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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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seine Iden-tifizierung.
    »Das ist nicht der Systemkreuzer, auf den wir warten«,
    sagte er. »Es ist der Frachter von Marcos Auge, den wir schon einmal gesehen haben.«
    »Aurora muss auf sein Navigationssystem zugegriffen
    und ihn von seinem Kurs abgelenkt haben«, sagte Clepsy-
    dra. »Sie wird Sie damit rammen, um Sie selbst und alles, was Sie an Beweisen vom Felsen mitgebracht haben, zu beseitigen.«
    »Ist sie so mächtig?«, fragte Dreyfus.
    »Dazu braucht man nicht besonders mächtig zu sein, nur
    sehr gerissen, und man braucht eine gute Tarnung.«
    Auch Sparver kam aufs Flugdeck geschwebt. »Wie viel
    Zeit bleibt uns noch?«
    »Fünfundachtzig Sekunden«, sagte Clepsydra.
    »Dann sind wir in Schwierigkeiten«, antwortete Sparver.
    »Wir brauchen mindestens eine Minute, um den Kasten in

    Bewegung zu setzen, und selbst dann kämen wir nicht weit genug von der Oberfläche weg.«
    »Fünfundsiebzig Sekunden.«
    »Wir können die Anzüge anlegen und in den Felsen zu-
    rückkehren. Wenn wir es schaffen, weit genug in die Tiefe zu flüchten...«
    »Der Felsen wird zerstört werden«, sagte Clepsydra mit
    steinerner Ruhe.
    »Die Zeit reicht dafür ohnehin nicht«, stellte Dreyfus fest.
    »Wir könnten nicht einmal die Schleuse passieren.«
    »Weniger als eine Minute«, sagte Clepsydra.
    »Der Countdown hilft uns auch nicht weiter«, mahnte
    Sparver. »Vielleicht sollten wir an die Rettungskapseln denken. Wir hätten für jeden eine. Viel Zeit bleibt uns nicht, aber...«
    »Werden sie uns vom Felsen weg oder auf den Felsen zu
    schleudern?«, fragte Clepsydra.
    »Sie befinden sich auf dem Rücken des Schiffs. Wir lie-
    gen mit dem Bauch zum Felsen, also ...«
    »Schleudern sie uns ins All«, vollendete Dreyfus.
    »Noch achtunddreißig Sekunden«, meldete Clepsydra.
    »Ich schlage vor, wir begeben uns in die Kapseln.«
    Die Kapseln waren für eine Rettung in höchster Not aus-
    gelegt, wenn jede Sekunde zählte, daher waren die ein-
    leitenden Maßnahmen auf ein Minimum beschränkt. Den-
    noch ahnte Dreyfus, dass die letzten zehn Sekunden
    angebrochen waren, bis endlich alle drei gesichert in den Einpersonenkugeln saßen.
    »Die Kapseln sind mit Transpondern versehen«, erklärte
    er Clepsydra, bevor er ihre Tür schloss. »Der Systemkreuzer wird uns alle auffischen, aber es kann eine Weile dauern.«
    Fünf Sekunden später hatte auch er sich angeschnallt. Er griff nach oben und zog den schweren roten Griff für den Notstart. Aktivmaterie schoss in alle Hohlräume, um die Beschleunigung abzufangen. Als es so weit war, hatte er dennoch das Gefühl, als würden seine sämtlichen Wirbel
    auf Papierdicke zusammengepresst.
    Dann verlor er das Bewusstsein.
    Thalia streifte sich die Spezialbrille über und spähte in das Halbdunkel des fensterlosen Raums, während Cyrus Parnasse zurücktrat und die blau geäderten, muskelbepack-
    ten Hände in die Hüften stemmte wie ein Bauer, der vor
    seinem Acker stand. Sie waren allein in einem Teil der Votenprozessor-Kugel weit unter der Aussichtsgalerie, wo sich die anderen Bürger verschanzt hatten. Aus der Dunkelheit ragten graue kastenförmige Gebilde auf, so weit das Auge reichte.
    Sie berührte mit einem Finger den Brillenbügel und
    schaltete die Bildverstärkung zu. »Was ist das, was ich da sehe, Bürger Parnasse? Kommt mir vor wie ein Haufen Kisten und Gerümpel.«
    »Genau das ist es auch, junge Frau. Wir befinden uns in einem Lagerraum des Museums der Cybernetik. Hier werden all die Dinge untergebracht, für die man in den großen Ausstellungsräumen keinen Platz hat. Auf der anderen Seite des Museumsgeländes gibt es Hunderte von solchen Maga-zinen, aber dies ist das einzige, das wir erreichen können, ohne in die Eingangshalle zurückkehren zu müssen.«
    »Aha.«
    »Ich dachte, wir könnten mit einigen von den Sachen die Treppe verbarrikadieren. Was halten Sie davon?«
    »Ich bin bisher davon ausgegangen, dass keine von die-
    sen Maschinen Treppen steigen kann.«
    »Das stimmt auch: Die meisten sind zu groß oder von der Bauweise her ungeeignet. Aber da draußen gibt es genü-
    gend andere, die durchaus dazu imstande sind. Und nach-
    dem sie jetzt wissen, wo wir sind, was glauben Sie, wie lange es dauern wird, bis sie hierherkommen und sich an den Aufstieg machen?«

    »Nicht lange«, sagte sie. »Sie haben recht. Ich hätte früher daran denken sollen.«
    »Seien Sie nicht zu streng mit sich. Sie hatten in den letzten Stunden genug am Hals, würde ich sagen.«
    Stimmt,

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