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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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eine Notabstimmung vor. Wir beantragen,
    für einen befristeten Zeitraum überall im gesamten Glitzerband Bürger einberufen und eine Miliz aufstellen zu dürfen.«
    »Definieren Sie >Miliz<.«
    »Ich meine Millionen von Bürgern, gepanzert und mit
    allen Waffen versehen, die die jeweiligen Produktionsanlagen in den nächsten dreizehn Stunden fabrizieren können.
    Die Schiffe sind bereits vor Ort, der Transport wäre also kein Problem. Wenn wir die Milizionäre mit Waffenbauplä-
    nen ausstatten und ausreichend viele von ihnen zu den jetzt schon gefährdeten sowie zu den Habitaten schicken, die
    Aurora nach unserer Einschätzung als nächste ins Visier nehmen wird, könnten wir ihr zusammen mit Militär-Servomaten, die uns unterstellt sind, auch ohne Atomwaffen das Rückgrat brechen.«
    Baudry sah ihn bedauernd an. »Sie reden von Bürgern,
    Tom, nicht von Soldaten.«
    »Sie haben sie als Kämpfer bezeichnet, nicht ich.«
    »Sie haben weder Ausbildung noch Ausrüstung.«
    »Die Ausrüstung bekommen sie von den Produktionsanlagen. Die Ausbildung lässt sich über Eidetikverfahren organisieren. Kleine Trupps von Einberufenen könnten jeweils einem Präfekten unterstellt werden.«
    »Da draußen sind hundert Millionen Bürger, Tom, und
    achtundneunzig Prozent davon werden von Aurora nicht
    unmittelbar bedroht. Glauben Sie wirklich, dass sie in Scharen angerannt kommen, um sich diesen Käfern entgegen-
    zuwerfen?«
    »Ich finde, wir sollten ihnen zumindest die Wahl lassen.
    Wir werden keine Wehrpflicht für die gesamte Bürgerschaft beantragen. Aber schon zehn Millionen könnten uns gewaltig nach vorne bringen, besonders, wenn sie von Servomaten unterstützt würden. Das wäre nur einer von zehn Bürgern, Lillian. Die meisten könnten der Einberufung ruhig zustimmen, weil sie wüssten, dass sie wahrscheinlich nicht an die Reihe kämen.«
    »Möchten Sie auch die Opferschätzung quantifizieren?«,
    fragte Baudry. »Einer von zehn, zwei von zehn? Noch
    schlechter?«
    Dreyfus klopfte mit dem Eingabestift auf den Tisch. »Ich weiß es nicht.«
    »Wenn Sie zwei Millionen verlieren, haben Sie mehr Men-
    schen getötet, als wenn wir jetzt Atomraketen einsetzten.«
    »Aber die zwei Millionen hätten selbst entschieden, sich zum Wohl des Glitzerbandes in die Schusslinie zu begeben, während wir sonst für zwei Millionen einfach deshalb auf den Knopf drücken, weil eine Simulation das für richtig hält.«
    »Vielleicht können wir einen Kompromiss finden.« Aumoniers Stimme durchschnitt das Streitgespräch zwischen Dreyfus und Baudry wie eine Kristallklinge. »Die Vorstellung, Habitate mit Atomwaffen zu beschießen, ist uns allen ein Gräuel, auch wenn wir über die Notwendigkeit dieser Maßnahme verschiedener Meinung sein mögen.«
    »Einverstanden«, sagte Baudry vorsichtig.
    »Nach welchen Kriterien haben Sie Auroras nächste Ziele bestimmt?«, fragte Aumonier.
    »Nähe und Zweckdienlichkeit, wobei wechselnde Distan-
    zen auf Grund von verschiedenen Umlaufgeschwindigkei-
    ten berücksichtigt wurden. Ich ging davon aus, dass Aurora ihre Anstrengungen auf die nächstgelegenen Habitate mit Produktionskapazitäten konzentrieren würde.«
    »Leuchtet mir ein«, sagte Aumonier. »Die Frage ist nun, ob wir die Menschen aus diesen Habitaten holen können,
    bevor die Käfer von den Habitaten eintreffen, die derzeit unter Beschuss stehen?«

    »Sie meinen, erst evakuieren und dann bombardieren?«,
    fragte Dreyfus.
    »Wenn uns das gelingt, schlagen wir eine Schneise in den Wald. Ich sage nicht, dass Auroras Käfer sie nicht überqueren und zu weiter entfernten Habitaten springen könnten, aber wir hätten zumindest Zeit gewonnen, ohne Menschenleben zu verlieren.«
    »Falls wir die Menschen rechtzeitig herausholen können«, erinnerte Clearmountain.
    »Wir können nicht genau sagen, welche Habitate Aurora
    sich aussuchen wird«, sagte Baudry und zeigte auf das Systemmodell. »Ich habe wahrscheinliche Kandidaten ausge-
    wählt, aber ganz sicher kann ich nicht sein.«
    »Dann müssen wir auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig
    tanzen«, entschied Aumonier. »Ich werde eine Notevakuierung für zehn mögliche Ziele einleiten.«
    »Ich würde vorschlagen«, schaltete sich Dreyfus ein,
    »alle Zwangsmaßnahmen auf ein Habitat zu konzentrie-
    ren, nur um zu zeigen, dass wir es ernst meinen. Die anderen werden dann hoffentlich glauben, dass wir imstande
    sind, ihnen die gleiche Behandlung zuteil werden zu lassen.«
    »Einverstanden«, sagte

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