Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
Es ist, wie Sie sagen, wir wollen es schließlich nicht unbedingt auf einen Kampf mit diesen Servomaten ankommen lassen.«
    »Nein«, bestätigte Thalia grimmig. »Ganz bestimmt nicht.
    Konnten Sie feststellen, ob irgendjemand sonst die Militär-Servomaten bemerkt hat?«
    Er sprach noch leiser. »Ich glaube nicht. Cuthbertson hat angefangen, um die Fenster herumzuschleichen, aber ich
    konnte ihn weglotsen, bevor er etwas gesehen hatte.«

    »Das ist gut. Die Bürger sind schon verschreckt genug,
    auch ohne sich mit der Vorstellung von Kriegsrobotern auseinandersetzen zu müssen. Ich brauche Ihnen wohl nicht
    zu schildern, was diese Maschinen mit unbewaffneten Zivilisten anstellen können.«
    »Nein, dafür reicht meine Fantasie gerade noch aus«,
    scherzte Parnasse grimmig. »Was mögen sie wohl vorha-
    ben - wollen sie wie die anderen im Innern nach oben vordringen?«
    »Nicht nötig. Dies sind Maschinen zum Erstürmen und
    Infiltrieren von Zielen. Sie brauchen keine Treppen zu steigen, um den Votenprozessor zu erreichen. Sie können von außen hochklettern, selbst wenn sie dazu aus ihren eigenen Körpern einen Belagerungsturm errichten müssen.«
    »Noch haben sie nicht damit begonnen.«
    »Wahrscheinlich verschaffen sie sich erst einen Überblick über die Lage und überlegen sich dann, wie sie uns möglichst schnell erledigen können. Aber wir können nicht erwarten, dass sie ewig zaudern. Zeigen Sie mir lieber, wo ich schneiden soll.«
    »Hier entlang«, flüsterte Parnasse und drückte Thalia den Kopf nach unten, damit sie sich nicht an einer Deckenstrebe stieß. »Vielleicht sollten Sie Ihre Spezialbrille aufsetzen«, fügte er hinzu.
    »Und was ist mit Ihnen?«
    »Ich kenne mich hier aus. Passen Sie nur auf sich auf.«
    Thalia setzte die Brille auf. Der Bildverstärker zeigte ihr nur grobkörnige Umrisse. Sie schaltete das Infrarot-Overlay zu, konzentrierte sich auf den Klumpen, der Parnasse war, und folgte jeder seiner Bewegungen so getreulich, als gingen sie durch ein Minenfeld. So leise sie konnten, tasteten sie sich durch einen Wald von kreuz und quer stehenden
    Streben und Versorgungsleitungen. Es ging langsam ab-
    wärts, bis sie vor den drei baumstammähnlich aufstrebenden Schächten standen, die ihr Parnasse beschrieben hatte.

    Thalia begriff, dass sie den tiefsten Punkt der Kugel erreicht hatten, denn sie sah, wo die Wölbung auf der Turmspitze aufsaß. Das Schachtbündel war von mächtigen Strebepfei-lern umgeben, die sich über Thalias Kopf nach außen wölbten und wie die Speichen eines Rades in die Tiefen des
    Raums hineinführten. Einen dieser Pfeiler tippte Parnasse wortlos mit dem Finger an. Er war so dick wie Thalias Oberschenkel.
    »Den muss ich durchschneiden?«, fragte sie.
    »Nicht nur den einen«, flüsterte er. »Es gibt achtzehn von der Sorte, und mindestens neun müssen dran glauben,
    sonst kann die Kugel nicht fallen.«
    »Neun!«, zischte sie.
    Er hob mahnend den Finger an die Lippen. »Ich habe
    nicht gesagt, Sie müssten sie alle vollständig durchtrennen.
    Sie kappen vier oder fünf, sagen wir, zwei zu beiden Seiten des Strangs hier, und zwei weitere auf jeder Seite schneiden Sie an. Das sollte reichen. Wir müssen nur dafür sorgen, dass die verdammte Kugel in die gewünschte Richtung fällt.«
    »Ich weiß.« Thalia ärgerte sich, dass er glaubte, sie daran erinnern zu müssen.
    »Soll ich Ihnen Ihr Zauberschwert geben?«
    »Einen besseren Zeitpunkt finden wir nicht mehr.«
    Parnasse reichte ihr die Hundepeitsche, die er zu einem dicken Bündel verpackt hatte. Gemeinsam schälten sie die Isolierschichten ab und wickelten die kühleren äußeren Tü-
    cher um den glühend heißen Schaft. Wieder zitterten Thalia die Hände, als sie die beschädigte Waffe zur Hand nahm.
    Sie bestürmte den Himmel, die Schnur möge noch ein ein-
    ziges Mal ausfahren.
    Dann begann sie zu schneiden.
    Nicht zum ersten Mal war Jane Aumonier zugleich beein-
    druckt und erschrocken über die Arbeit ihres Unterbewusstseins. Sie hatte in den vergangenen neun Jahren kaum eine Sekunde an die Brandfackel-Agenten gedacht, aber ihre
    Namen ließen sich so schnell und automatisch abrufen wie bei einer gut funktionierenden Zapfanlage. Sie diktierte sie Dreyfus, der am Ende seiner Sicherheitsleine schwebte, und er kritzelte sie auf sein Notepad. Beim Schreiben wirkte er immer etwas unbeholfen, so als wären seine Hände für
    diese Tätigkeit nicht weit genug entwickelt.
    Als er fertig war, ließ er sie allein

Weitere Kostenlose Bücher