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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Aufsichtshierarchien. So ging das zwei Jahre lang.«
    »Was geschah dann?«
    »Dann kam es zu einem Unfall: Eines der vermeintlich
    toten Artefakte reaktivierte sich selbst und tötete die Hälf-te der Zellenangehörigen, bevor die anderen es bändigen konnten. Als mich die Nachricht erreichte, verfügte ich die Schließung von Brandfackel. Ich sah ein, dass kein Erkennt-nisgewinn die Risiken aufwiegen konnte, die man einging, wenn man diese Artefakte bestehen ließ. Ich ordnete an, alle Überreste zu zerstören, alle Aufzeichnungen zu löschen und die Zelle aufzulösen. Die Beteiligten sollten in den normalen Dienst zurückversetzt werden und wieder die Posi-
    tionen einnehmen, die sie offiziell nie verlassen hatten.«
    »Und?«, fragte Dreyfus.
    »Wenig später erhielt ich die Bestätigung, dass meine Anweisungen ausgeführt worden seien. Die Zelle existierte nicht mehr. Alle Artefakte waren zerstört.«
    »Aber das war vor neun Jahren. Wieso taucht Brandfa-
    ckel jetzt wieder auf?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Jemand will die alten Geister heraufbeschwören, Jane.
    Wenn Brandfackel eigentlich zu Panoplia gehört, wie hat dann Anthony Theobald davon erfahren?«
    »Wir können nicht sicher sein, dass er Bescheid wusste.
    Vielleicht ist das nur eine sehr freie Interpretation der Trawl-Ergebnisse.«
    »Oder es erklärt, warum sich Gaffney so angelegentlich
    für die Familie Ruskin-Sartorius interessierte«, überlegte Dreyfus. »Sie haben die Zelle geschlossen, Jane. Aber angenommen, die Zelle hätte andere Vorstellungen gehabt?«
    In ihren Augen flackerte es unruhig. »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Nehmen wir doch einmal an, die Leiter dieser Zelle hielten ihre Arbeit für zu wichtig, um einfach damit aufzu-
    hören, und kümmerten sich nicht darum, wie Sie darüber
    dachten. Ihnen sagten sie zwar, Brandfackel hätte sich erledigt. Aber wenn sie ihre Tätigkeit nur an einen anderen Ort verlegt hätten?«
    »Das hätte ich erfahren.«
    »Sie sagen doch selbst, dass die Zelle fast nicht aufzuspü-
    ren war«, erinnerte sie Dreyfus. »Können Sie wirklich sicher sein, dass sie nicht ohne Ihr Wissen weiterbestanden hat?«
    »Das hätten die Verantwortlichen nicht gewagt.«
    »Aber wenn sie nun glaubten, im Recht zu sein? Sie selbst hielten die Einrichtung von Brandfackel anfangs doch auch für gerechtfertigt. Wenn nun die Agenten die Gründe von damals auch weiter für gültig hielten, obwohl Sie die Zelle abwürgen wollten?«
    »Sie waren mir gegenüber loyal«, sagte Aumonier.
    »Daran zweifle ich nicht. Aber Sie hatten ihnen ein
    schlechtes Beispiel gegeben, Jane. Sie hatten ihnen gezeigt, dass ein Betrug mit dem Wohl der Allgemeinheit zu entschuldigen wäre. Wenn sie nun beschlossen hätten, Sie zu täuschen und die Zelle aufrechtzuerhalten?«
    Aumonier schwieg so lange, als hätten Dreyfus' Worte sie nicht nur getroffen, sondern ihr förmlich den Boden unter den Füßen weggezogen. »Ich wollte, dass sie der Sache
    ein Ende machten«, flüsterte sie so leise, dass Dreyfus es nur hörte, weil er sich voll und ganz auf ihre Stimme konzentrierte. »Ich habe ihnen befohlen, Brandfackel zu schlie-
    ßen.«
    »Sie waren offenbar anderer Meinung.«
    »Aber warum kommt das alles jetzt wieder hoch, Tom?
    Was hat es mit Anthony Theobald, mit Gaffney oder mit
    Aurora zu tun?«
    »In der Ruskin-Sartorius-Blase befand sich etwas, das
    zerstört werden musste«, sagte Dreyfus. »Wir hatten keine Ahnung, dass es da war, aber Aurora betrachtete es als Hindernis für ihre Pläne, ein Hindernis, das beseitigt werden musste, bevor sie mit der Eroberung des Glitzerbandes beginnen konnte.«
    »Sie glauben also, Brandfackel wäre vor neun Jahren in
    die Ruskin-Sartorius-Blase umgezogen?«
    »Wenn Sie die Schließung der Zelle befohlen hatten, wäre es schwierig gewesen, die Arbeit innerhalb Panoplias fortzusetzen, besonders, da weitere Unfälle nicht auszuschlie-
    ßen waren. Eine Umsiedlung an einen anderen Standort im System wäre auch nicht in Frage gekommen, denn das hätte Flüge erforderlich gemacht, die nicht so ohne weiteres als Dienstreisen für Panoplia hätten erklärt werden können.

    Warum also nicht ein anderes Habitat? Nahe genug, um
    leicht erreichbar zu sein, aber doch diskret genug, um ein Geheimnis so gut zu hüten, dass nicht einmal wir davon
    wussten?«
    »Und was hätte Anthony Theobald damit zu tun gehabt?«
    »Das weiß ich nicht«, gestand Dreyfus. Er war selbst noch dabei, seine Gedanken zu ordnen. »Hatte er

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