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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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dachte Thalia. Trotzdem ist es unverzeihlich. »Sie glauben doch nicht, dass es schon zu spät ist?«
    »Nicht, wenn wir uns beeilen. Hier liegt genug Kram
    herum, um die Treppe zu blockieren, wir müssen nur eine Kette bilden, um das Zeug an Ort und Stelle zu bringen. Wir müssen uns auch um den Fahrstuhlschacht kümmern.«
    »Den hatte ich nicht vergessen, ich dachte nur nicht, dass wir da viel tun könnten.«
    Der Fahrstuhl befand sich immer noch unten in der Ein-
    gangshalle, wo sie ihn verlassen hatten.
    »Wenn Ihr Peitschending noch zu gebrauchen ist, kön-
    nen wir damit ein Loch in den Schacht schneiden und so
    viele von den Kisten hinunterwerfen, wie wir schaffen. Es geht fünfhundert Meter senkrecht abwärts. Damit werden
    wir die Maschinen nicht ewig aufhalten, wenn sie wirklich entschlossen sind, den Fahrstuhl in Gang zu bringen, aber wir können ihnen auf jeden Fall einen Knüppel zwischen
    die Beine werfen.«
    »Klingt für mich sehr viel besser, als gar nichts zu tun.«
    Doch als sie die Hundepeitsche an ihrem Gürtel berührte, summte und vibrierte der Schaft und verbreitete einen stechenden Geruch. Sie hatten mit der Peitsche ein Loch in die versperrte Tür zum Lagerraum schneiden müssen, und
    jetzt protestierte sie wieder. Thalia fragte sich, wie lange sie durchhalten würde, bevor sie vollends versagte; als Waffe war sie schon jetzt nur begrenzt von Nutzen, allenfalls konnte sie noch für einen einzigen Einsatz als Granate dienen.
    »Wir sollten uns nicht aufhalten«, mahnte Parnasse. »Ich fange schon mal an, die Kisten zu schleppen, während Sie losgehen und einige Helfer zusammentrommeln.«

    »Hoffentlich sind die Leute auch in Stimmung, um Be-
    fehle entgegenzunehmen.«
    »Sie werden schon mitziehen, wenn sie den Eindruck
    haben, Sie wüssten genau, was Sie tun.«
    »Das weiß ich eben nicht, Bürger Parnasse. Das ist ja das Problem.« Thalia nahm die Spezialbrille ab und schob sie in die Tasche. »Ich spiele zwar die starke Frau, aber in Wirklichkeit bin ich heillos überfordert. Sie haben ja erlebt, womit wir draußen zu kämpfen hatten.«
    »Ich habe erlebt, wie Sie damit fertig geworden sind,
    junge Frau. Vielleicht empfinden Sie es selbst nicht so, aber in meinen Augen leisten Sie ganz ordentliche Arbeit.« Thalia musste wohl ein ziemlich skeptisches Gesicht gemacht haben, denn er fügte hinzu: »Sie haben uns alle lebend hierher zurückgebracht, nicht wahr?«
    »Und nun stehen wir wieder genau da, wo wir angefan-
    gen haben, Bürger Parnasse. Mein Ausbruchsversuch hat
    uns nicht viel weitergeholfen.«
    »Die Entscheidung war dennoch richtig. Und als wir uns
    auf den Weg machten, wussten wir schließlich noch nichts von den Servomaten.«
    »Das wohl nicht.«
    »Sehen Sie es als Erkundungsmission. Wir sind ausgezo-
    gen, um Informationen über unsere Situation zu sammeln.
    Dabei haben wir Dinge erfahren, von denen wir nichts
    wüssten, wenn wir nur hier oben geblieben wären und auf Hilfe gewartet hätten.«
    »Wenn man es so ausdrückt, klingt es tatsächlich fast so, als wüsste ich, was ich tue.«
    »Sie haben es gewusst. Mich haben Sie bereits überzeugt, junge Frau. Jetzt brauchen Sie nur noch die anderen zu
    überzeugen. Und Sie wissen, wo Sie anfangen müssen,
    nicht wahr?«
    Ihr Magen war hart wie Stein, aber sie zwang sich zu
    einem Lächeln. »Bei mir selbst. Ich muss anfangen, mich so zu verhalten, als wüsste ich tatsächlich, was zu tun ist. Nur dann werden auch die anderen auf mich hören.«
    »Das klingt schon besser.«
    Sie schaute in den finsteren Lagerraum. »Vielleicht ge-
    lingt es uns, die Treppe und den Schacht zu blockieren.
    Aber wie geht es dann weiter? Früher oder später werden uns diese Maschinen finden, so wie sie auch die anderen Bürger draußen gefunden haben. Nach allem, was wir gesehen haben, werden sie ferngesteuert. Von einer Intelligenz mit der Fähigkeit, eigenständig Probleme zu lösen.«
    Sie dachte daran, wie die Menschen zusammengetrieben,
    beschwichtigt und mit Warnungen vor einem Angriff gegen das Habitat gefügig gemacht worden waren. »Von jemandem, der klug genug ist, um zu lügen.«
    »Immer eins nach dem anderen«, sagte Parnasse. »Zuerst
    kümmern wir uns um die Barrikaden. Dann zerbrechen wir
    uns den Kopf über eine glanzvolle Zugabe.«
    Aus seinem Mund klang es so einfach, als erörterten sie die richtige Methode, ein Ei zu kochen.
    »Einverstanden.«
    »Junge Frau, Sie sind Präfekt. Seit Sie heute hier herein-geschneit sind, mag

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