war. Schwer wogen die Dokumente. Neugierig löste er den
Kordelknoten, unter dem eine Notierung, AUS DER WASSERDICHTEN KISTE, UNTER DEM
STEG, von Haller steckte.
Unter dem Briefkopf der
Kriegswaffenkontrollkommission des Deutschen Bundestages war eine
zweiundfünfzigseitige Denkschrift, besser eine Expertise, über die Lieferung
von präzis und exakt gedrehten, hochfesten und extrem korrosionsbeständigen
Aluminiumröhren einer speziellen 6061-T-6-Legierung die Rede. Die Röhren waren
Zubehörteile für mehrere Gasdiffusionszentrifugen einer Isotopentrennanlage, in
der sich Uranhexanfluorid zum Bombenstoff, Uran 235, herstellen ließ. Die
anderen Hightech-Apparaturen wie Hochvakuumpumpen einschließlich der Ventile
mit ultraschnellen Keramikkugellagern zur Herstellung der Zentrifugen waren schon
vor Monaten mit sogenannten Autoklaven über den Bremer Freihafen mit einem
unter panamesischer Flagge fahrenden Containerfrachter mit Zielhafen Al Basra,
Irak, verschifft worden. Alle Feststellungen beruhten auf Nachforschungen der
Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA). Nach deren Einschätzungen würden in
zwei bis drei Jahren mit dem gesamten Equipment alle waffenfähigen Komponenten
endproduziert werden können. Dann würden die Nuklearbomben fertiggestellt
werden können. Ein Staatssekretär Dr. Dr. - der Familienname war geschwärzt -
soll das Ausfuhrverbot des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle
(Bafa) erst hintertrieben und dann par’ordre du m’oufti aufgehoben haben. Die
eingeschwärzte Zone hinter den akademischen Graden Dr. Dr. könnte von den
Ausmaßen den Namen Beyer überdecken. Daneben war handschriftlich etwas notiert.
Mit viel Mühe entzifferte Hanson die Marginale - gg. 2,5 Mill. DM v. cn.
L’isten S.-, was wohl unter anderem gegen 2,5 Millionen Mark Bestechungsgelder
heißen sollte. Und wenn „cn“ das internationale Kürzel für Kanada war, was
bedeutete dann L’isten? Nichts gescheites fiel Hanson ein. Nur bei Kanada
assoziierte er die Ermordung des genialen kanadischen Kanonenkonstrukteurs in –
verdammt noch mal, wo ist der doch gleich erschossen worden? War’s in
Frankreich oder in Belgien? Richtig, er erinnerte sich, die Ermordung war in
Brüssel, irgendwann im Frühjahr, Anfang der 90iger. Riesige Teile seiner
konstruierten Superkanone wurden mit einem Bulkfrachtschiff als konspirative Ladung
in den Irak verschifft. Bulkfrachter?...- Bulk?...- Bull?.., genau, Bull hieß
der Konstrukteur, Diplomingenieur Dr. Gerry Bull. Die ballistische Flugbahn der
aus dieser Kanone verschossenen Granaten erreichte in ihrer Gipfelhöhe den
nahen Weltraum. Ganz Israel lag im Feuerbereich dieser Waffe. Alle Spionage-
und Abwehrdienste der westlichen Hemisphäre mutmaßten seiner Zeit, dass der
Mossad am Mord beteiligt, mit großer Sicherheit aber die Urheberschaft zu
verantworten hatte. Beweise hierfür gab es natürlich nicht. Auch sollten die
Ermittlungen in Brüssel nicht mit der erforderlichen Entschlossenheit geführt
worden sein, wie es in internen Verlautbarungen hieß, die in die Presse
lanciert wurden. Hanson überlegte, taten sich in Kiel Parallelen zu Brüssel
auf? Kiel war zwar nicht die Drehscheibe für internationale Deals der
Nukleartechnik, aber das war Brüssel für den Kanonenbau auch nicht. Dr. Bull
dürfte sich damals zufällig oder geschäftlich in Brüssel aufgehalten haben, wie
Dr. Beyer zufällig im Kieler Raum weilte. Und wurden Dr. Bull und Dr. Beyer
nicht beide von Saddam Hussein bezahlt? Alles zufällige Parallelen? Wenn ja,
waren es zu viele, um sie zu ignorieren. Hanson erwog, ob sich ein
Infoaustausch mit der Brüsseler Polizei lohne. Verwarf den Gedanken aber sofort
wieder. Dies war nur über INTERPOL Paris, der Zentralstelle, möglich. Mit einer
Infoanfrage
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