Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
Verfahren eingestellt worden
war. Nur an den Namen konnte er sich nicht entsinnen. Das ist für uns um so
bedauerlicher, als dass wir ohne Personaldaten auch bei allen Bundesbehörden
einschließlich des Bundeskriminalamtes nichts recherchieren können“.
Es folgten zahlreiche Fragen, die fast alle von
Voß weitausholend beantwortet wurden. Er setzte sich in Positur und schien vor
schierer Wichtigkeit zu platzen. Endlich hatte er sein Publikum gefunden. Aus
der Art wie er mit seinen Worten jonglierte, sie setzte, erkannte Hanson, dass
er sich intensiv auf diese Pressekonferenz vorbereitet hatte. Mein Gott, welch
eine Bühne für Voß, um sein Ego aufzublähen, dachte Hanson. Die gesamte Presse
Norddeutschlands war versammelt, vor der er sich auskotzen konnte. Voß’
Eitelkeit wird dieses Forum zu nutzen wissen. Viele schnörkelhafte und völlig
inhaltslose und nichtssagende Formulierungen kamen ihm ölig und geschmeidig über
die Lippen. Zugegeben, auf den ersten Blick wirkte Voß souverän, dann aber
aufgeblasen. Wieder eine von seinen typischen Fensterreden, garniert mit
gestanzten Formulierungen, dachte Hanson grimmig. Offensichtlich liebte er sein
spritziges und manchmal mächtiges Wortgepolter.
Parlieren, das konnte er, musste Hanson neidlos
anerkennen. Mit diesen Fabulierungskünsten wäre dieser Mensch in der Politik
besser als in der Justiz aufgehoben. Mit jeder gut formulierten Nichtigkeit
schaute er sich beifallheischend in der Runde um. Sein pathologischer
Narzissmus war schon mehr eine Selbstvergötterung als eine Eigenliebe. Voß war
in seinem Element, nur seine Stimme schien seinem Willen nicht mehr zu
gehorchen. Sie verlor im gleichen Maße an Volumen, wie seine Eloquenz sich
steigerte. Es war nervig und anstrengend, dem Kastratengequieke seiner
Worthülsen zu lauschen. Auch die Medienvertreter wurden allmählich nervös.
Unruhe machte sich breit. Nervös trat der Blaustrumpf von einem auf das andere
Bein und schüttelte vergrätzt sein graues Haupt.
„Sie Herr Boldt, vom Weserkurier scheinen noch
Fragen zu haben, wenn ich nicht irre“, wurde Voß mit einer wegwerfenden
Handbewegung jäh unterbrochen.
„Recht schönen Dank Frau Sellmann. In der Tat
würde mich noch interessieren, ob das tote Pärchen aus der Wohnung der
Kriminalpolizei bekannt war?“
Für Hanson gab es nun keine Zweifel mehr. Dieser
Journalist hatte Intimkenntnisse.
„Wir glauben, sie zu kennen. Beide wurden von
der Kriminaltechnik daktyloskopiert. Ihre Fingerabdrücke werden beim
Bundeskriminalamt verglichen. Das Ergebnis steht auch hier noch aus, log
Hanson. Mehr möchte und kann ich zu dieser Frage zum gegenwärtigen Zeitpunkt
nicht sagen“. So ein Stuss, dachte Hanson, nun hast du selbst mit dieser
nebulösen Antwort die Tür zu den wildesten Spekulationen aufgestoßen.
Widererwarten war aber die Reaktion aller
Medienvertreter ein nachdenkliches Schweigen, so als setzte sich in allen
Köpfen die gleiche Frage fest: Wer war dieses tote Pärchen?
„Was war bei dem Pärchen und den beiden
Polizisten todesursächlich?“ bohrte der gleiche Journalist weiter. „Sind die
vergiftet worden oder ...“
„Kluge Journalisten sollten nicht auf jedes
Gerücht reinfallen“, fiel der Blaustrumpf dem Fragenden ins Wort.
Todesursächlich, eine typische Formulierung aus
dem Polizeijargon, dachte Hanson und sah das angedeutete Kopfnicken von Frau
Sellmann in Richtung ihres Bruders.
„Das wissen wir noch nicht. Die
kriminaltechnischen und toxikologischen Untersuchungen werden mit äußerster
Akribie betrieben und sind noch nicht abgeschlossen. Alles braucht eben seine
Zeit, wollen wir auf breiter Front alle Möglichkeiten der Todesursache
untersuchen. Todesursächlich scheint, ich betone, scheint eine Vergiftung zu
sein. Die Toten aus der Wohnung zeigten alle die gleichen Erscheinungen, wie
Verkrampfungen und Zungenbisse. Solche Symptome finden sich oft bei
Vergiftungen. Wenn wir wüssten, nach welchem Gift wir zu suchen haben, ginge
alles viel schneller. Dann wüssten wir auch, wie das Gift in die Körper gelangt
sein könnte. Weil wir aber bislang nichts wissen, müssen wir mit äußerster
Vorsicht zu Werke gehen, damit keine weitere Person zu Schaden kommt“.
„Das einzige was uns hier verkauft wird“, wandte
sich der gleiche Journalist direkt an Hanson, „ist, dass alle Untersuchungen
noch nicht abgeschlossen sind, sie nichts genaues wissen, Sie wie Blinde im
Nebel stochern. Alle scheinen hilflos auf der Stelle zu
Weitere Kostenlose Bücher