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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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erlosch, ein Habitat
    nach dem anderen verschwand von der Wand, bis Aumo-
    niers Bürosphäre innen völlig schwarz war. Bald war die Dunkelheit vollkommen, nur durch die Eingangstür drang
    noch Licht herein.
    Von Jane Aumonier kam ein leises Klicken, als schnalzte sie mit der Zunge. »Das ist ein Skandal«, hauchte sie kaum vernehmlich.

    »Es ist notwendig, und Sie werden uns noch dafür dank-
    bar sein«, antwortete Gaffney. »Von diesem Augenblick an sind Sie aus medizinischen Gründen beurlaubt. Wie bereits betont, ist dies keine disziplinarische Maßnahme.
    A u c h wenn Sie im Moment keine besonders freundlichen Gefühle für uns hegen, unser Respekt ist ungebrochen, und Sie haben nach wie vor unsere volle Loyalität.«
    »Von wegen!«
    »Tun Sie sich keinen Zwang an, Jane. Wir können Ihre
    Empörung verstehen. Wir wären eher überrascht, wenn Sie nicht wütend auf uns wären.«
    »Es war nicht nötig, mir die Habitate wegzunehmen.« Sie sprach langsam, eisern beherrscht. »Um mich meines Kom-mados zu entheben, brauchten Sie es mir nur unmög-
    lich zu machen, Befehle oder Ratschläge zu erteilen. Es war nicht nötig, mir die Habitate wegzunehmen.«
    »Und ob das nötig war«, widersprach Gaffney. »Sie sind
    zu sehr mit diesem Amt verwachsen, Jane. Glauben Sie
    wirklich, wenn wir Ihnen nur die Befehlsgewalt genommen hätten, würden Sie aufhören, sich um die Krise zu kümmern? Glauben Sie wirklich, Sie würden sich nicht mehr
    aufreiben, sich nicht mehr von jeder neuen Information
    verrückt machen lassen? Glauben Sie wirklich, Ihre Stresswerte würden nicht noch mehr ansteigen, wenn Sie zwar
    zusehen, aber nicht handeln dürften? Es tut mir leid, ich weiß, wie hart es für Sie ist, aber es muss sein.«
    »Wir haben mit Demikoff gesprochen«, sagte Baudry.
    »Auch er ist der Meinung, dass diese Krise Ihre geistige Gesundheit unverhältnismäßig stark belastet. Er hat der Aktion zugestimmt.«
    »Was er auch gesagt haben mag, Sie hätten immer eine
    Möglichkeit gefunden, seine Worte so umzudeuten, dass
    nie Ihren Wünschen entsprachen.«
    »Das ist nicht fair«, entrüstete sich Crissel. »Und wir werden Sie auch, bildlich gesprochen, nicht im Dunkeln lassen.

    Wir können andere Daten in die Sphäre einspeisen. Historisches Material. Romane. Rätsel. Wir werden schon dafür
    sorgen, dass Sie sich nicht langweilen.«
    »Wagen Sie nicht, mir vorzuschreiben, womit ich mich
    zu beschäftigen habe«, drohte Aumonier, und es klang so, als meinte sie es ernst.
    »Wir wollten Ihnen doch nur helfen«, sagte Baudry. »Das war immer unsere einzige Absicht.«
    »Ich wünschte, Sie würden einsehen, dass unsere Hand-
    lungsweise vernünftig ist«, sagte Gaffney, »aber Ihr Widerstand kann an den Tatsachen nichts ändern. Wir lassen
    Sie jetzt allein. Die medizinische Betreuung wird natürlich unverändert fortgesetzt. Sie können in vernünftigem Rahmen nach Belieben Datenmaterial anfordern. Die Kanäle
    zur Habitatüberwachung werden natürlich blockiert... und vorerst wäre es wohl auch nicht sinnvoll, wenn wir Ihnen gestatteten, auf die Nachrichtensender zuzugreifen.
    Der Kontakt zum Panoplia-Personal muss ebenfalls einge-
    schränkt werden...«
    »Wenn Tom zurückkommt...«, begann sie.
    »Wird er sich unserer Entscheidung beugen«, vollendete
    Gaffney.
    Dreyfus und die Synthetikerin verließen den Schläferraum und durchwanderten auf gewundenen Pfaden das Schiff.
    Dreyfus schaute immer wieder über die Schulter, ob ihnen nicht ein ruheloser Rachegeist aus dieser Schreckenskam-mer folgte.
    »Ich will Ihnen vorläufig vertrauen«, sagte Clepsydra, um ihn gleich darauf zu erinnern, dass sie den Bewegungs-apparat seines Anzugs immer noch kontrollierte. »Wenn Sie mir helfen, Verbindung zu anderen Synthetikern aufzunehmen und Hilfe zu holen, um meine Leidensgenossen zu retten, dürfen Sie meiner Dankbarkeit gewiss sein. Gewinne ich allerdings den Eindruck, Sie seien wie jener andere, der die gleiche Uniform trägt, werden Sie die Folgen Ihres Verrats schmerzlich zu spüren bekommen.«
    Dreyfus vermied es, auf diese Drohung einzugehen. Er
    war einfach froh, dem Schlachthaus mit den verstümmel-
    ten Träumern entronnen zu sein. »Kann ich meinen Unter-
    präfekten rufen?«
    »Von mir aus, aber ich kann kein eingehendes Trägersig-
    nal entdecken.«
    Dreyfus versuchte es trotzdem. Clepsydra hatte recht.
    »Wahrscheinlich versucht er noch immer, von Panoplia
    Hilfe zu holen.«
    »In diesem Fall sollten Sie hoffen, dass

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