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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Leine ganz ausgefahren wurde,
    und er würde hinwegschweben über die Grenze jener Sperrzone in Jane Aumoniers Bürosphäre, innerhalb derer der
    Skarabäus nur die allerkleinsten Objekte duldete. Aumonier blieben ein bis zwei Sekunden, um zu registrieren, dass die Leine versagt hatte und Gaffneys euklidische Vorwärtsbewegung nicht mehr aufzuhalten war. Keine Macht im gan-
    zen Universum könnte die Kollision verhindern.
    Er fragte sich, ob es ein schneller Tod sein würde. Sauber und gnädig? Er hatte sich in der Literatur über unbeabsichtigte nichtmedizinische Enthauptungen kundig gemacht.
    Die Berichte waren wirr und voller Widersprüche. Nur sehr wenige Opfer hatten überlebt und konnten ihre Erfahrungen zu Protokoll geben. Natürlich würde Blut aus den Arte-rien spritzen, literweise Blut unter hohem Druck.
    Blut konnte bei Schwerelosigkeit faszinierende künstlerische Effekte erzeugen.
    »Präfekten«, sagte Aumonier, als sie die Delegation be-
    merkte. »Ich war nicht auf Besuch gefasst. Ist etwas geschehen?«
    »Sie wissen, warum wir hier sind, Jane«, sagte Gaffney
    und schwebte in den Raum. Neben ihm befestigten Crissel und Baudry ihre Sicherheitsleinen und stießen sich ebenfalls von der Wand ab. »Bitte machen Sie es uns nicht schwerer als nötig.«
    »Ich weiß nicht, ob ich Sie richtig verstehe.«
    »Wir haben eine Entscheidung getroffen«, sagte Crissel
    mit Bedauern in der Stimme. »Sie müssen Ihren Posten räumen, bis die Krise vorüber ist und wir ergründen können, was die Veränderungen im Innern des Skarabäus zu bedeuten haben.«
    »Ich bin immer noch fähig, meine Aufgaben zu erfül-
    len.«
    Baudry ergriff das Wort. »Daran zweifelt niemand«, sagte nie. »Was immer in die Entscheidung eingeflossen sein mag, nie hat absolut nichts mit Ihren beruflichen Leistungen ob letzt oder irgendwann in der Vergangenheit zu tun.«
    »Worum, zum Teufel, geht es Ihnen denn sonst?«, fauchte Aumonier.
    »Um Ihr Wohlergehen«, sagte Gaffney. »Bedauere, Jane,
    aber Sie sind einfach zu wertvoll, wir dürfen Ihr Leben nicht einfach aufs Spiel setzen. Das mag materialistisch klingen, aber es ist die Realität. Panoplia möchte Sie auch nächste Woche noch in seinen Reihen haben.«
    »Ich schlage mich doch so weit ganz wacker.«
    »Demikoff und seine Spezialisten fürchten, die jüngsten Veränderungen des Skarabäus könnten durch Schwankun-gen im biochemischen Gleichgewicht Ihres Körpers ausge-
    löst worden sein«, erläuterte Crissel. »Solange nur hin und wieder ein Ausschluss zu verhängen war, kamen Sie mit der Belastung gut zurecht, aber nun droht der totale Krieg zwischen den Ultras und dem Glitzerband ...«
    »Verdammt, ich komme immer noch zurecht.« Sie sah
    Crissel unverwandt an, sicher suchte sie nach dem mitfühlenden Verbündeten, auf den sie bisher stets hatte bauen können. »Michael, hören Sie mir zu. Die Krise hat ihren Höhepunkt überschritten.«
    »Das können Sie nicht mit Sicherheit sagen.«

    Aumonier nickte entschieden. »Oh doch. Dreyfus hat
    eine heiße Spur. Er ist dabei, den Mörder von Ruskin-Sartorius zu stellen, ich rechne jeden Moment damit, dass er mir seinen Namen nennt. Wenn wir erst handfeste Beweise
    haben, werden wir im gesamten Band eine Erklärung ver-
    breiten, in der wir die Ultras entlasten und die Bürger auf-fordern, Ruhe zu bewahren.«
    »Falls Sie den Namen bekommen«, sagte Crissel.
    »Ich denke, auf Tom ist Verlass. Oder sehen Sie das anders?«
    Dann spiegelte sich leise Unruhe in ihren Zügen. »Moment mal. Dass Tom nicht hier ist - dass er im Außendienst unterwegs ist -, das ist doch keineswegs Zufall? Sie haben sich für diese Aktion genau den richtigen Zeitpunkt ausgesucht.«
    »Dreyfus' An- oder Abwesenheit tut nichts zur Sache«,
    wehrte Gaffney ab. »Und für Ihre Einwilligung gilt das Gleiche.
    Wir haben ein Mehrheitsvotum, Jane. Das heißt, Sie müssen abtreten, ob Sie wollen oder nicht. Sie müssen und Sie werden.
    Sie haben in dieser Angelegenheit nichts mehr mitzureden.«
    »Sehen Sie sich um«, bat Jane Aumonier. »Sehen Sie sich gründlich um. Dies ist meine Welt. In elf Jahren ununterbrochenen Wachseins habe ich nichts anderes gesehen.
    Niemand von Ihnen kann sich auch nur ansatzweise vor-
    stellen, was das bedeutet.«
    »Es bedeutet, dass Ihnen eine lange Erholungspause nur
    guttun kann«, gab Gaffney zurück. Dann hob er die Hand
    an den Mund und sprach in sein Armband. »Abschaltung
    bitte einleiten.«
    Ein Bildschirm nach dem anderen

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