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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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sich genauso wie Sie jetzt.«
    Thalia warf einen Blick über die Schulter auf die Zu-
    gangswand. »Mögen Sie ihn, Sparver?«
    »Es gibt in Panoplia niemanden, für den ich lieber arbeiten würde.«
    »Das war nicht meine Frage.«
    »Ich weiß, aber Sie kriegen von mir keine andere Ant-
    wort.« Er breitete die Arme aus. »Ich bin ein Schwein,
    Thalia. Es gibt Präfekten, die mir deshalb nicht in die Augen sehen. Dreyfus hat mich ausdrücklich für sein
    Team angefordert. Dafür bin ich ihm zu Dank verpflich-
    tet, auch wenn er sich noch so gefühlskalt und maulfaul gibt.«
    »Auch mir schauen manche Präfekten nicht in die Augen«, sagte Thalia.
    »Sehen Sie? Wir stehen beide in seiner Schuld. Und jetzt schieben Sie mir mal einen Teil von diesem Zeug da rüber, mal sehen, ob ich Ihnen etwas abnehmen kann.«
    »Das ist wirklich nicht nötig.«
    »Ich will auch nicht behaupten, dass ich von Beta-Kopien so viel verstehe wie Sie. Aber ich dachte, wenn Sie sich mit den anspruchsvolleren Dingen beschäftigen, kann ich vielleicht ein paar Routinetests durchführen.«

    »Nun ja, wenn Sie es mir schon anbieten ...« Thalias
    Hände glitten wieder zur Konsole. »Alle zwölf Kopien haben die Standardalgorithmen der Tianjun-Protokolle zur Wiederherstellung durchlaufen. Fünf oder sechs sind demnach rettungslos zerstört, aber ich muss noch eine zweite Test-serie durchführen, um ganz sicherzugehen.«
    Sparver nickte. »Diesmal mit den Lisichansk-Protokollen, schätze ich?«
    »Wahrscheinlich macht es keinen Unterschied - wenn
    wir mit Tianjun keine saubere Rekonstruktion hinkriegen, kommt Lisichansk wahrscheinlich auch nicht weiter. Aber der Vollständigkeit halber muss es sein.«
    »Ich mache mich dran.«
    »Nett von Ihnen, Sparver.«
    »Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    Thalia schaute auf ihre Hände, die immer noch über der
    Konsole schwebten. »Ich wüsste schon etwas. Aber es ist eine Gefälligkeit anderer Art.«
    »Raus damit.«
    »Als ich ins Team kam, habe ich Sie gefragt, was mit Dreyfus passiert ist, warum er so ist, wie er ist.«
    »Ich erinnere mich dunkel.«
    »Sie sagten, Sie hätten nicht alle Antworten, aber Sie würden mir eines Tages erzählen, was Sie wissen.«
    »Richtig«, gab er zu.
    »Das war vor fünf Jahren, Sparver. Jetzt könnten Sie mir wirklich etwas mehr verraten.«
    »Haben Sie sich schon anderswo erkundigt?«
    »Ich frage nicht überall herum, falls Sie das noch nicht bemerkt haben sollten.«
    »Zugegeben. Haben Sie eine Abfrage durch die Turbinen
    laufen lassen?«
    »Ich fand es nicht richtig, hinter seinem Rücken herum-
    zuschnüffeln.«
    »Aber es stört Sie nicht, über ihn zu reden?«

    »Das ist etwas anderes«, sagte sie mit einem warnenden
    Blick. »Ich möchte von Ihnen als Freund wissen, was ihm zugestoßen ist.«
    Sparvers Widerstand zerbrach. Er hatte ihr ein Verspre-
    chen gegeben, als sie zum Team gestoßen war, und jetzt
    musste er es halten, auch wenn er gehofft hatte, sie hätte es vergessen. »Nicht Dreyfus selbst ist etwas zugestoßen, sondern jemandem, der ihm nahestand. Sie hieß Valery Chapelon.«
    Er sah, dass Thalia mit dem Namen nichts anfangen konnte.
    »War sie seine Frau?«
    Sparver nickte langsam. Er hatte das Gefühl, einen schweren Vertrauensbruch zu begehen.
    »Was ist geschehen?«, fragte Thalia.
    »Es war vor elf Jahren. Und wenn Sie sich jetzt noch fragen, wie lange Jane Aumonier schon in ihrem derzeitigen Zustand ist, dann sollten Sie alles wissen, was nötig ist.«
    Er wartete, bis sich die Erkenntnis in ihren Zügen spiegelte.
    Jane Aumonier schwebte im Raum, die Arme verschränkt,
    das Kinn erhoben, der Blick klar und durchdringend.
    »Das ging ja schneller, als ich erwartet hatte«, sagte sie, als Dreyfus von der Sicherheitsleine zum Stehen gebracht worden war.
    »Ich habe Fortschritte gemacht.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, hatte ich Ihnen empfoh-
    len, sich zurückzuhalten.«
    »Ich kam in Zugzwang. Ich bin nicht in den Schwarm ein-
    geflogen, aber ich hatte eine Unterredung mit jemandem, der als Sprecher für alle Besatzungen auftrat.«
    »Das müsste dann wohl der Hafenmeister gewesen sein.«
    »Ich wusste nicht, dass Sie ihn kennen.«
    »Wir sind uns ein paarmal begegnet. Niemals persönlich.
    Er ist ein aalglatter Typ, aber alles in allem ist er mir lieber als die meisten seiner Vorgänger. Ich habe den Eindruck, man kann vernünftig mit ihm reden.«
    Dreyfus wäre verlegen von einem Fuß auf den anderen
    getreten, hätte er nicht am

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