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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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erbeten.«
    Diesmal kam keine Antwort mehr.
    »Etwas ist ausgefallen«, sagte Parnasse immer noch so
    leise und gleichmütig, als wäre er nur ein unbeteiligter Beobachter. »Ich schlage vor, wir nehmen stattdessen die Treppe.«
    »Gute Idee«, sagte Meriel Redon. »Ich bekomme hier all-
    mählich Platzangst...«
    »Versuchen Sie die Türen zu öffnen«, verlangte Parnasse.
    'Thalia drückte die Hand gegen die manuelle Schalttafel.
    Ihre Handfläche war nach dem Kampf mit den Servomaten
    zerschunden und gequetscht. Winzige Steinsplitter hatten
    «Ich in die Haut gebohrt.
    »Vergessen Sie es. Sie wollen sich nicht öffnen.«
    »Versuchen Sie es noch einmal.«
    Das hatte Thalia bereits getan. »Nichts zu machen. Auch eine höfliche Bitte wird vermutlich nichts nützen.«

    »Sie könnten es probieren.«
    Ohne große Hoffnung sagte sie: »Hier spricht Thalia Ng.
    Öffne die Türen.« Sie schlug auf die Schalttafel ein. »Öffne die Türen. Mach endlich die verdammten Türen auf!«
    »Maschinen«, warnte Cuthbertson.
    Alle folgten seinem Blick und schauten durch die Gitter-türen und die leere, dämmrige Eingangshalle hinaus ins Tageslicht. Ein Trupp von blitzenden, blinkenden Servomaten kam langsam, aber zielstrebig auf den Turm zu. Es waren acht oder neun an der Zahl, alle von unterschiedlicher Bauart, sie bewegten sich auf Rädern, auf Beinen oder auf Ketten und reckten drohend ihre Manipulatoren und Schneidewerkzeuge in die Höhe.
    »Wir sitzen in der Falle«, stellte Caillebot fest. »Sie haben uns nur ins Gebäude gelassen, weil sie wussten, dass wir den Fahrstuhl nehmen würden. Das war schon wieder eine
    von Ihren klugen Ideen, Präfekt.«
    »Sind Sie freiwillig still, oder muss ich Ihnen damit den Mund stopfen?«, fragte Thalia und löste den summenden,
    warmen Schaft ihrer Hundepeitsche vom Gürtel.
    Die ersten Maschinen hatten den Schatten des Vordachs
    über der breiten Tür zur Eingangshalle erreicht. Von hier führten drei Marmorstufen hinauf zum Erdgeschoss, wo
    sich der Fahrstuhl befand. Langsam, aber unaufhaltsam
    überwanden die Maschinen auf Beinen die kleine Treppe.
    In Thalias Hand zitterte die Hundepeitsche wie ein wild pochendes Herz.
    »Sie sagten doch, das Ding sei beschädigt«, hielt ihr Caillebot vor. »Wenn es schon zwei Servomaten nur mit Mühe
    aufhalten konnte, was soll es dann gegen so viele ausrichten?«
    Thalia drückte auf den schweren Schalter für den Schwertmodus und hoffte, die Peitsche wäre noch so weit in Ordnung, dass sie ihre Schnur ausfahren und versteifen würde.
    Der Griff surrte wie eine gefangene Wespe, doch nichts geschah. Sie drückte noch einmal und flehte die Waffe in Gedanken an, sich ihrem Willen zu fügen.
    Das Summen wurde lauter, die Schnur schob sich he-
    raus. Zehn Zentimeter, dann fünfzehn. Bei zwanzig war
    die Grenze erreicht. Immerhin schien die Schnur nicht nur steif, sondern auch gerade zu sein.
    Thalia schnitt in das schwarze Metallgitter der Fahrstuhltüren. Der Widerstand war größer als bei der Hecke, aber das war nicht anders zu erwarten. Sie blieb gelassen, mit Panik war nichts zu gewinnen, und bewegte die Peitschenklinge systematisch erst zur Seite und dann nach unten, um schließlich zum Ausgangspunkt zurückzukehren. Für die
    letzten paar Schnitte brauchte sie fast ebenso lang wie zuvor für ein ganzes Dutzend. Endlich fiel das Gitterrechteck mit lautem Klirren draußen auf den Marmorboden. Die Servomaten hatten die oberste Stufe erreicht und schickten sich an, die Halle zu durchqueren. Zwei der Laufroboter halfen einem der Modelle auf Rädern, die Stufen zu überwinden.
    »Die Treppe«, sagte Thalia. »Laufen Sie, so schnell Sie können, und bleiben Sie nicht stehen, bis Sie oben angekommen sind.«
    Thalia hielt den Anschluss zur Gruppe, blieb aber hinter den Bürgern, den Servomaten zugewandt, die Hundepeitsche im Anschlag. Die Punkte auf den Rändelscheiben waren wieder auf gleicher Höhe, damit sie die beschädigte Waffe als Granate werfen konnte. Doch als sie mit den Fernen die erste Stufe berührte, änderte sie ihren Entschluss.
    Wenn sie die Maschinen jetzt angriff, brächte sie das nicht weiter; es würden immer neue nachkommen.
    Thalia befestigte die Hundepeitsche wieder an ihrem Gürtel und stieg hinter den anderen die Treppe hinauf.

    Gaffney zögerte einen Moment, bevor er die Leine an seinem Gürtel einklinkte. Wie leicht könnte man vergessen, die Sicherung einrasten zu lassen. Dann würde der Haken einfach aufschnappen, wenn die

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