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Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Titel: Aurora Komplott (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Carry
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setzte der Berufsverkehr ein. Mit jeder
Grünphase schwoll der Verkehrslärm vom Westring mehr und mehr an. Ein Blick aus
dem Küchenfenster ließ ihn auf einen schönen Tag hoffen. Von Osten begann der
Tag heraufzuziehen, wolkenloser, blasssilberner Himmel. Mehr Dunst als Nebel
verschleierte ein wenig die Sicht in die Gutenberganlage. Der unverbesserliche
Jogger, wie immer in eine knallgelbe Montur gehüllt, kam bereits schweißtriefend
aus dem Schrevenpark gehetzt. Jedes Mal stachelte dieser Pflasterrenner Hansons
schlechtes Gewissen an, ließ ihn darüber grübeln, viel zu wenig für seine
eigene Gesundheit zu tun. Heute aber wollte er zu Fuß ins Büro gehen. Die
frische Luft, der leichte Wind würden sein Gehirn schon frei pusten, würden ihm
gut tun. Ein Fußmarsch gab ihm auch Gelegenheit, sich gedanklich mit dem
heutigen Tag einzulassen. Das Außenthermometer am Fensterrahmen zeigte sechs
Grad plus, das Barometer kündete von steigendem Luftdruck. Die Barometernadel
hüpfte nach leichtem Klopfen auf das hochgewölbte Chambrè-Glas auf Schön. Wenn
es nun noch gelänge, seine Kopfschmerzen loszuwerden, würde es ein schöner Tag
werden. Doch die Aspirin-Tabletten zeigten noch keine Wirkung.
    Nach einem zwanzigminütigen strammen Fußmarsch
saß Hanson kurzatmig und mit hochrotem Kopf an seinem Schreibtisch. Die drei
Etagen zu seinem Büro hätte er lieber mit dem Fahrstuhl fahren sollen. Die
letzte Halbetage war, als erklimme er die Eigernordwand. Sein Puls raste, das
Herz in seiner Brust wollte zerspringen. Mit seiner körperlichen Verfassung war
es nicht weit her. Das musste sich ändern, wollte er neben Rebecca bestehen.
Sie war nicht nur jünger, sondern auch sportlicher und konditionell um einige
Klassen besser als er.
    Es klopfte an seiner Tür. Am Klopfrhythmus
erkannte Hanson, dass es Pelka war, der ihn jetzt erschöpft hinter seinem
Schreibtisch erwischen würde. Schon stand er mit einer Liste im Türrahmen.
    „Die Auswertung der bislang acht konspirativ gesicherten
DNA-Vergleichsproben hat einen Treffer ergeben“, platzte er los, ohne den
Tagesgruß zu erbieten. „Eine Frau hat’s getroffen, sie ist Halterin eines
Toyota-Cruisers und wohnt in der Hopfenstraße vier, in der Nähe des
Hauptbahnhofs. Moment mal“, Pelka schaute auf die Liste, „ihr Name ist Monika
Sellin, 37 Jahre alt, sowohl in den bundesweiten als auch in den landeseigenen
Datensystemen waren keine polizeilichen Einträge zu finden. Wie es scheint, ist
sie ein unbeschriebenes Blatt“.
    „Oder ihre kriminalpolizeilichen Eintragungen
sind entsprechend der Richtlinien für die Kriminalpolizeilichen Sammlungen
wieder gelöscht worden, ihre Kriminalakte im Reißwolf geschreddert“, ergänzte
Hanson.
    „Ja, mit diesen gottverdammten KPS-Richtlinien
müssen wir dienstlich leider zu leben lernen, wenn sie auch manchmal die
Aufklärung einiger Verbrechen erschweren oder sogar unmöglich machen“.
    „Falsch, wir Polizisten müssen nicht lernen
damit zu leben“, ergänzte Hanson, „die Bevölkerung muss eine gewisse
Rechtsunsicherheit einfach akzeptieren, muss damit leben, dass viele Strolche,
Einbrecher, Kinderschänder und dergleichen nicht ermittelt werden können. Wie
beispielsweise kann man jungen Eltern erklären, dass der Serienvergewaltiger
und Mörder ihres Töchterchens nur deswegen nicht rechtzeitig ermittelt wurde,
weil das DNA-Muster seines Spermas aus lange zurückliegenden Vergewaltigungen,
die er als Jugendlicher verübte, in der DNA-Datei beim Bundeskriminalamt
gelöscht werden musste und deshalb nicht mit den Spuren aus der jüngsten Serie
abgeglichen werden konnte. Gelöscht, weil die bindenden Richtlinien es
vorschreiben, nach fünf Jahren bei Jugendlichen alle kriminalpolizeilichen
Unterlagen, wie Fingerabdrücke, Erkenntnisse und eben auch die DNA-Systemen dem
gefräßigen Schlund eines Reißwolfes zu überantworten. Himmel, so etwas muss
doch die Eltern in den Wahnsinn treiben, oder?“
    „Dag, viel schlimmer finde ich, dass kein
Justizminister auch nur einen Gedanken daran verschwendet, wie viele Kinder
noch leben könnten, wenn die Päderasten oder andere Kinderschänder gleich beim
ersten straffälligen Auftreten lebenslang einfahren. Stattdessen ergehen sich
die Verantwortlichen in rhetorische Klimmzüge, um der Öffentlichkeit zu
erklären, das sei der Preis einer offenen, humanistischen Gesellschaftsordnung,
wenn wieder ein vorzeitig freigelassener Kinderschänder sich ein Kind gegriffen
und ermordet

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