Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
sie schnell kommt.
    Ich bin fest überzeugt davon, dass Aurora von Ihrer Anwesenheit hier weiß.«
    »Wird sie den Schläfern etwas antun?«
    »Schon möglich, und sei es nur, um zu verhindern, dass
    ein Außenstehender an Exordium herankommt.« Clepsydra
    glitt schnell und geschmeidig wie ein Panther den langen Andocktunnel hinauf. »Das wäre auch der einzige Grund.
    Ihr Interesse an uns hat in letzter Zeit stark nachgelassen.
    Wir sind ein Spielzeug, das nicht tut, was sie will.«
    Das erinnerte Dreyfus an eine Bemerkung, die Clepsydra
    früher gemacht hatte. »Sie sagten, sie würde Sie bestrafen, wenn ihr Ihre Träume nicht gefielen. Wie meinten Sie das?«
    »Aurora rechnete damit, bestimmte Erkenntnisse aus der
    Zukunft zu gewinnen. Als unsere Prognosen sich nicht mit Ihren Erwartungen deckten, wurde sie zornig, als hätten wir sie mit Absicht belogen.«
    »War das der Fall?«
    »Nein. Wir berichteten nur, was wir sahen. Aber die Botschaft gefiel ihr nicht.«
    »Und wie lautete die Botschaft?«
    »Etwas Schlimmes wird geschehen. Weder heute, noch
    morgen, auch in den nächsten Jahren noch nicht. Aber auch nicht erst in so ferner Zukunft, dass sie nicht mehr davon betroffen wäre. Ich habe immer wieder einen Blick in ihr Bewusstsein geworfen, und wenn ich dabei eines gelernt
    habe, dann dies, dass sie eine eiskalte, gerissene Strategin ist, der es auf lange Sicht zuerst und vor allem um das eigene Überleben geht.«
    »Und Ihre Botschaft gab ihr Anlass, sich zu fürchten?«
    »Es sieht so aus«, erwiderte Clepsydra.
    »Geht es etwas genauer?«
    »Ich kann nur sagen, dass alles, woran Sie hängen, alles, wofür Sie arbeiten, alles, was Ihnen lieb und teuer ist, zugrunde gehen wird. Sie sind so stolz auf Ihre vielschichtige kleine Gemeinschaft mit ihren zehntausend Habitaten und dem tickenden Uhrwerk einer radikalen Demokratie. Vielleicht haben Sie sogar ein gewisses Recht, ein wenig stolz zu sein. Aber das alles wird nicht auf ewig bestehen. Eines Tages wird es kein Glitzerband mehr geben. Es wird kein Panoplia mehr geben. Es wird keine Präfekten mehr geben.«
    Sie erreichten die Aussichtsgalerie, von der Dreyfus das gefangene Schiff zuerst gesehen hatte. Als sie beide den Andocktunnel verlassen hatten, löschte er über die Schalttafel die Lichter und verschloss die Silbertür.
    »Was ist das für eine Katastrophe, die Sie vorhergesehen haben?«
    »Eine große Seuche«, antwortete Clepsydra.
    Dreyfus überlief ein Schauer, als sei soeben jemand über sein Grab gelaufen. »Wie denkt Aurora darüber?«
    »Sie ist beunruhigt. Wenn ihr hin und wieder ein Ge-
    danke entschlüpft, geht es um einen großen Plan, der seiner Verwirklichung entgegendrängt. Sie fürchtet die Zu-
    kunft, die wir ihr gezeigt haben. Sie wird sie weniger
    fürchten, wenn sie sie kontrollieren kann.«
    »Wie soll das gehen?«
    »Vorerst versteckt sie sich noch, huscht verstohlen von Schatten zu Schatten und überlebt nur dank ihres scharfen Verstandes. Sie lebt in unserer Welt, aber ihr Einfluss darauf ist begrenzt. Mir scheint, das will sie ändern. Sie will mächtiger werden. Sie wird euch Menschen die Kontrolle
    über eure Angelegenheiten aus euren ungeschickten Hän-
    den reißen.«
    »Das hört sich nach Machtübernahme an«, sagte Drey-
    fus.
    »Nennen Sie es, wie Sie wollen. Aber seien Sie bereit,
    wenn sie sich zu erkennen gibt. Sie wird schnell handeln und Ihnen nicht viel Zeit für einen Gegenschlag geben.«
    Sie hatten das Schott erreicht, das ihn von Sparver und der Korvette getrennt hatte. Es war noch immer geschlossen und bildete ein unüberwindliches Hindernis.
    »Dieser Schacht führt um den ganzen Felsen herum,
    nicht wahr?«
    Clepsydras Miene war ausdruckslos. »Ja. Wieso?«
    »Weil wir versuchen müssen, den Gang zu meinem Schiff
    von der anderen Seite her zu erreichen. Immer vorausge-
    setzt, wir stoßen nicht auf weitere Hindernisse ...«
    Clepsydra kniff die Augen zusammen, als wollte sie sich den Namen eines alten Bekannten in Erinnerung rufen.
    Dann hob sie die Hand und spreizte ein wenig die Finger, wie um eine geifernde Bestie auf Abstand zu halten.
    Ein Klicken war zu hören, und das Schott glitt leise summend auf.
    »Ich wusste nicht...«, begann Dreyfus.
    »Ich sagte, ich könnte nicht auf die optische Architektur zugreifen. Von Türen war nicht die Rede.«
    »Ich bin beeindruckt. Beherrscht ihr alle solche Tricks?«
    »Nicht alle von uns, nein. Sehr kleine Kinder bekommen
    Unterricht, um sich die nötige

Weitere Kostenlose Bücher