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Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Titel: Aurora Komplott (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Carry
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sein Ohr von außen an die Wohnungstür, lauschte
konzentriert hinein und drückte dann den Klingelknopf.
    „Monika, drück mal den Öffner“, hörte Schukow
jenseits der Tür den Macho befehlen. Das durch den Türspion schimmernde Licht
verdunkelte sich plötzlich. Ein Zeichen, dass er von der anderen Türseite
beobachtet wurde. Mit vorgelegter Kette öffnete die Domina, die er vom Airport
her kannte, vorsichtig die Tür. Alkoholgeschwängerte Atemluft drang ihm
entgegen, gefolgt von dem aufdringlichen Duft eines billigen Parfums. Perfekt
dachte Schukow, Alkohol öffnet die Poren, öffnet gewissermaßen weit die Tore
für das Hautkontaktgift. Sie legte dann die Kette zurück und ließ Schukow
eintreten. Sie war auf gewöhnliche Art hübsch und noch sehr begehrenswert. Ihre
Fähigkeiten im Bett, glaubte Schukow, standen sicher im umgekehrten Verhältnis
zu ihrem Ruf, den sie in diesem gutbürgerlichen Haus genoss. Die Wohnung,
plüschig eingerichtet, war mit kostbaren Möbeln überladen. Typischer
Bordell-Barock, an dem ihr euch nicht mehr lange erfreuen werdet, dachte
Schukow mehr belustigt als entschieden. Der baumlange Heinrich rekelte sich im
Trainingsanzug gehüllt auf dem Sofa, schaltete mit einer Fernbedienung das
TV-Gerät aus und deutete generös auf einen Sessel.
    Schukow legte die beiden Briefkuverts auf den
Tisch und bat, den Betrag nachzuzählen und setzte sich dann in den schweren
Ledersessel, der ihm zum Platznehmen angeboten worden war.
    Gierig riss der Kerl beide Briefumschläge auf
und bat seine Gefährtin, ihm beim Zählen zu helfen. Die Hilfe verzögerte sich,
die Dame servierte erst noch einen Kaffee mit einem edlen Kognak. Sie wusste,
Gäste zu bewirten. Vier Geldbündel waren schon gezählt, als sie sich
unterstützend beteiligte. Bei jedem neuen Bündel prüften beide die
Papierqualität der oberen Geldscheine zwischen Daumen und Zeigefinger auf
Echtheit, rieben sich das Kontaminationsgift stärker in die Haut ein. Schneller
als erwartet diffundierte das Gift in die jeweiligen Blutbahnen. Schon zeigte
der lange Recke die ersten Ausfallerscheinungen. Seine gesamte Motorik
verlangsamte sich, sein gleichförmiger Zählrhythmus reduzierte sich und geriet
aus dem Takt, seine Sehkraft schien ihn zu verlassen. Schweißperlen formten
sich auf seiner Stirn. „Ein Glas Wasser“, krächzte er kaum hörbar. Dann griff
er sich in den Kragen seines Trainingsanzuges und röchelte nach Atemluft. Zu
spät hatte er intuitiv begriffen, dass ihm ein Fehler, ein tödlicher Fehler
unterlaufen war. Er hätte den Russen nicht in die Wohnung lassen dürfen. Diese
Einsicht aber in eine Warnung umzusetzen, gelang ihm nicht mehr. Ein
klägliches: „Er will uns umbringen“, quälte sich über seine Lippen, nicht
einmal laut genug, um aus diesem Zimmer in die Küche zu dringen, in der seine
Gefährtin versuchte, eine Seltersflasche aufzuschrauben. Auf diesen Augenblick
hatte Schukow gehofft.
    Wo war das Geld der ersten Tranche deponiert?
Zur Bank konnten es die beiden nicht getragen haben. Das Geldwäschegesetz in
dieser Republik verhinderte es, größere Barbeträge einzuzahlen, wollte man
nicht einer Überprüfung des Finanzamtes anheim fallen.
    „Schnell, bringen Sie das Geld in Sicherheit“,
rief Schukow in die Küche. „Ich rufe die Rettung, die müssen das viele Geld
nicht sehen“, übertönte er in raffinierter Niedertracht die letzten Hilferufe
des Todgeweihten und stürmte zum Telefon in den Flur.
    Dass er in akzentfreiem Deutsch mit ihr sprach
und ein Telefonat nur fingierte, fiel der Dame nicht auf. Sie war inzwischen zu
sehr mit dem Geld beschäftigt. Mit Händen voller Geldscheine und schnellen
Schritten eilte sie durch die Wohnung hin und her, wahrscheinlich zum Safe im
Schlafzimmer und zurück in die Stube. Nicht die Sorge um ihren Lebensgefährten
ließ ihr Herz schneller schlagen. Vielmehr waren es die ungestümen Schritte,
herbeiführt durch die Sorge, nicht rechtzeitig das viele Geld in Sicherheit bringen
zu können. Mehr Blut wurde durch ihren schlanken Körper gepumpt. Ungleich
schneller entwickelte das todbringende Potential des Giftes seine Wirkung. Ohne
irgendwelche Vorzeichen sank sie in sich zusammen und sah Schukow erst fragend
dann mit entsetztem Gesichtsausdruck an. Pures Grausen spiegelte sich in ihren
Augen wider, deren Pupillen sich angstvoll weiteten. Sie hatte schneller
begriffen, dass sie sterben musste. Zeit, über ihr sündiges Leben nachzudenken,
blieb ihr nicht mehr. Langsam

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