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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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nieder, um auf Augenhöhe
    mit ihr zu sprechen. »Niemand verlangt, dass Sie meilenweit rennen. Hier oben sind wir vollkommen sicher.«
    »Die Barrikaden werden nicht ewig halten.«
    »Das brauchen sie auch nicht.«
    »Da bin ich aber beruhigt.«
    Thalia musste sich beherrschen, um sie nicht anzuschnauzen oder gar handgreiflich zu werden. Paula Thory hatte sich erst dann widerstrebend in die Kette für den Transport von Barrikadenmaterial eingereiht, als sie erkannte, dass sie die Einzige war, die sich verweigerte. Es war schwierig und kraftraubend gewesen, aber gemeinsam hatten sie mindestens drei Tonnen Schrott in den Fahrstuhlschacht und mindestens noch einmal so viel über die Wendeltreppe hinuntergeworfen. So hatten sie eine Barrikade aus antiken toten Servomaten und altersschwachen Computern und Inter-facegeräten errichtet, von denen viele noch von der Erde zum Yellowstone-System gebracht worden sein müssten und wahrscheinlich mehr als ein paar hundert Jahre alt waren.
    Ein riesiger Metallkoloss, ein offener Eisenkasten, vollge-stopft mit Rädchen und Zahnstangen, war mit besonders
    beeindruckendem Getöse die Stufen hinuntergedonnert.
    Thalia hatte eine Ruhepause angeordnet, aber drei Bür-
    ger - Parnasse, Redon und Cuthbertson - schaufelten immer noch Gerümpel in den Fahrstuhlschacht und auf die Treppe.
    Hin und wieder hörte Thalia ein dumpfes Krawumm, wenn ein Teil auf dem Boden des Schachts aufschlug, oder ein langgezogenes Poltern, wenn sich eine Schuttlawine die
    Stufen hinabwälzte.

    »Sie brauchen nicht ewig zu halten, weil wir nicht ewig hier sein werden«, erklärte sie. »Die Verstärkung wird eintreffen, bevor die Maschinen die Barrikaden durchbrechen können. Und falls doch nicht, dann arbeiten wir bereits an einem Alternativplan.«
    »Und wie sähe der aus?«, fragte Thory scheinheilig interessiert.
    »Das werden Sie erfahren, wenn wir alles beisammen
    haben. Bis dahin brauchen Sie nur abzuwarten und bei den Barrikaden zu helfen, soweit Sie dazu willens und in der Lage sind.«
    Wenn Paula Thory die Spitze als solche erkannte, ließ sie es sich nicht anmerken. »Ich denke, Sie verheimlichen uns etwas, Präfekt - in Wirklichkeit haben Sie nämlich keine Ahnung, wie wir aus diesem Schlamassel wieder herauskommen sollen.«
    »Wenn das so ist, können Sie jederzeit gehen«, sagte Thalia mit zuckersüßem Lächeln.
    »Seht nur!«, rief plötzlich Jules Caillebot, der an einem Fenster stand.
    Thalia stand auf, froh um jede Ausrede, die es ihr er-
    laubte, von Thory wegzukommen.
    »Was gibt es, Bürger?«, fragte sie und schlenderte hi-
    nüber.
    »Große Maschinen rücken an.«
    Thalia schaute über die Landschaft. Inzwischen war es
    so dunkel, dass einzelne Objekte kaum noch deutlich zu
    erkennen waren - die Nacht war erschreckend schnell he-
    reingebrochen -, aber die Maschinen, von denen Caillebot sprach, waren zumindest teilweise beleuchtet. Groß wie
    Häuser zogen sie in mehreren langsamen Prozessionen
    durch die Parkanlagen um das Museum der Cybernetik,
    fuhren auf Raupenketten und riesigen plumpen Rädern
    über Gehwege und durch Baumreihen und walzten alles
    nieder, was ihnen im Weg war.

    »Was sind das für Maschinen?«, fragte Thalia.
    »Schwere Bau-Servomaten, würde ich sagen«, antwortete
    Caillebot. »In letzter Zeit wurde viel gebaut, besonders im Umkreis des neuen Jachthafens bei Radiant Point.«
    Thalia malte sich aus, welche Schäden diese Giganten am Turm unter der Votenprozessorkugel anrichten könnten.
    Sie hatte ihre Überlegungen für sich behalten, aber sie war überzeugt, dass die Maschinen sich hüten würden, den Prozessor selbst zu beschädigen. Für die Bürger mochte die Abstraktion abgeschaltet sein, doch nach ihrer Ansicht wurden die Maschinen nach wie vor über eingeschränkte Da-
    tenübertragungen gesteuert, die vom Prozessor ausgingen.
    Aber das war nicht mehr als eine Theorie, die sie nicht unbedingt auf die Probe gestellt sehen wollte.
    »Sie befördern Material«, meldete Caillebot. »Sehen Sie sich mal den Servomaten mit dem Füllschacht auf dem Rü-
    cken an.«
    Thalia hatte Mühe, Genaueres zu erkennen. Dann fiel ihr die Spezialbrille wieder ein, sie streifte sie über und stellte Vergrößerung und Bildverstärkung ein. Das Bild schwankte, dann stabilisierte es sich. Sie suchte die Prozession ab, bis sie die Maschine gefunden hatte, von der Caillebot sprach.
    Es war ein riesiger Servomat auf Rädern, dreißig oder vierzig Meter lang, mit Schaufeln an

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