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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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auszulösen, wenn sie mich noch mehr unter Stress setzen.«
    »Ich werde mit Demikoff sprechen«, sagte Dreyfus. »Ich
    hole die Wahrheit aus ihm heraus.«
    »Dafür wäre ich dankbar.«
    »Es ist das Mindeste, was ich tun kann.«
    »Natürlich darf ich mich dadurch nicht von der aktuellen Krise ablenken lassen. Aber ich fand, Sie sollten Bescheid wissen.« Sie schluckte hart. »Falls mir etwas zustoßen sollte.«

    Hinter Oberpräfekt Gaffney schloss sich die Zugangswand und wurde unsichtbar. Er war eben erst vom Hospiz Idlewild zurückgekehrt, und seine Nasennebenhöhlen waren noch von der trockenen Hochofenluft an Bord der Korvette verstopft. Er bohrte in der Nase und schmierte eine Schleim-kruste an die Wand, wo sie von der Matrix der Aktivmaterie absorbiert wurde.
    Der Raum - das Herz der Abteilung für Innere Sicher-
    heit - war zunächst so kalt, still und leer wie die feuchten Tiefen eines Höhlensystems. Doch als Gaffney weiterging, reagierten die Systeme auf seine Gegenwart und ließen genau auf seine ergonomischen Ansprüche zugeschnit-tene Möbel und andere Einrichtungsgegenstände entste-
    hen. Gaffney setzte sich vor eine flexible Konsole, und sogleich wurden mehrere membrandünne Displayschirme
    ausgefahren. Auf dem Tastenfeld erschienen neonblau er-
    leuchtete Symbole. Gaffney gab mit flinken Fingern kom-
    plexe, syntaxreiche Sicherheitsbefehle ein, die sich wie Per-len zu einer Kette fügten. Große Mengen von Text und
    Graphiken flackerten mit hoher Geschwindigkeit über die Schirme. Gaffney konnte sich rühmen, über die höchste Le-segeschwindigkeit von allen Agenten innerhalb Panoplias zu verfügen.
    Weit weg im schwerelosen Zentrum von Panoplia pflüg-
    ten sich die Suchturbinen durch unvorstellbare Mengen von archivierten Informationen. Es war reine Einbildung, aber Gaffney war überzeugt, ein unterirdisches Grollen zu hören und zu spüren, dass die Daten mit hohem Druck wie aus
    einem Feuerwehrschlauch durch die Abfragemaschinen ge-
    jagt wurden.
    Als er sich dem Kern seiner Abfrage näherte, verlang-
    samte er den Strom.
    »Warnung«, meldete das System. »Sie greifen auf einen
    streng geheimen Datenbereich zu. Ab jetzt sind Pangolin-Privilegien zwingend erforderlich. Sie werden gebeten, ohne diese Privilegien auf weitere Abfragen zu verzichten.«
    Gaffney ließ sich nicht aufhalten. Er war nicht nur selbst mit Pangolin-Privilegien ausgestattet, er konnte sogar entscheiden, wer sonst noch in diesen Genuss kam.
    »Kategorie: Waffensysteme, gesperrtes Archiv«, meldete
    das System.
    Gaffney verfeinerte die Sucheinstellungen ein letztes Mal.
    »Detailabfrage«, bestätigte das System. »Kriegsroboter.
    Käferklasse.«
    »Zeigen«, hauchte Gaffney und wiederholte den Befehl
    mit den Fingern.
    Liniendiagramme und Schnittzeichnungen füllten die
    Displayschirme. Gaffney kniff die Augen zusammen und
    sah sie sich genau an. Auf einigen Bildern waren die Käfer zusammen mit menschlichen Gestalten dargestellt, um die Größenverhältnisse zu demonstrieren. Die Roboter waren
    kleiner, als er erwartet hatte, bis ihm wieder einfiel, dass sie ursprünglich vor allem zur Infiltration eingesetzt worden waren. Sie galten als schnell und in hohem Maße taktisch autonom.
    Was nicht hieß, dass sich noch irgendjemand genau an
    sie erinnern konnte. Den Datumsangaben zufolge waren
    alle Anmerkungen mindestens hundert Jahre alt.
    Wieder glitten Gaffneys Finger über die Konsole. Jetzt
    liefen Textzeilen und Symbole in der für Menschen les-baren Assembler-Sprache für Produktionsanlagen über die
    Schirme. Die Anweisungen verschwammen zu einem trü-
    ben Fleck, der in subtilem Rhythmus hüpfte und flimmer-
    te und eine Grobstruktur im Sequenzcode erkennen ließ.
    Wenn man diese Befehle in eine entsprechend ausgestattete Produktionsanlage eingab, würde sie einen voll funktionsfähigen Käfer erzeugen.
    Oder auch mehrere.
    Nachdem Gaffney sich vergewissert hatte, dass das As-
    sembler-Skript vollständig und fehlerfrei war, verkapselte er es und legte es in einer Partition seines privaten Sicherheitsbereichs ab. Sollte der unwahrscheinliche Fall eintreten, dass jemand zufällig darüber stolperte, so fände er nur die Ein- und Ausgangsprotokolle für luftdichte Zugangswände innerhalb Panoplias.
    Er erstellte eine Sicherungskopie der obersten Ebene
    der Abfrageliste. Seine Finger verharrten über der Tastatur.
    Dann schaltete er auf Spracheingabe um.
    »Suche Einträge zum Begriff Brandfackel.«
    »Suchbegriff

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