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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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beiden Enden, die den tra-pezförmigen Fülltrichter auf seinem Rücken mit Material versorgten. In dem Trichter türmte sich Schutt: Geröll, Erdreich, zerrissene Drahtzaunfelder und vorbearbeitete Metallteile unbekannter Herkunft. Thalia ließ den Blick weiter-schweifen und entdeckte mindestens noch einen Servomaten mit ähnlicher Ladung.
    »Sie sagen, diese Maschinen waren am Jachthafen einge-
    setzt?«
    »Ich denke schon.«
    »Wenn sie zu anderen Arbeiten abgestellt werden, wieso
    schleppen sie dann dieses Zeug mit?«

    »Ich weiß es nicht.«
    »Ich auch nicht. Vielleicht ist es Schutt vom Jachthafen, und sie haben nur keinen ausdrücklichen Abladebefehl bekommen, bevor sie umdirigiert wurden.«
    »Möglich«, sagte Caillebot skeptisch, »aber der Jachthafen wurde nicht auf den Resten einer älteren Gemeinde er-baut. Sie mussten zwar das Erdreich ausbaggern, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass dabei so viel Schutt angefal-len wäre.«
    Thalia richtete den Blick auf die Spitze der Kolonne. »Der Zug hält an«, sagte sie. Die Maschinen hatten einen der Türme im Ring um das Museum der Cybernetik erreicht.
    Unweit davon war Thalia mit ihrer Gruppe von der unter-
    irdischen Bahnstation nach oben gekommen. »Das gefällt
    mir nicht, Bürger Caillebot«, sagte sie und vergaß ganz, dass sie Cyrus Parnasse versprochen hatte, sich immer
    und überall den Anschein zu geben, sie sei nicht nur von ihren eigenen Fähigkeiten überzeugt, sondern auch voller Zuversicht, ihre Schützlinge in Sicherheit bringen zu können.
    Als sie Thory gegenüber einen Alternativplan erwähnte,
    hatte sie gelogen. Tatsächlich hatten sie und Parnasse sich nur überlegt, wie man die Maschinen mit Barrikaden aufhalten könnte. Parnasse hatte sich bemüht, das Projekt
    schönzureden, aber sie wussten beide, dass diese Barrikaden gegen einen entschlossenen Angriff mit Brachialgewalt nicht lange standhalten würden.
    »Mir gefällt es auch nicht«, pflichtete der Landschafts-gärtner bei.
    Die Prozession löste sich auf, einige der Maschinen brachten sich langsam um den anvisierten Turm herum in Stel-
    lung. Thalia hatte das unheimliche Gefühl, einem abstrakten Ballett beizuwohnen. Alles ging lautlos vor sich, denn die Fenster des Votenprozessors waren nicht nur luft-, sondern auch völlig schalldicht. Die Schutttransporter hielten Abstand, während andere, offensichtlich auf Abbrucharbei-ten und Erdbewegungen spezialisierte Servomaten brutale Werkzeuge bereit machten und unverzüglich mit der Arbeit begannen. Mit Schaufeln und Klauen gruben sie sich in
    das breite Fundament und rissen felsblockgroße Stücke der hellen Verkleidung heraus. Gleichzeitig sah Thalia hinter der Rundung den sonnenhellen Strahl eines starken Laser-schneiders aufblitzen.
    »Das gibt doch keinen Sinn«, sagte sie mehr zu sich selbst als zu Caillebot. »Sie greifen den falschen Turm an. Sie wissen doch genau, dass wir uns dort nicht aufhalten.«
    »Vielleicht soll es ja gar kein Angriff sein.«
    Sie nickte. Caillebot hatte auf ihr herumgehackt, nach-
    dem das Update schiefgegangen war, aber jetzt verrieten sein Tonfall wie seine Körpersprache, dass er bereit war, zumindest fürs Erste das Kriegsbeil zu begraben. »Wahrscheinlich haben Sie recht«, sagte sie. Dann richtete sie ihre Brille auf eine andere, mindestens einen Kilometer entfernte Prozession, die sich gerade in ihre Richtung die ge-krümmte Habitatwand herunterwälzte. »Diese Maschinen
    zerlegen auch etwas. Ich kann aber nicht erkennen, was es ist.«
    »Darf ich mal sehen?«, fragte Caillebot.
    Sie reichte ihm die Spezialbrille. Er setzte sie vorsichtig auf. An sich war es nicht vorgesehen, dass ein Präfekt ein solches Gerät auslieh, aber wenn es jemals eine Situation verlangt hatte, solche Regeln zu beugen, dann doch wohl diese.
    »Das ist das Freilufttheater in Praxis Junction«, sagte der Gärtner. »Und es wird ebenfalls eingerissen.«
    »Dann geht es nicht nur gegen uns. Hier läuft irgendetwas anderes ab, Bürger Caillebot.«
    Er gab ihr die Brille zurück. »Fällt Ihnen an diesen Ma-schinenkolonnen etwas auf?«
    »Was meinen Sie?«

    »Sie ziehen alle mehr oder weniger in die gleiche Rich-
    tung. Vielleicht kommen sie doch nicht vom Jachthafen,
    aber sie kommen auf jeden Fall von der vorderen Endkappe, wo Sie angedockt haben. Sieht mir ganz danach aus, als
    hätten sie sich durch das ganze Habitat gearbeitet und alles demoliert, was ihnen in den Weg kam.«
    »Wie würden solche Maschinen die

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