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Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Titel: Aurora Komplott (Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stan Carry
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wich ihr Entsetzen einem Lächeln, einem
verführerischen Lächeln. Es war sicher dem Lächeln ähnlich, mit dem sie als
Kokotte viele Freier in ihrem Leben betört und eingefangen haben dürfte. Dann
war es mit ihr vorbei. Sie war angekommen, angekommen am Ende eines seichten
Lebens. Sie hatte das Licht im Tunnel erreicht. Ihr Blick starrte gebrochen ins
Leere, während ihr Freund noch in der Stube vor dem Tisch mit dem vielen
Restgeld seine letzten Atemzüge röchelte.
    Es war schon etwas anderes, eigenhändig Menschen
zu töten, als in seinem Büro der Lubjanka zu sitzen und Exekutionspläne zu
erarbeiten. Das, was er eben getan hatte, jagte ihm keine Angst ein. Im
Gegenteil, euphorische Gefühle gepaart mit einer wonnetrunkenen Stimmung
stellten sich ein. Völlig neue Reize flossen durch seine Nervenbahnen. Menschen
durch eigene Hand sterben zu sehen, war, als öffnete sich eine Tür zu einer
anderen, zu einer erotischen Welt.
    „Endlich“, seufzte Schukow erleichtert, als
seine erregenden Gefühle verklungen und seine Gastgeber tot waren. Es ging
alles schneller und glatter über die Bühne, als er gedacht hatte. Ohne große
Schmerzen haben beide die Schwelle zur anderen Seite überschritten. Die Analyse
dieses eben genossenen, neuen Gefühls erschrak ihn mehr als das Ergebnis seines
Handelns. Es konnte nur heißen und davon künden, er war ein Monster, er hatte
Lust am Töten.
    „Schluss damit“, befahl er sich, noch gibt es
viel zu tun.
    Im Schlafzimmer fand er einen offenen
Kleiderschrank vor, in ihm ein geöffneter Möbeltresor. Auf den beiden oberen
Ebenen lagen sauber sortiert die banderolierten Geldbündel der ersten
Geldübergabe, darunter die wenigen Scheine, die eben noch eiligst vom Tisch
gerafft und hier hinein gestopft worden waren.
    Gelassen und mit der Ruhe eines altgedienten
Geheimdienstlers, als sei nichts geschehen, zog er sich hauchdünne
OP-Handschuhe über. Nun hatte er alle Zeit der Welt, konnte in aller Ruhe die
giftbelasteten Geldscheine aussortieren und alle Spuren seiner Anwesenheit
beseitigen. Die Leistungsfähigkeit der Deutschen Polizei kannte Schukow nicht,
wusste aber, dass sie ihre technischen und taktischen Ressourcen oft nicht
einsetzen durfte. Diese Beschränkungen waren politischer Natur. Gleichwohl
flößte ihm die hohe Aufklärungsquote bei Mord und Totschlag Respekt ein. Sorgsam
und gewissenhaft ging er deshalb zu Werke. Zu diesem Perfektionismus war er im
Dienst erzogen worden. Bei der Beseitigung von Spuren wird Gründlichkeit zur
Tugend. Er wusste, die kleinste Unaufmerksamkeit konnte fatale Nachwehen nach
sich ziehen, Folgen, die all seine Zukunftspläne zerplatzen lassen könnten.
Andererseits war sich Schukow fast sicher, dass sich der Eifer der Polizei bei
diesem sauberen Pärchen in Grenzen halten würde.
    Ein schwerer Irrtum.
    Mit kühler Effizienz ließ er sein Handeln noch einmal
an seinem Auge vorbeigleiten. Die meisten Gewaltverbrechen werden nur deshalb
geklärt, weil viel zu oft eine Nachsorge an den Tatorten versäumt wird. Die
Leistungsfähigkeit der modernen Kriminaltechnik wird häufig unterschätzt.
Diesen Fehler wollte er nicht begehen.
    Als das Kaffeeservice und die Kognakgläser
abgewaschen und wieder im Küchenschrank einsortiert und das Wohnzimmer
ausgesaugt war, ging er nochmals auf Strumpfsocken durch die Wohnung. Kein
Sohlenprofil würde sich auf dem Linoleum in der Küche abdrücken oder im
Teppichboden der anderen Räume eindrücken. Er holte tief Luft. In jedem Zimmer
verharrte er noch minutenlang, um es einer eingehenden Betrachtung zu
unterziehen und ließ sein Handeln nochmals vor seinem geistigen Auge
vorbeigleiten. Dann wusste er, kriminaltechnisch würde ihm seine Anwesenheit in
dieser Wohnung nie bewiesen werden können.
    Sein Fehler, diesem unsicheren Kantonisten
vertraut zu haben, war ausgebügelt. Er konnte der Polizei keine Hinweise mehr
geben, geschweige, seinen Auftraggeber benennen. Nur ein toter Zeuge ist auch
tatsächlich ein schweigsamer Zeuge. Eine Sorge weniger, dachte Schukow
befriedigt. Der Tod der Frau focht ihn nicht an, sein Gewissen schon gar nicht.
Das Militär hakte solche Opfer unter Kollateralschäden ab. War sein Handeln
nicht auch mit einer militärischen Operation gleichzusetzen? Apropos Operation.
Jetzt konnte er sich in der Charité operieren lassen, das Geld hatte er nun.
Das viele Geld würde nicht nur sein Leben verlängern, nein, es würde ihm und seiner
Frau auch ein komfortableres Dasein

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